
Über 120 Bürger kamen zur Infoveranstaltung zur Windkraftnutzung ins Pfarrheim Himmelstadt. Referent war Projektleiter Andreas Scharf. Er arbeitet für die Firma Primus, die fünf große Windkraftanlagen am Sternberg bauen will. Die Firma sitzt in Regensburg, ist seit über 25 Jahren im Bereich erneuerbare Energien aktiv und hat rund 70 Mitarbeiter. Jede Anlage wird mindestens 260 Meter hoch sein, mit der Kanzel auf etwa 170 Metern, und bei mindestens sechs Megawatt Nennleistung rechnerisch Strom für 4500 Haushalte erzeugen. Auf einen konkreten Typ wollte er sich nicht festlegen. Zur Höhe erklärte er, inzwischen baue niemand mehr Anlagen unter 200 Meter. Ob eine Anlage 210 oder 250 Meter hoch ist, erkenne auch er optisch nicht.
Der erzeugte Strom ist primär zur Erzeugung Wasserstoff als Energieträger und -speichermedium in einer großtechnischen Anlage vorgesehen, die Vattenfall bei Ingolstadt bauen wird. Eine Tochtergesellschaft des schwedischen Multis würde nach dem Bau Betreiber der Windräder.
Drei der Anlagen sind auf Privatgrund geplant, hier sind sich Grundeigentümer und die Firma Primus schon einig. Zwei weitere würden im Gemeindewald stehen. Diesen dafür zu verpachten hatte der Gemeinderat im August knapp abgelehnt, unter anderem weil dafür Wald gerodet werden muss. Dabei geht es inklusive Zufahrtswegen um zwei bis drei Hektar. Dafür sind natürlich Ausgleichsflächen nötig. Diese werden auf Basis eines sehr aufwändigen und teuren Naturschutzgutachtens festgelegt.
Zuwegung bleibt bestehen
Eine Anlage benötigt etwa ein halben Hektar, die Stahlbeton-Fundamente haben bis zu 30 Meter Durchmesser und über drei Meter Tiefe. Die vier Meter breite und auf 18 Tonnen Achslast ausgelegte Zuwegung bleibt während der gesamten Laufzeit bestehen. Das sind zunächst 20 Jahre, mit möglicher Verlängerung von zweimal fünf Jahren.
Ob es in spätestens 30 Jahren einen kompletten Rückbau gibt oder dann modernere Anlagen aufgestellt werden, ist offen. Allerdings sprach Andreas Scharf davon, das im Regionalplan "WK9 Südwestlich Himmelstadt" genannt Vorranggebiet sei ein Musterstandort. Er ist über zwei Kilometer vom Ort entfernt mit guter Windhäufigkeit. Die würde ein Jahr lang mit einem Lidar genauer gemessen, bisher gibt es für über 200 Meter Höhe nur Hochrechnungen. Lidar-Systeme arbeiten wie Radar, aber mit Licht (Laser) statt Radiowellen.
Simulation zur Sichtbarkeit der Anlagen
Zu möglichen Beeinträchtigungen versprach Andreas Scharf, hören werde man die Anlagen im Ort nicht. Bei Nennlast (etwa 2000 Stunden im Jahr) und Westwind seien laut Schallschutzgutachten maximal 40 Dezibel (A) im Buchenweg zu erwarten, was etwa einem Kühlschrank entspreche. Dann gebe es aber auch Geräusche durch die Waldbäume. Beim Schattenwurf sind rechtlich maximal 30 Minuten und in Summe 30 Stunden im Jahr für ein Grundstück erlaubt, dann muss abgeschaltet werden. Das sind rechnerische Werte mit Sonnenschein solange es hell ist. Er zeigte auch die optische Simulation zur Sichtbarkeit der Anlagen. Die Rotorblätter wären vom höchsten Punkt der Mainbrücke und einer weiteren Stelle im Ort über dem Wald wahrnehmbar. Von der Kreisstraße aus (Höhe Norma) könnte Stücke der Türme sehen.

Angefahren würden die Anlagen nicht durch Himmelstadt, sondern über Laudenbach und dann den Ortsverbindungsweg nach Stadelhofen rauf. Ausgeklügelte Transportsysteme wie Selbstfahrwägen mit einzeln steuerbaren 18 Achsen können die über 80 Meter langen Rotorblätter für Kurven nahezu senkrecht stellen.
Investitionen in Höhe von 60 Millionen Euro
Die finanzielle Dimension des kleinen Windparks sind etwa 60 Millionen Euro Investition. Himmelstadt würde von der Kommunalabgabe profitieren, bis zu 20.000 Euro je Anlage, aufgeteilt unter Gemeinden, die weniger als 2500 Meter entfernt sind (eventuell auch Laudenbach) und nach Abschreibung der Investition (zehn bis zwölf Jahr) auch Gewerbesteuer erhalten. Bei fünf Anlagen wären das zusammen zwischen 200.000 und 300.000 Euro im Jahr. Konkrete Angaben zur Pacht machte Andreas Scharf wegen der privaten Verpächter nicht. Im Internet findet man Angaben bis 200.000 Euro je Jahr und Anlage. Bürger könnten ein Nachrangdarlehen (Zinssatz um fünf Prozent) zeichnen, das zusammen mit einem regionalen Geldinstitut aufgelegt würde. Es könnte sich in Himmelstadt auch Bürgerenergiegenossenschaft gründen und unternehmerisch beteiligten.
Für den Rückbau wird eine Bankbürgschaft "angespart", auf die nur der Landkreis zugreifen kann. Das sind rund 200.000 Euro je Anlage. Einige Besucher sorgten sich, Vattenfall könne ja insolvent werden. An diesem Donnerstag, 6. Februar, stimmt der Gemeinderat erneut über die Verpachtung der Waldflächen für zwei Windkraftanlagen ab.
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die Rotorblätter seien 30 Meter lang. Richtig ist, dass sie über 80 Meter lang sind. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.