Selbst die Veranstalter waren überrascht von der großen Resonanz im Bürgersaal in Gambach. Rund 35 Personen waren der Einladung der zweiten Bürgermeisterin der Stadt Karlstadt, Frau Martha Bolkart-Mühlrath und dem BUND Naturschutz in Bayern, Kreisgruppe Main-Spessart (BN), gefolgt. "Das zeigt uns", so Erwin Scheiner, Vorsitzender der Kreisgruppe, "dass den Menschen hier das Thema wichtig ist."
In Deutschland genießt der auffällige Lurch einen besonderen Schutzstatus. Seit 2021 führen der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz und der Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern Kartierungen von Feuersalamander-Larven und erwachsenen Tieren durch. Diese Bemühungen sind Teil des Projekts "Artenhilfsprogramm für den Feuersalamander in Bayern".
80 überfahrene Lurche im Jahr 2023
Was den Lurch bedroht ist sein schrumpfender Lebensraum sowie der Rad- und Autoverkehr. In Gambach steuerte man gegen und sperrte die asphaltierte Straße zur Musikhalle. Martha Bolkart-Mühlrath, die selbst in Gambach wohnt, erzählt, dass sie bereits vor zwei Jahren auf die überfahrenen Salamander auf diesem Straßenabschnitt angesprochen worden sei. "Wir haben Schilder aufgestellt", so die zweite Bürgermeisterin, "aber das hat überhaupt nichts gebracht, weil es die Menschen einfach nicht interessiert." Ein Zuhörer warf ein, dass man sie mit ihrer Tarnbefleckung aber auch leicht übersehen könne.
Das traurige Resultat: 80 überfahrene Lurche wurden 2023 auf dem nur 330 Meter langen Straßenabschnitt gezählt. Bei einer geschätzten Population von 500 Tieren sei das kritisch, so Winter. Nachdem sich der BUND Naturschutz und die Untere Naturschutzbehörde eingeschaltet hatten, handelte die Stadt. "Seit komplett gesperrt ist, gab es keine toten Tiere mehr", freut sich ein engagierter Gambacher, der vor der Totalsperrung heuer 14 Kadaver gezählt hatte.
Stadt Karlstadt beauftragt Biologen
Die Stadt warte nun, so Bolkart-Mühlrath, auf das Ergebnis der Untersuchungen eines beauftragten Biologen. 50.000 Euro seien für Schutzmaßnahmen bereits im Haushalt eingeplant und genehmigt, gab sie an und setzte hinzu: "Die gesperrte Straße liegt im Naturschutzgebiet. Wer jetzt noch durchfährt, den erwarten saftigste Strafen."
Stellen wie diese sichert man gemäß Winter meist mit L-Steinen in der Böschung. Damit leite man die Tiere zu Untertunnelungen, die eine sichere Querung unter der Straße bieten. Doch nicht nur Autos, auch Fahrräder und vor allem Pedelecs seien ein Problem. "Uns werden", so der Fachmann, "auch auf Radwegen oft tote Tiere gemeldet." Als Beispiel nennt er den Radweg in Frammersbach. Er wünscht sich mehr Aufmerksamkeit von Radfahrenden.
Auch könnten Hausbesitzer einen Beitrag leisten, so der Experte, indem sie vor allem bei feuchter Witterung Keller- und Wasserablaufschächte kontrollierten. Denn diese würden durch die steilen und glatten Wände oft zur Todesfalle für die zierlichen Amphibien – ein feines Netz als Aufstiegshilfe könne helfen. Auch der Waschbär trage seinen Teil zur Dezimierung bei. Denn der habe gelernt die Lurche zu häuten und sie trotz ihrer giftigen Haut zu fressen.
Zusätzlich zu den genannten Gefahren breitet sich derzeit ein für die Tiere tödlicher Hautpilz namens Batrachochytrium salamandrivorans, kurz Bsal aus. Winter ist daher nachts im Wald mit der Taschenlampe unterwegs, sammelt Lurche und nimmt Abstriche von der Bauchseite. Diese werden in einem Labor untersucht. "Bisher war alles im Spessart negativ, aber das ist nur eine Frage der Zeit", so Winter, denn im Steigerwald sei Bsal schon angekommen.
Eigentlich sind isolierte Lebensräume bei Biologinnen und Biologen unbeliebt; beschneiden sie doch die genetische Vielfalt. Im Falle des Feuersalamanders in unserer Region könnte jedoch gerade das in Gambach die Rettung sein. Denn die Population des Feuersalamanders, so der Fachmann, hänge im gesamten Spessart zusammen. "Dann kommt lange nichts und dann kommt Gambach." Die Hoffnung: Wenn Bsal den Spessart erreicht, könnte Gambach verschont bleiben.