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Frammersbach
Sternschanze erinnert an Dreißigjährigen Krieg in Frammersbach
Bearbeitet von Horst Born
 |  aktualisiert: 31.10.2021 02:33 Uhr

Viel Interessantes zur Bedeutung der Sternschanze und auch über die Geschichte des Ortes erfuhren 22 Besucher des einstündigen Vortrages von Burkhard Büdel am Freitagabend in Frammersbach. Die Sternschanze im Wellerstal wurde im Dezember 2016 zufällig von Büdels Sohn Christian entdeckt.

Der Geograf überflog das Gebiet oberhalb der Waldschlossbrauerei mit einer Drohne. Aus der Luft sendete diese Laserstrahlen und tastete damit die Erdoberfläche ab. Mit dem aus dem sogenannten Airborne Laserscan gewonnenen Reliefdarstellungen erkannte Christian Büdel die sternenförmige Wehranlage auf dem bewaldeten Geländesporn. Diese hatte einen Durchmesser von 50 Metern.

Wie die vorgestellte digitale virtuelle Rekonstruktion anschaulich auf der Leinwand zeigte, waren die Seitenlinien 8,5 Meter lang, und die Feuerlinien konnten mit elf Mann besetzt werden. Insgesamt bot das sechseckige Wehrgebilde Platz für etwa 126 Personen. Die Anlage in Richtung Flörsbachtal geht auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) zurück.

Ausgangsbasis für die Auswirkungen auf die Region mit Frammersbach, Gelnhausen und Lohr bilden die umfangreichen schriftlichen und bildlichen Überlieferungen dieser Epoche. Allen bekannt ist die Lebensbeschreibung des Simplicissimus aus der Feder des in Gelnhausen geborenen Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen. Weniger bekannt ist das Tagebuch des Söldners Peter Hagendorf.

Söldner nennt "Flammersbach"

In beiden Werken nehmen der Spessart und die angrenzenden Regionen einen breiten Raum ein. Unter anderem nennt der Söldner Hagendorf einen Ort "Flammersbach", der sechs Meilen von Hanau entfernt läge. Eine damalige Meile entspricht heutigen 9,21 Kilometern. Dies ergibt in etwa die Entfernung von 53 Kilometern von Frammersbach nach Hanau.

Geht man über die kriegerischen Handlungen hinaus und betrachtet das Leben der Spessartbewohner, wird deutlich, welcher Wandel sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vollzog. Eine Gesellschaft, die zuvor lediglich regionale Konflikte kannte, wurde für Jahrzehnte Austragungsort eines länderübergreifenden Konflikts. Krieg, Hunger und Seuchen dezimierten die Bevölkerung, führten zu Devastierung und Migration. Und während des langen Krieges galt die Maxime, dass der Krieg sich selbst zu ernähren hatte. Plünderungen waren an der Tagesordnung

Frammersbach war dabei auch ein wichtiger Wirtschaftsstandort, und das brachte auch die Schweden mit ihrem schottischen Kapitän Ramsay auf den Plan. Frammersbach zählte damals bereits rund 1500 Einwohner und beheimatete 15 bis 20 Fuhrleute mit 300 bis 350 Pferden. Und es gab auf dem Kirchberg die Schenkstatt (Römischer Krug) mit ihrem hohen Weinumsatz. Von 48 447 Litern ist die Rede. Eine gute Einnahme für das Erzbistum Kurmainz.

Ramsay überzog von der Festung Hanau aus die Region mit dem Kleinen Krieg und verübte Handstreiche auf von kaiserlichen Truppen gehaltene Orte wie Wächtersbach und besonders Gelnhausen. Letztere wurde 1635 weitgehend zerstört, und die Bevölkerung floh nach Hanau. Im gleichen Jahr machte Ramsay mit seiner Truppe auch einen Ausfall nach Frammersbach.

Verbrannte Erde hinterlassen

Der Wirt der Schenkgaststätte wurde gefangen genommen und verstarb an seinen Misshandlungen. Hinterlassen wurde in Frammersbach verbrannte Erde, und 1648 zählte der Ort nur noch rund 500 Einwohner. Damit einher ging der Niedergang der Fuhrmannsleute. Bis sich die Bevölkerungszahl wieder erholte, sollte eine lange Zeit ins Land gehen.

Übrigens, das Emblem auf den Bierfässern und -flaschen der Frammersbacher Waldschlossbrauerei zeigt einen schwedischen Offizier. Und Frammersbach hatte auch nie ein Waldschloss, sondern der frühere Besitzer lernte in Dresden in der Waldschlossbrauerei das Handwerk und benannte den Frammersbacher Betrieb nach dieser.

 
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