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AURA
Steinzeugen aus dem Mittelalter
Wechselvolle Historie: Beim Grenzbegang zwischen der Gemarkung Aura und dem bayerischen Staatswald machte Gunter Hahner (Mitte) steinerne Zeitzeugen lebendig und referierte über 500 Jahre Auraer Grenzgeschichte. Organisiert hatte den Gang Rudolf Werthmann (Vierte von rechts). Unter den Teilnehmern waren auch Bürgermeister Wolfgang Blum (Zweiter von links) und die zuständige Försterin Regina Baumann (rechts).
Foto: R. Bauernschubert | Wechselvolle Historie: Beim Grenzbegang zwischen der Gemarkung Aura und dem bayerischen Staatswald machte Gunter Hahner (Mitte) steinerne Zeitzeugen lebendig und referierte über 500 Jahre Auraer Grenzgeschichte.
Von unserem Mitarbeiter Roland Bauernschubert
 |  aktualisiert: 19.05.2011 16:12 Uhr

„Felchart“ oder „Feldhart“? Das Blechschild am Baum ist schon verwittert und angerostet, deshalb gibt es nur undeutlich preis, welchen Namen der dahinter liegende Forstdistrikt trägt. Aber Rudolf Werthmann, der Auraer Feldgeschworenen-Obmann, weiß Bescheid. „Feldhart“ ist neben „Eintal“, „Buch“, „Kuppe“ und „Orbweg“ einer der fünf Distrikte, an dem der heutige Grenzbegang vorbeiführt.

Fehlen noch „Schwarzgrund“ und „Langstein“, die voraussichtlich im Herbst begangen werden sollen, dann ist die Trennlinie zwischen Aura und dem Staatswald komplett. Rund 6,7 Kilometer lang ist die Grenze zwischen der Gemarkung Aura und dem bayerischen Hoheitsgebiet. Sie erstreckt sich von Nord-Ost bis weit in den Süd-Westen von Aura und verläuft dabei auf Höhen von 300 bis 460 Metern. Aber wer weiß das schon?

Wissen geht verloren

„Das Wissen um die Gemarkungsgrenzen geht von Generation zu Generation verloren“, bedauert Werthmann und versucht, dieser Tatsache mit dem Angebot regelmäßiger Grenzbegehungen, wie an diesem Tag, entgegenzuwirken. Dabei wünscht er sich, dass möglichst viele junge Leute teilnehmen und so die Standorte der Grenzsteine auch den Nachkommen noch bekannt bleiben.

Dass eine Entdeckungstour entlang der Gemarkungsränder zwar gelegentlich anstrengend, aber auch sehr informativ sein kann, erlebten diesmal 13 Teilnehmer. Denn Gunter Hahner, stellvertretender Leiter des Forstbetriebs Hammelburg, informierte ausführlich über die ökologischen und wirtschaftlichen Aufgaben des Waldes, der sich im Revier Aura auf 1800 Hektar erstreckt. Während der vierstündigen Wanderung zwischen Grenzstein Nr. 80 und Grenzstein Nr. 158 nutzte Hahner aber vor allem die steinernen Zeitzeugen für einen interessanten Blick in die wechselvolle Geschichte der Gemeinde Aura.

Bis ins Mittelalter zurück reichen die Zeugnisse, die die sogenannten Kondominatssteine von den jeweiligen Herrschaftsgebieten, zu denen Aura gehörte, wiedergeben. Mit einer Vier und einem H gekennzeichnete Steine gehen auf zwei Linien derer „zu Hutten“ und derer „zu Thüngen“ zurück, die ab etwa 1500 als Landherren über Aura regierten, erklärte Hahner den interessierten Wanderfreunden. Bevor die Gemarkung Aura 1810 schließlich an die Krone Bayerns fiel, so Hahner weiter, war sie Ende des 17. Jahrhunderts teilweise an das Hochstift Würzburg und teilweise an die Kurpfalz Mainz aufgeteilt worden.

500 Jahre alte Eiche

Ein weiterer, sehr lebendiger Zeitzeuge bereicherte den Grenzbegang auf halber Strecke. Dort bewunderten die Teilnehmer den wohl ältesten Baum Auras, eine Eiche von geschätzt 500 Jahren. Nach rund vier Kilometern waren knapp zwei Drittel der Grenze zwischen Aura und Bayern und damit das angepeilte Tagespensum geschafft. Für die Teilnehmer gab es eine Stärkung und für den Felgeschworenen-Obmann Rudi Werthmann eine beruhigende Erkenntnis: bis auf einen sind alle Grenzsteine vorhanden und in sehr gutem Zustand.

 
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