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ARNSTEIN
Steile Treppen und hinderliche Autos
Ralf Janiak, Rollstuhlfahrer und Stadtrat von Arnstein, hat alle zwölf Arnsteiner Stadtteile unter dem Aspekt der Barrierefreiheit für Fahrer von Rollstühlen und Rollatoren, aber auch für Eltern mit Kinderwagen besichtigt. Unüberwindbare Barrieren sind viele Eingänge von Kirchen mit langen, steilen Treppenanlagen wie hier in Halsheim.
Foto: Günter Roth | Ralf Janiak, Rollstuhlfahrer und Stadtrat von Arnstein, hat alle zwölf Arnsteiner Stadtteile unter dem Aspekt der Barrierefreiheit für Fahrer von Rollstühlen und Rollatoren, aber auch für Eltern mit Kinderwagen ...
Günter Roth
 |  aktualisiert: 07.02.2016 03:35 Uhr

Ralf Janiak, Rollstuhlfahrer und Stadtrat von Arnstein, hat sich eine umfangreiche Arbeit zugemutet und deren Ergebnisse in der letzten Sitzung seinen Stadtratskollegen vorgestellt. Teilweise mit seinem Privatfahrzeug, aber auch mit einem Omnibus, den ihm das örtliche Busunternehmen dafür zur Verfügung gestellt hatte, besichtigte er alle zwölf Arnsteiner Stadtteile unter dem Aspekt der Barrierefreiheit für Fahrer von Rollstühlen und Rollatoren, aber auch für Eltern mit Kinderwagen.

Ernüchterndes Fazit des promovierten Chemikers: Die mit Abstand häufigste Behinderung von mobilitätseingeschränkten Menschen könnte ohne großen Aufwand aus der Welt geschafft werden. Janiak meint damit die Autofahrer. Sie parken auf Gehwegen, manchmal so weit, dass er mit seinem Rollstuhl auf die Straße ausweichen muss.

Sie parken aber auch oft gedankenlos im Bereich abgesenkter Bordsteine, die als Querungshilfe gedacht sind, und zwingen Menschen mit Handicap zu großen Umwegen. All dies ließe sich mit ein wenig Rücksichtnahme abschaffen, meint er.

Akribisch hat Janiak in jedem Ortsteil hohen Bordsteinen und Erschwernissen bei öffentlich zugänglichen Gebäuden oder Einrichtungen nachgespürt. Während er moderne oder jüngst sanierte Bauwerke – meist aufgrund gesetzlicher Vorgaben – durchaus positiv bewertete, sah er in vielen Altbeständen großen Nachholbedarf.

Da sind viele Kirchen im Stadtgebiet, die gerade alten und gehbehinderten Bürgern den Besuch mit langen, steilen Treppen erschweren, ähnliches gilt für Friedhöfe, die teilweise entsprechend der Topografie - in verschiedenen Ebenen angeordnet sind.

Kaum zugängliche Stellen fand Janiak auch bei Sport- und Vereinsheimen und sogar bei Schulen und Kindergärten. Dass das Rathaus von Arnstein nicht nur vom Eingang, sondern auch von der baulichen Anordnung her für mobilitätseingeschränkte Menschen ein uneinnehmbares Bollwerk darstellt, ist hinreichend bekannt, schließlich müssen ja sogar Stadtratssitzungen seit fast zwei Jahren an anderen Orten stattfinden.

Ein weiterer Punkt der Bestandsaufnahme Janiaks waren die behindertengerechten Toiletten. In neu gestalteten Gebäuden wie dem Mehrgenerationenhaus in Binsfeld fand er Vorbildliches, andere Örtlichkeiten zeugen dann doch oft von unzureichenden Versuchen. Hier müssten die Türen grundsätzlich breit genug sein und nach außen aufgehen, der Raum muss groß genug und die Toilette selbst möglichst von beiden Seiten anfahrbar sein. Stützhilfen sind unerlässlich. Oftmals fehlen auch Hinweise auf entsprechende Einrichtungen, zum Beispiel bei Festen im Freien.

Aber Janiak hat sich nicht nur Gedanken über Gehbehinderungen gemacht. Leute mit Hörproblemen erfahren durch induktive Höranlagen in Kirchen und Begegnungsräumen große Erleichterungen – wenn diese Möglichkeit auch für sie erkennbar ist. Sehbehinderte dagegen seien für optisch klar kontrastierte Bodenflächen dankbar. Wenn sich Bodenbelag, Wandflächen und Türen mit deutlichen Grauwerten voneinander abheben, fällt die Orientierung leichter. Auch Straßen könnten so besser gestaltet werden.

Ein Problem zum Schluss: Der Busbahnhof in Arnstein hat eine neue elektronische Informationstafel. Doch die ist für Menschen normaler Größe aufgestellt. Wer zum Beispiel im Rollstuhl sitzt, kann sie oftmals nicht lesen. Hier wünscht sich Janiak wie bei anderen Stellen doppelte, also akustische und optische Information.

Parkende Autos auf Gehwegen, wie auf unserem gestellten Foto in Arnstein, sind unnötige Behinderungen, die leicht vermieden werden könnten.
Foto: Günter Roth | Parkende Autos auf Gehwegen, wie auf unserem gestellten Foto in Arnstein, sind unnötige Behinderungen, die leicht vermieden werden könnten.
 
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