Am 1. Januar 2020 wird Strom für die Kunden der Versorgungsbetriebe Zellingen teurer. Wie vom Werkausschuss empfohlen, beschloss der Zellinger Gemeinderat einstimmig, den Arbeitspreis in den meisten Tarifen um 1,8 Cent je Kilowattstunde und den Grundpreis (Zählergebühr) auf mindestens 7 Euro im Monat anzuheben (jeweils Netto, also plus Mehrwertsteuer). Letzteres führt für Kunden mit einem sehr geringen Stromverbrauch von nur 100 Kilowattstunden im Monat zu einer Verdoppelung der jährlichen Stromrechnung. Für die Masse der Privatkunden werden die geänderten Preise jedoch zu einer Kostensteigerung im Bereich von zehn Prozent führen.
Wie schon im Werkausschuss nannte Stefan Schinagl, kaufmännischer Leiter der "Energie", die Hintergründe der Erhöhung. Seit im Jahr 2015 in Zellingen der Strompreis letztmals angepasst wurde, stiegen die Einkaufspreise an der Strombörse merklich an, von damals rund drei Cent auf vier Cent zum Jahresende 2017 und vor allem im Jahr 2018 auf zeitweise 5,8 Cent je Kilowattstunde. Seit September 2018 lagen sie im Mittel bei rund 5,3 Cent, für 2020 wird eine weitere Steigerung um 1,5 Cent erwartet. Dazu kommen 0,3 Cent mehr Umlage aufgrund des Erneuerbaren-Energien-Gesetztes.
Die genannten Stromhandelspreise samt Vertreib und Marge machen nur rund ein Viertel des Endpreises für die Verbraucher aus. Alleine 21 Prozent entfallen auf die EEG-Umlage, zusammen mit Umlagen für Kraft-Wärmekopplung, Offshore-Haftung (§ 17), abschaltbare Lasten (§ 18) und Ausgleich Netzentgeltbefreiung (§ 19) wird fast ein weiteres Viertel für Umlagen benötigt. Die Netzentgelte entsprechen 24 Prozent des Strompreises, die Mehrwertsteuer 16 Prozent, die Stromsteuer sieben und die Konzessionsabgabe (zugunsten der Kommunen) vier Prozent.
Seit 2015 praktisch verdoppelt hat sich auch die Grundgebühr in den Netznutzungsentgelten von damals rund 38 auf inzwischen 75 Euro, für 2020 ist eine weitere Steigerung prognostiziert.
Die meisten der 2848 Stromkunden (ohne Gewerbebetriebe mit hohen Strombedarf und Leistungsmessung) der Versorgungsbetriebe Zellingen nutzen einen alten Sondervertrag (mit vier Tarifstufen von Energie Mini bis Energie Profi). Sie werden künftig in einen Tarif des 2018 eingeführten Tarifsystems "Zellinger Strom" (fünf Tarifstufen) umgestellt, nach dem bisher 247 Verträge abgeschlossen wurden. Den Tarif zur Grundversorgung (ohne besonderen Vertrag) nutzten 338 Kunden.
Für die Kunden die nach 2018 einen Vertrag für "Zellingen Strom" abschlossen fällt die Erhöhung geringer aus weil dieser Tarif schon jetzt etwas teurer ist. Hier ergeben sich im Tarif "Eco" 60 Euro (7,3 Prozent) und im Tarif "Midi" 123 Euro (6,8 Prozent) mehr im Jahr.
Ganz zum Schluss, vor der Abstimmung, erklärte Bürgermeister Wieland Gsell, dass Zellingen dank seiner Beteiligung an der Einkaufgemeinschaft "City Use" den Strom noch zu relativ günstigen Preisen bekomme, bei anderen Stadtwerken stünden Erhöhungen um 2,5 Cent im Raum.