
Jeden Morgen holt Alfred Keller das Feuerholz herein und schürt den Ofen in der Küche und in der Stube an. Nach dem Frühstück steigt er die Leiter an seiner Scheune hinauf, um die Hühner zu füttern. "Die brauche des, die redde dann mit mir", sagt er verschmitzt. Auch nach dem Frühstück und der morgendlichen Lektüre der Zeitung hat der Jubilar tagsüber noch genug zu tun in seinem Anwesen in der Stettener Bergstraße – vor allem genug für einen Mann mit 90 Jahren.
Zu seinem Geburtstag gab es viel Besuch und viele Glückwünsche von Freunden, Nachbarn, Verwandten und von den Mitgliedern der dutzend Vereine, bei denen er Mitglied ist – meist sogar in verantwortlicher Position. "Zeitweise hatte ich acht Kassenbüchli gleichzeitig zu führen", sagt er. Kaum zu überbieten ist seine Treue zur Feuerwehr, wo er seit 71 Jahren Mitglied ist, drei Jahrzehnte davon als Schriftführer. 60 Jahre sind es beim Obst- und Gartenbauverein und 50 Jahre bei den Feldgeschworenen. Es gibt kaum einen Verein, der ohne Alfred auskam. Mehr als 30 Urkunden zeugen von seinem Einsatz für Stetten. Für seine Verdienste wurde er neben vielen anderen Ehrungen mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet.
Zu den Gratulanten gehörte auch Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach und als Überraschung Altbürgermeister Karl-Heinz Keller. Beide bedankten sich für die Leistungen, die der Jubilar für seinen Heimatort Stetten erbracht hat: Als Waldarbeiter, beim Räum- und Streudienst sowie beim Flurbereinigungsverfahren hat Alfred Keller zuverlässig Dienst getan. Stetten habe Alfred Keller viel zu verdanken, betonten die beiden Bürgermeister einhellig.
Das Ehepaar versorgt sich weitgehend selbstständig
Auch heute gibt es in der Bergstraße noch immer etwas zu tun. Da ist der Garten, der Haushalt, der Blumenschmuck am Haus, das tägliche Anfeuern und noch immer gelegentlich der Besuch im Wald, um nach dem Rechten zu sehen. Alfred und seine Frau Angelina versorgen sich auch im hohen Alter noch weitgehend selbst, werden dabei aber von der Schwiegertochter Rosalie aus Retzstadt täglich nach Kräften unterstützt.
Während der Jubilar früher sehr häufig mit der Volkshochschule auf Studienfahrt war - meist zum Thema Weinbau - geht es heute immer wieder in die Schweiz, um seinen dort lebenden Sohn zu besuchen. Dass er trotz des Alters seinen typischen Humor nicht verloren hat, beweist er mit seiner Entgegnung auf die vielen Gratulationen: "Die Glückwünsch kann i fei werkli guat gebrauch!", sagt er schmunzelnd.