
"Frischekur und ein neuer Bahnsteig für die Verkehrsstation Wiesthal." So hat die Deutsche Bahn vor genau einem Jahr in einer Pressemitteilung über ihre Planungen für den Bahnhof dieser Spessartgemeinde geschrieben. Bis November 2024 sollten die Arbeiten nicht nur am Bahnsteig, sondern auch am Vorplatz, der Zufahrtsstraße und der Treppe zur Straße "Am Bahnhof" abgeschlossen sein. Tatsächlich fertiggestellt ist derzeit lediglich Bahnsteig 1 am Richtungsgleis nach Aschaffenburg.
Erreichbar ist er über eine Rampe, während der Treppenaufgang noch abgesperrt ist. Ansonsten herrscht rund um die Bahnanlage Totenstille, die nur vom Zugverkehr unterbrochen wird. Nachdem mehrfach Bahnpendler auf den Stillstand der Bauarbeiten und die andauernde Unmöglichkeit, Autos und Fahrräder abzustellen, hingewiesen haben, wandte sich die Redaktion an die Bahnpressestelle in München.
Hang abgerutscht
Deren Antwort zufolge ist "Knackpunkt" die Treppe hinunter zur Straße "Am Bahnhof". Beim Rückbau der alten Treppenanlage sei der betreffende Böschungsbereich ins Rutschen geraten. Der hätte zunächst gesichert werden müssen, was, so eine Bahnsprecherin, bei der Planung nicht vorhersehbar gewesen wäre. Jetzt kämen "Personalengpässe" bei der Baufirma hinzu. Dies verschiebe das gesamte Bauvorhaben bis voraussichtlich bis November 2025.

Verwundert zeigte man sich in der Pressestelle, dass diese Umstände nicht hinreichend bekannt sein: Bereits im letzten November hätte man sowohl die Gemeindeverwaltung als auch die Anwohner von der Verzögerung bis November 2025 informiert. Ob damit auch die Anwohner in der Bahnstation benachbarten Gemeinde Krommenthal gemeint waren, ließ die Antwort aus München offen.
Die Verzögerung des Bauvorhabens wegen "Hangrutschungen" ist kein Einzelfall. Ähnliches gilt auch für die Station Partenstein. Wie berichtet, gibt es dort ähnliche Probleme, weshalb es zum vorübergehenden Stopp des Baus eines Personenaufzugs zum Bahnsteig 2 kam.
Auch in weiteren Stationen im Spessart stockt es: In Laufach geht es mit dem Aufzugbau nicht voran, weil es nach Auskunft der Bahn erst im Jahr 2026 die für den Weiterbau notwendigen Zugsperrpausen gibt, während in Hösbach die längst fertiggestellten Aufzüge wegen fehlender TÜV-Freigabe seit fast einem Jahr auf ihre Inbetriebnahme warten.
Nicht barrierefrei
Mag Wiesthal auch in den Genuss einer "Frischekur" kommen – barrierefrei und vor allem für Rollstuhlfahrer nutzbar wird die Station dadurch aber keineswegs. Hierzu hätten Aufzüge errichtet und der Mittelbahnsteig Gleis 2/3 für die Gegenrichtung ebenso wie Gleis 1 erhöht werden müssen. Beides ist nicht geplant, da in Wiesthal die erforderliche Reisendenfrequenz nicht aufweist, so die Bahn.
Umgebaut werden soll lediglich noch der Treppenabgang am Bahnsteig 1. In dieser Zeit sei die Nutzung der Treppe und damit das Erreichen von Bahnsteig 2/3 nicht möglich. Die Bahn hat daher angekündigt, dass es deshalb zwischen 15. Juni und 7. Juli zu Haltausfällen kommen wird. Zwischen Heigenbrücken und Wiesthal soll dann einen Busersatzverkehr eingerichtet werden.