Wenn man das Wort "Geberkonferenz" hört, denkt man normalerweise an von Krieg oder Naturkatastrophen verheerte Länder. Am Dienstag gab es eine solche Geberkonferenz jedoch für die Scherenburgfestspiele in Gemünden, denen es eigentlich ganz gut geht und die laut Festpielvereinsvorsitzendem Hans Michelbach "bundesweiten Anspruch" haben. Künftig sollen die Festspiele aber nicht mehr in der Scherenburg stattfinden, sondern auf einer Bühne samt neuer Tribüne dahinter. Das kostet Geld. 1,6 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. Der Großteil davon, knapp 1,4 Millionen, kommt von den Zuwendungsgebern, die sich am Dienstag trafen.
Dass die Scherenburgfestspiele coronabedingt dieses Jahr flach fielen, "ist für unsere Schauspieler ein schwerer Schlag", sagte der ehemalige Gemündener Bürgermeister, der Bundestagsabgeordnete Michelbach. Zum Bauprojekt sagte er: "Nur wenn wir die neue Spielstätte bekommen, können wir die Festspiele auf Dauer erhalten." Wenn es nach ihm geht, steht die Tribüne schon zu den nächsten Festspielen im kommenden Jahr. "Das ist ehrgeizig", räumte er ein. Die 650 Zuschauer fassende Tribüne (die bisherige bot 580 Zuschauern Platz) soll in den Hang hinter der Burg gebaut werden. Michelbach geht von sechs Monaten Bauzeit aus. Die Funktionsräume daneben mit Garderobe, Requisiten und Toiletten sollen bis 2022 fertig sein.
Die Bühne soll künftig vor der Burgmauer stehen. Das hat den Vorteil, dass der Burghof, in dem die Festspiele bisher stattfanden, nicht mehr drei Monate lang gesperrt werden muss und als Foyer fungieren kann. Die rund 40.000 Euro für den jährlichen Auf- und Abbau der Tribüne und des Zeltdachs spare man sich damit, das Zeltdach soll verkauft werden. Vielleicht werde es kommendes Jahr aber doch noch einmal gebraucht, so Michelbach.
EU-Leader-Koordinator Fuchs: "1,6 Millionen ist sportlich für so eine Maßnahme."
Wie Geldgeber Wolfgang Fuchs, EU-Leader-Koordinator für Unterfranken, anschließend im Keller der Scherenburg feststellte, ist allen Verwaltungsebenen der EU der Neubau in Gemünden Geld wert: Die EU gibt über Leader 200.000 Euro, der Bund über das Bundeskulturministerium 600.000, der Freistaat über die Stiftung Kulturfonds Bayern 360.000, der Bezirk Unterfranken 120.000, der Landkreis und die Stadt Gemünden geben jeweils 40.000. Fuchs findet: "1,6 Millionen ist sportlich für so eine Maßnahme." Der Bewilligungszeitraum für die EU-Gelder ist wegen Corona bis Ende 2023 verlängert worden. Michelbach stellte fest: "Die Dinge sind durchfinanziert, sie sind solide."
Die Bundestagsabgeordnete Patricia Lips (CDU), die im Haushaltsausschuss des Bundestags sitzt und dem Bundesfinanzierungsgremium vorsteht, findet: "Da ist richtig Zug dahinter, da ist Engagement dahinter." Ihr sei nicht bange, dass das Projekt im Zeit- und Kostenrahmen bleibt. Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert sprach von einem "Riesenprojekt" für die Stadt, lobte das Engagement der Schauspieler und des Festspielvereins der 30 Jahre alten Scherenburgfestspiele und fand: "Es ist es wert, in diese Festspiele zu investieren." Die neue feste Spielstätte werde ein "Pfund" für Gemünden.
Zuwendungsgeber treffen sich künftig öfter
Etwa halbjährlich soll es künftig Treffen der Fördergeber geben. Dabei wird es etwa um Fragen zum Finanzierungsplan und den Gesamtausgaben gehen. Die Koordinierung übernimmt das Bundeskulturministerium, das durch Lothar Stürzebecher vertreten war, gemeinsam mit der Stadt Gemünden.
Die rechtskräftige Baugenehmigung vom Landratsamt liege inzwischen vor, so Michelbach. Das sei die letzte Amtshandlung des ehemaligen Landrats Thomas Schiebel gewesen. "Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr voll durchstarten können", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Festspielvereins Manuela Rubenbauer abschließend und erzählte nebenbei, dass die Festspiele für ihre Tochter als Schauspielerin immer eine hervorragende Kinderbetreuung waren.