
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hatte eine klare Botschaft: Die Reaktivierung der Werntalbahn für den Personennahverkehr ist eine zukunftsweisende Lösung. Um dies zu verdeutlichen, radelte der VCD am vergangenen Samstag durch das Werntal und besuchte die ehemaligen Bahnhöfe, um dort mit Vertretenden aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik zu sprechen.
Mit dabei waren unter anderem MdL Paul Knoblach und Harald Schneider (SPD), Dr. Christian Loos und Manfred Röder (VCD Bayern) sowie MdB Bernd Rützel (SPD). Sie einte das Ziel, Bewusstsein für eine nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum zu schaffen und die Vorteile der Werntalbahn für den Personennahverkehr hervorzuheben.
Christian Loos, Vorsitzender des VCD Bayern, nannte neben touristischen Vorteilen für das Werntal auch Potenzial für Pendelnde und die ansässige Bevölkerung. Manfred Röder, von der VCD-Ortsgruppe Schweinfurt betonte zusätzlich die Bedeutung der "Scope-3"-Regelungen aus der europäischen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden. Dabei müssen seit dem 1.1.2024 auch die von Arbeitnehmenden durch den Arbeitsweg verursachten Emissionen berücksichtigen werden. Hier könne die Werntalbahn einen klaren Vorteil bieten, denn sie würde eine nachhaltige Alternative darstellen.

Was es für die Bahnhaltepunkte braucht
An den Stationen entlang der Strecke – Arnstein, Thüngen und Eußenheim – versammelten sich Ansässige sowie Vertretende aus der Politik, um über die Chancen und Anforderungen der Reaktivierung zu sprechen. Park- und Fahrradstellplätze, Busanbindung und Bahnsteige seien notwendig. Auf die Bahnhofsgebäude, die ohnehin verkauft sind, könne man verzichten. Platz für neue Bahnsteige wäre an allen Stellen vorhanden. Der neue Personenzug würde eingleisig fahren, mit einem großen Vorteil: Alle Halte wären automatisch barrierefrei.
In Arnstein zeigte sich die Parkplatzsituation und auch die Möglichkeit einer Busanbindung weitgehend unproblematisch. In Thüngen berichtete Bürgermeister Lorenz Strifsky, dass sogar zwei Parkflächen zur Verfügung stünden. "Wir wollen das und unterstützen das Projekt vollumfänglich", so Strifsky.
Rützel, der sich der Gruppe in Thüngen anschloss, zeigte sich zuversichtlich, dass die Reaktivierung der Strecke realisierbar sei: "Wenn starke Stimmen aus der Region nach München schallen, haben wir gute Chancen." Seit 15 Jahren kämpfe man nun, jetzt sei es an der Zeit, richtig aktiv zu werden.
150.000 Euro Investition in Thüngen vorstellbar
Ganz ohne Eigeninvestition der Kommunen gehe es aber nicht, so Rützel. Strifsky sagte, er könne sich vorstellen, 150.000 Euro zu investieren. Für 1,5 Millionen könne man viel machen, freute sich Rützel, denn 90 Prozent der Kosten würden über eine Förderung abgedeckt.

Auch in Eußenheim sind Lösungen denkbar: Der ehemalige Gleisbereich bietet genug Platz für einen Bahnsteig, und auch der Bus könnte wenden. Der Eußenheimer Bürgermeister Achim Höfling sagte, dass das Treffen mit den Experten des VCD ihm neue Perspektiven eröffnet habe. "Ich weiß jetzt, welche nächsten Schritte ich zu unternehmen habe," so Höfling.
Der VCD riet den Kommunen, sich mit einfachen Plänen, die man selbst erstellen könne, vorzubereiten. Welche Flurnummern sind betroffen, wie kommt der Bus hin, wo stellt man PKW und Fahrräder ab?
Kritik an der Potenzialprognose
Eine Hürde sieht der VCD in der Potenzialprognose der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Diese Studie errechnete 782 Personen-Kilometer pro Streckenkilometer und verfehlt damit die Fördergrenze von 1000 Personen-Kilometern. Loos betonte jedoch, dass das Deutschlandticket in dieser Prognose nicht berücksichtigt wurde. "Heute kann man locker 30 Prozent aufschlagen."
Der VCD kritisiert außerdem methodische Schwächen in der BEG-Analyse, die das Potenzial der Strecke ausbremsten. So sei lediglich eine Regionalbahn zwischen Gemünden und Schweinfurt Stadt berücksichtigt worden, und Reisende mit weiter entfernten Zielen, etwa nach Bamberg oder Aschaffenburg, seien nicht in die Berechnungen eingeflossen.
Der VCD plädierte zudem für eine frühzeitige Einbindung der Busunternehmen, die als Zubringer zu den neuen Bahnhöfen fungieren könnten. "Wir wollen keine Konkurrenz zu den Buslinien", betonte Loos. Angesichts des bundesweiten Mangels an Busfahrenden – allein in Bayern sind es derzeit gemäß Bayerischen Landesverband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) etwa 20.000 fehlende Fahrerinnen und Fahrer, Tendenz steigend – sei dies eine pragmatische Lösung, die langfristig auch für die Busunternehmen Vorteile brächte.

Einbindung der Busunternehmen und ein mehrstufiges Reaktivierungsmodell
Rützel betonte die Vorteile der vorhandenen Strecke: eine vorhandene und intakte Infrastruktur, die täglich für den Güterverkehr genutzt wird. Ähnliche Modelle wie im Saaletal und bei der Mainschleifenbahn hätten bewiesen, dass die Reaktivierung realistisch und machbar sei. Er resümierte: "Wir haben hier ein Goldstück, das im Vergleich zu anderen Strecken wenig Aufwand bedeutet."
Die Anwesenden waren sich einig, dass die Reaktivierung schrittweise, in einer Art "Salamitaktik", voranschreiten müsse. Erste Maßnahmen könnten etwa sein, dass die saisonalen "Radlzüge" im Sommer in Thüngen und Arnstein halten. In weiteren Phasen könnten zusätzliche Bahnhöfe folgen und dann eine Regionalbahn auf der Strecke eingerichtet werden.
Später, so meinte Rützel, würde sich die Bevölkerung nicht mehr an ihre Namen erinnern. Aber man würden sagen: "Da waren damals welche, die haben sich für nachhaltige Mobilität eingesetzt und uns unsere Bahnhöfe zurückgebracht."
Nicht immer nur an den hoch subvetionierten
Individualverkehr denken.
Aber auch die Steigerwaldbahn gehört reaktiviert.
Schauen wir doch nur ins Nachbarländle "Baden Würrtemberg, da funktioniert's.