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Homburg
Sterkel und Fleischmann im Stucksaal
Notenschriften unterfränkischer Meister zählen zu den Schätzen der Sammlung von Michael Günther.
Foto: Martin Harth | Notenschriften unterfränkischer Meister zählen zu den Schätzen der Sammlung von Michael Günther.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 21.05.2022 02:29 Uhr

"Brillante Meisterwerke" fränkischer Komponisten hatte Michael Günther bewusst als Thema des Neubeginns seiner Schlosskonzerte in Homburg am Main nach den Einschränkungen der Corona-Krise gewählt. Zweimal füllte sich der kleine Stucksaal des Gebsattel Schlosses.

Die Gäste freuten sich auf im "alten Stil" dargebotene Klaviermusik und in vorwiegend heiteren Tonarten auf einem Wiener Hammerflügel von Ferdinand Hofmann aus dem Jahr 1785. Das historische Instrument aus der renommierten Sammlung Günthers war durch den Salzburger Werner Fuchs sorgsam restauriert worden, so dass die Hammermechanik mit einem erstaunlich klaren und dynamischen Klangbild brillierte.

Im Konzert zeigte Michael Günther seinen Zuhörerinnen und Zuhörern auch die andere Seite seiner musikalischen Leidenschaft. Er verfügt wohl weit und breit über die größte Anzahl historischer Musikalien wie Noten oder Original-Dokumente zum Werk unterfränkischer Komponisten. Für die beiden Homburger Abende hatte er drei Werke des gebürtigen Würzburgers Johann Franz Xaver Sterkel (1750-1817) und des im nahen Marktheidenfeld geborenen Johann Friedrich Anton Fleischmann (1766-1798) ausgewählt. Die meisterlichen Kompositionen sind trotz ihrer Originalität und hohen Güte heute aus den Konzertprogrammen verschwunden. Ihre Neuentdeckung und Interpretation kann lohnend sein, wie sich zeigen sollte.

Virtuoser Vortrag

Ein großes Werk ist Sterkels Klavier-Sonate C-Dur (Œuvre 34, Nr. 3) von 1797, also dem Jahr in dem dieser durch die französische Besetzung von Mainz gezwungen war, die dortige Hofkapelle als Musikdirektor aufzugeben. Günther möchte dennoch in den drei bewegten Sätzen die Eleganz des althergebrachten französischen Musikstils zeigen und machte in virtuosem Vortrag deutlich, wie Musik auch zu dieser Zeit scheinbar unüberwindliche Grenzen hinter sich lassen konnte. Dass Kunst und Kultur in unseren Tagen wieder einen Beitrag zur Überwindung aktueller Konflikte leisten möge, blieb eine unausgesprochene und dennoch bestehende Hoffnung.

Ein Widerspruch in sich scheint in der "Fantaisie in a-Moll (Œuvre 45)" zu liegen, die Sterkel 1817 erstmals veröffentlichte. Schließlich geht es dabei um freie Improvisationen, wie sie dem Klavierspieler als Höhepunkt damaliger Konzerte spontan in den Sinn kamen. Trotzdem gab es den Wunsch solche Klangerlebnisse auch zu notieren. Sie machen heute in der historischen Aufführungspraxis größtes Einfühlungsvermögen erforderlich, dem sich Michael Günther aber lebhaft zu stellen verstand.

Eine kurze Lebenspanne blieb Johann Friedrich Anton Fleischmann beschieden. Er erfuhr in seinem Marktheidenfelder Elternhaus frühe Förderung und wurde jung vom reichen musikalischen Leben der benachbarten Klöster in Triefenstein und Neustadt geprägt. Nach dem Gymnasium in Mannheim studierte er in Würzburg Jura und wurde schließlich Kabinetts-Sekretär am Hof zu Meiningen. Dort wirkte er auch in der Hofkapelle und war als Komponist, Musiklehrer und – theoretiker tätig.

Ein frühes Klavierwerk aus Fleischmanns Würzburger Zeit um 1787 stellte Günther mit der Komposition "Air avec des Variations B-Dur" vor. Sie zeichnete sich ebenso durch kunstvolle, überraschende Variationen über liedhafte Motive aus, die auf dem Hammerflügel in vielen sorgsam differenzierten Klangbildern von ruhig, versammelt bis dynamisch und vorantreibend zum Ausdruck kamen. Das Publikum zeigte sich beim großen Schlussapplaus angetan und erfreut.

 
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