Die Stadt Lohr hat für das Jahr 2022 etwas über zwei Millionen Euro aus ihrem Sparstrumpf nehmen müssen, um den Finanzhaushalt ausgeglichen zu gestalten. Diese Zahl nannte Kämmerer Uwe Arnold jetzt, als er im Stadtrat Bilanz für das vorige Jahr zog. "Es wäre so schön gewesen", sagte Arnold über das städtische Finanzjahr 2022 – wenn, ja wenn die Stadt im November nicht eine saftige Steuerrückforderung ereilt hätte. Knapp 4,4 Millionen Euro forderte das Finanzamt für die vorherigen Jahre zurück. Inklusive Zinsen summierte sich der Betrag, den die Stadt berappen musste, gar auf 5,8 Millionen Euro. Statt, wie ursprünglich geplant, 3,7 Millionen Euro in den Sparstrumpf stecken zu können, musste die Stadt diesem also über zwei Millionen Euro entnehmen.
Nach längerem Sparkurs und auch teils kräftigen Erhöhungen bei Steuerhebesätzen und Gebühren hatte man im Rathaus bis zu diesem Zeitpunkt die große Finanznot der vorigen Jahre überwunden geglaubt. Doch die Rückzahlung machte die zarten Hoffnungen auf wieder größere finanzielle Spielräume zunichte.
Dennoch, so sagte Bürgermeister Mario Paul, sei man – sofern keine weiteren bösen Überraschungen auftauchten – "auf einem guten Weg". Man habe es in den zurückliegenden Jahren geschafft, die aus hohen Ausgaben und zu niedrigen Einnahmen resultierende "strukturelle Schieflage" der Stadtfinanzen zu beheben.
Hohe Pro-Kopf-Verschuldung
Die millionenschwere Steuerrückforderung des vergangenen Jahres tue freilich dennoch weh, räumte der Bürgermeister ein. Denn dadurch seien die Rücklagen weiter geschrumpft. Die Stadt müsse deswegen zur Finanzierung anstehender Großprojekte voraussichtlich neue Schulden machen. Arnold bezifferte die zum Jahreswechsel verfügbaren Rücklagen auf knapp vier Millionen Euro. Als Schulden nannte er einen Betrag von knapp 9,2 Millionen Euro.
Rechne man jedoch die Schulden der Stadtwerke in Höhe von rund 12,8 Millionen sowie den rund 11,5 Millionen Euro umfassenden Anteil der Stadt an den Schulden des Nägelsee-Zweckverbandes hinzu, komme man auf einen Gesamtschuldenstand von knapp 33,5 Millionen Euro. Daraus, so Arnold, errechne sich für Lohr eine Pro-Kopf-Verschuldung von gut 2200 Euro, was etwa das 2,3-fache des Landesdurchschnitts ist.