Am Montag fanden zwei Informationsveranstaltungen des Betriebsrats von Bosch Rexroth für vom geplanten Stellenabbau betroffene Beschäftigte statt, eine in Werk 2, die andere in Werk 1, laut dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Thomas Nischalke „knackevoll“. Es habe „verhältnismäßig gute Stimmung“ geherrscht, was seiner Meinung nach daran liegt, dass jetzt nach langen Verhandlungen durch die Einigung vergangene Woche endlich Klarheit herrsche – und daran, dass das Ergebnis gut sei.
Zwei Knackpunkte habe es in den Verhandlungen gegeben: Zum einen die Höhe der Abfindung. Hier habe man im Vergleich zum vorherigen Abbauprogramm „Jupiter“ noch einmal einen Aufschlag auf die Abfindung herausholen können, die jeder, der gehe, erhalte. Nischalke: „Das gefällt den Leuten, die gehen wollen.“ Die Abfindung sei individuell und steige stufenweise je nach Lebensalter und Betriebszugehörigkeit an. Für jemanden, der älter und länger dabei ist, „wird's richtig attraktiv“. Ein Jüngerer, der noch nicht so lange dabei ist, könne immerhin noch ein Jahr damit überbrücken.
Sozialplan schließt betriebsbedingte Kündigungen aus
Der Sozialplan, auf den man sich überraschend doch noch geeinigt hat, schließe laut Nischalke bis Mitte 2019 betriebsbedingte Kündigungen aus. Man setze auf freiwilliges Verlassen des Unternehmens etwa von Mitarbeitern, die mit einer Abfindung die Zeit bis zum Renteneintritt überbrücken. Mitte 2018 soll noch einmal geschaut werden, wie viele Mitarbeiter tatsächlich gegangen sind. Eventuell werde es dann Nachverhandlungen geben.
An der Frage der Abfindungen wäre eine Einigung aber nicht gescheitert, so Nischalke. Der zweite Knackpunkt, der bis zum Schluss vorhanden war, waren jedoch die vom Betriebsrat im Ausgleich zu schaffenden Stellen für Zukunftsthemen in Lohr. Hier sei man sich, nachdem die Geschäftsleitung den Vorschlag des Betriebsrats in einem früheren Gespräch zunächst ablehnte, vergangene Woche einig geworden, 32 neue Stellen für Zukunftsthemen zu schaffen – Stichwort Industrie 4.0, also Digitalisierung der Industrie. Noch gebe es keine konkrete Abteilung oder dergleichen.
Nur 154 Stellen netto weniger
Es sei zwar von Unternehmensseite immer von 250 Stellen, die abgebaut werden sollen, die Rede gewesen, der Betriebsrat hat aber nur einen Interessenausgleich für 186 Stellen in der Industriehydraulik unterschrieben. Die übrigen 64 Stellen bei ehemals Indramat und im Vertrieb Europa-Mitte mit Sitz im ehemaligen Mainkaufhaus gingen den Betriebsrat zum einen nichts an, zum anderen brauche es für den Abbau dort keine betriebsbedingten Kündigungen. Stellen fielen zum Teil auch aufgrund von Produktivitätssteigerungen weg, weil etwa für neue Maschinen weniger Personal benötigt werde.
Durch die neuen Stellen fielen netto insgesamt nur 154 Stellen weg. Die Stellen sollen garantieren, dass Lohr auch in zehn, 15 Jahren noch zukunftsfähig ist. Ein Mitarbeiter sei in einer Versammlung aufgestanden und habe den Betriebsrat für die Schaffung von 32 neuen Stellen ausdrücklich gelobt.
Gleichzeitig 100 neue Leute eingestellt
Seit 2. Februar, als die Pläne über den Abbau von 250 Stellen in Lohr verkündet wurden, seien laut Nischalke zudem 100 Mitarbeiter neu eingestellt worden, davon, so schätzt er, 30 Prozent fest, weil die Konjunktur gut sei.
Wann der nächste Abbau komme, wisse er nicht, sagt Nischalke. Klar sei, dass sich Rexroth „tatsächlich in einem preislich hart umkämpften Markt“ bewege. Er macht klar: „Wir haben die Qualität, wir haben den Mercedes.“ Natürlich seien aber manche Kunden auch mit einem – um im Bild zu bleiben – Opel-Corsa-Ventil zufrieden. Nischalke glaubt, dass bei Rexroth weitere Produktivitätssteigerungen möglich seien, weil man die dafür nötigen qualifizierten Facharbeiter habe.