„Wenn das Model tot vom Laufsteg kippt ...“, mit diesem Szenario stieg Hannah Auer beim Regionalentscheid „Jugend debattiert“ in das Thema für die Sekundarstufe I ein: „Soll ein Mindestgewicht für Models eingeführt werden?“. Das gefiel der Jury und auch, wie Hannah weiter argumentierte, denn die Neuntklässlerin der St.-Ursula-Schule Würzburg holte sich den Sieg.
Da die Debatten für den Wettbewerb nach strengen Regeln ablaufen, muss es nicht die eigene Meinung sein, die die Schüler vertreten. Themen und Position werden zugelost. In der Aula des gastgebenden Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasiums in Lohr wurde beim Finale heiß diskutiert. Die „Pro“-Seite forderte eine Bestrafung von Modelagenturen für „Magermodels“. Der Vertreter der „Contra“-Position kontert mit Hinweis auf unterschiedliche Knochenmassen und Stoffwechsel und stellt fest: Ein „Mindest-Bodymass-Index“ von 18 sei ein „willkürlicher Wert“.
Nach acht Minuten schloss sich eine freie Diskussion an. Hier wird das Propagieren eines falschen Frauenbilds kritisiert und werden die Argumente mit Zahlen aus wissenschaftlichen Studien belegt.
„Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger hat Priorität“, argumentierte Jakob Syndikus bei der Debatte der älteren Schüler, „mehr, als dass drei Motten länger leben“. Nein, es ging nicht um die Verwendung von Insektengift im Kleiderschrank sondern um die Frage: „Soll unsere Gemeinde die nächtliche Beleuchtung auf Straßen und Plätzen sowie die von öffentlichen Gebäuden beschränken?“. Nicht einfach war es für die Vertreter der Pro-Seite, Argumente zu finden: „Früher waren 6000 Sterne am Nachthimmel zu sehen, heute nur noch 150“. Auch auf Melatonin-Ausschüttung und Zugvögel wird hingewiesen.
Eigentlich waren sich beide Seiten einig, dass mit einer Umstellung auf LED-Beleuchtung schon viel erreicht sei, eine Abschaltung jeder zweiten Straßenlaterne oder die Beschränkung der Leuchtdauer nicht viel mehr bringe. Im Wettbewerb wird nicht bewertet, ob eine Forderung sinnvoll ist, sondern mit wieviel Fachwissen oder auch Kreativität die Schüler ihre Argumente stützen.
Die Statistik der Stadt Lohr zur Energieeinsparung nach der LED-Umstellung wurde ins Feld geführt oder auf die „logarithmische“ Änderung der Beleuchtung hingewiesen. „Und auch wenn es der Besoffene nach der Party ist!“, schleuderte Jonathan Franz der Pro-Seite entgegen, „jeder muss gesund nach Hause kommen“. Nach zwölf Minuten Aussprache muss jeder noch einmal in einer Minute die Debatte und seine eigene Position auf den Punkt bringen. Das ist nicht viel, so dass, wenn die Glocke drängend „abbimmelt“ auch mal verkürzt argumentiert wird: „Ich laufe im Dunkeln nicht allein!“.
Bis in den Abend dauerte der Wettbewerb. Die Juroren gaben nicht nur die Platzierung bekannt, sondern jedem Teilnehmer auch einen Ratschlag mit auf den Weg, was gut war, was hätte besser gemacht werden können. Die beiden Besten jeder Jahrgangsstufe können dies beim Landesentscheid in München auch noch einmal umsetzen.
Für die anderen, die teilweise schon in den Vorrunden ausgeschieden waren, zeigte Marcel die richtige Einstellung: „Natürlich bleibe ich bis zum Schluss, ich kann ja vielleicht noch was dazulernen“, und drückte seinen Mitschülern die Daumen. Die Gastgeber konnten in diesem Jahr keinen Teilnehmer in die Endrunde bringen.
Die Teilnehmer im Finale und ihre Platzierung:
Sekundarstufe I (alle 9. Jahrgangsstufe): 1. Hannah Auer (St.-Ursula-Schule, Würzburg), 2. Philipp Herget (Hans-Seidel-Gymnasium, Hösbach), 3. Franziska Kaiser (St.-Ursula-Schule, Würzburg) und 4. Anne Wendenburg (Deutschhaus-Gymnasium, Würzburg).
Sekundarstufe II (alle 11. Jahrgangsstufe): 1. Ellen Hartmann (Deutschhaus-Gymnasium, Würzburg), 2. Jonathan Franz (Hans-Seidel-Gymnasium, Hösbach), 3. Laura Jähnel (St.-Ursula-Schule, Würzburg) und 4. Jakob Syndikus (Hösbach).