Mit dem legendären Song „Handle with Care“ von den „Traveling Wilburys“ eröffneten sie den Reigen. Von welcher Band war das denn wieder? Keine geringeren als Bob Dylan, George Harrison, Tom Petty, Roy Orbison und Jeff Lynne, die einst unter diesem Namen eine CD aufnahmen, die auch die einzige in dieser Besetzung bleiben sollte. Auf dieser Ebene bewegten sich der Sound und die musikalische Heimat von Markus Rill, Maik Garthe und Robert Oberbeck. Ein Vergleich kann Musik hörbar machen. Aber natürlich gibt es auch viel, was sich nicht vergleichen lässt.
Christian Dunst vom Kino in Mühlbach hatte die Formation auf dem U&D in Würzburg gehört und für die Konzertreihe der Burg-Lichtspiele verpflichtet.
Markus Rill, Gitarrist und Sänger, hat ein interessantes Leben geführt. Geboren ist er in Frankfurt am Main, aufgewachsen in Goldbach, hat Amerikanistik in Austin/Texas studiert und in Nashville die ersten CDs aufgenommen. Der Chef der Band zeichnet sich durch eine raue, vielleicht rauchige Stimme aus, die nicht nur für Country-Rock oder -Pop authentisch ist.
Hinzu gesellt sich der Marburger Oberbeck. Er ist mir seiner Stimme in den ganz hohen Lagen zu Hause. Sein Faible für Dylan oder Springsteen ist wohl heraus zu hören, aber trotzdem kommt eine eigene Klangfarbe deutlich zur Geltung.
Als Gitarrenspezialist darf eindeutig Maik Garthe gelten, der nicht nur alle Stilistiken souverän aus dem Effeff beherrscht, einschließlich der Technik der Slide-Guitar, sondern der sie auch empfindsam verwendet. In der Besetzung mit drei Gitarren, Stomp Box und gelegentlicher Snare Drum brachten die drei Musiker es fertig, verschiedene Sounds abwechselnd ihre Wirkung entfalten zulassen. Für eine „richtige“ Band würde man sich allerdings Bass und Schlagzeug dazu wünschen.
Das Programm ist ausschließlich englischsprachig und besteht größtenteils aus Eigenkompositionen, deren Titel alle zu nennen wenig sinnvoll wäre, da man sie ja nicht zuordnen kann. Aber die Wirkung der Songs lässt sich durchaus beschreiben: Nachdenklich stimmend, zurückgelehnt, bisweilen traurig oder entspannend. Nur gelegentlich gibt es ein paar Ausreißer in den Bereich bekannter Pop-und Country-Songs, beispielsweise von Steve Ray Vaughan, Bruce Springsteen oder Buddy Holly – vor der Pause und kurz vor Schluss.
Ein Gig in einem Kino ist natürlich immer eine Herausforderung, vor allem für die Musiker. Sie müssen rein „konzertant“ spielen, das heißt das Publikum sitzt still, hört und sieht alles und tut sich schwer, die Trennung zwischen Band und Publikum, die die Bühnenverhältnisse mit sich bringen, zu ignorieren. Sich zu bewegen oder gar zu tanzen, ist nicht gerade einfach. So bleibt oft bis zum Ende eine imaginäre Trennung, die auch die ausgebuffteste „Rampensau“ auf der Bühne nicht ohne weiteres überwindet. Wie sollte man im Kino ein Publikum zur Teilnahme bewegen, wenn es ein bisschen mehr Platz bräuchte?
Rill und seinen Mitstreitern gelang es ganz gut, diese Barriere zu durchbrechen. Das Publikum war begeistert und tat dies durch stehende Ovationen kund.