Biolandwirt Michael Stolzenberger aus Bütthard stößt das Volksbegehren "Rettet die Bienen" sauer auf. "Ich finde es ungerecht, dass wir als Landwirte die großen Buhmänner sind." Der 31-jährige Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Würzburg hatte deshalb die Idee zu testen, ob Leute zu mehr bereit seien als nur zu einer Unterschrift, die "ein gutes Gefühl" gebe. Nun bietet er unter dem Motto "Rettet die Bienen – mit uns statt gegen uns" Patenschaften für Blühflächen an, 50 Euro pro 100 Quadratmeter. Er hat auch schon Nachahmer im Landkreis Main-Spessart.
Auf die Idee kam er aufgrund großer Resonanz, die er seit Ende Januar auf einen offenen Brief zum Volksbegehren auf der Facebook-Seite seines Biohofs erhalten hat. Darin schreibt er unter anderem, dass er um kleine Biobetriebe fürchte, da der Ökoanteil bis 2030 auf 30 Prozent angehoben werden solle, was den Ökomarkt zerstören könnte. "Redet mit uns und nicht über uns und versucht nicht uns per Gesetz sinnlose Verfahren aufzuzwingen, die langfristig sehr fraglich sind", so Stolzenberger in dem bis Donnerstag über 850 Mal geteilten Schreiben.
Bis jetzt fünf Interessenten für Patenschaften
In den ersten beiden Tagen hätten sich schon fünf Interessenten an den Patenschaften für Blühstreifen gemeldet. Die Streifen will er im Frühjahr um seine Gemüse- und Getreidefelder anlegen. So will er jedem die Chance geben, selbst etwas für Bienen und Insekten zu tun. "Es geht nur gemeinsam, wenn jeder etwas tut", sagt Stolzenberger. Natürlich müssten auch die Bauern etwas tun, das stehe außer Frage, aber sie allein seien nicht die Schuldigen.
Die Idee mit den Patenschaften hat auch Klemens Hoßmann, 56, aus Eußenheim (Lkr. Main-Spessart) aufgegriffen. Der Ökolandwirt bietet, wie bislang noch zwei weitere Landwirte aus Eußenheim und Wiesenfeld, ebenfalls Blühflächen-Patenschaften an – "jedem, der wirklich etwas für die Insekten tun möchte", etwa weil er keinen Garten habe. Der Mann von Bezirksbäuerin Maria Hoßmann will die Streifen am Rand eines Ackers, auf dem jetzt Sommergerste steht, anlegen.
Volksbegehren als "Ablass"?
Zum Volksbegehren sagt Hoßmann: "Die Leute unterschreiben einen Ablass so wie früher." Es herrsche "viel Unwissenheit", er habe schon viel diskutieren müssen. Selbst hat er schon die Maximalfläche von drei Hektar geförderter Blühfläche. Die ebenfalls 50 Euro pro 100 Quadratmeter wären für ihn ein Ausgleich für den entgehenden Ertrag.
Hoßmann hat im September auf Bio umgestellt. Aber: "Ich bin nicht aus 100-prozentiger Überzeugung Biolandwirt." Konventionelle Landwirte würden ja heute fast schon als "Verbrecher" hingestellt. Er sieht den Ökolandbau für sich als Chance. Bisher hätten in Eußenheim drei Landwirte auf Bio umgestellt. Das habe aus seiner Sicht aber auch Nachteile für die Bienen. Früher hätten die drei etwa 100 Hektar Raps angebaut. Viel Blühfläche für Bienen. Weil durch Schädlinge im Bioanbau bei Raps jedoch "null Ertrag" bliebe, werde jetzt kein Raps mehr angebaut.
Grundsätzlich, so Hoßmann, sei an der Idee des Volksbegehrens nichts verkehrt – wenn letztlich alle mehr für den Schutz von Bienen und Insekten tun würden. Verbraucher könnten schon jetzt durch ihren Einkauf viel Positives bewirken.
Ab 25 Teilnehmern geht's los
Stolzenberger und Hoßmann bieten an, auf Wunsch die Namen der Paten auf Tafeln am Feld zu veröffentlichen. Beide suchen mindestens 25 Teilnehmer, damit sie das Projekt umsetzen. Danach wollen sie die Blühflächen umbrechen und die Pflanzenreste dem Boden zum Humusaufbau überlassen.
Interessenten melden sich bei Michael Stolzenberger, michael.stolzenberger@gmx.de, Klemens Hoßmann, hossmann-eussenheim@t-online.de, Frank Röder (Wiesenfeld), info@landschaftspflege-roeder.de, oder Thomas Wolf (Eußenheim), thomas-irmgard.wolf@t-online.de.
Die bisherige Politik hat mit Scheinaktionen auf freiwilliger Basis zum aktuellen Zustand geführt. De facto war es Untätigkeit und sogar Ablehnung wie das Einstampfen des Grünen-Entwurfs für ein bayerisches Artenschutzgesetz (Drucksache 17/23106 vom 04.07.2018) zeigt..
Den Unterzeichnern des Volksbegehrens Ablasshandel mit der Unterschrift zu unterstellen ist infam.
Biolandwirt und BBV - wie geht das zusammen? Will der BBV (Michael Stolzenberger, Klemens Hoßmann) mit den Wucher-Patenschaften beweisen, dass Bürger nicht bereit sind ökologisch zu handeln?
Sind Blühstreifen wirklich sinnvoll? Wir dürfen nicht vergessen, dass gleich daneben Insektengifte gespritzt werden. Blühflächen (im Video 2,2 Hektar) erscheinen mir besser – je größer und vernetzter sie sind.
und wenn man weiß, dass hierzulande der qm Ackerland mittelprächtiger Bonität in aller Regel zum einstelligen Preis VERKAUFT wird, könnt man das Land zu den Konditionen sicher auch gleich selber pachten...
Dass Naturschutz bzw. nachhaltige Produktion nur mit Mehrkosten zu haben sind, dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben. Wer sie aber in derartiger Höhe ansetzt, erweist zumindest der Sache, am Schluss evtl. aber auch sich selber einen Bärendienst (wenn z. B. wirklich die Pachten dadurch allgemein in die Höhe gehen sollten).
Eigentlich sollte es einem wirklich zu denken geben, wenn man sich gegenseitig nicht nur misstrauen (d. h. sich nicht sicher sein, vom Gegenüber "fair" behandelt zu werden), sondern sogar in erster Näherung generell davon ausgehen muss, über den Tisch gezogen zu werden. Tolle Gesellschaft, in der wir leben, aber mMn irgendwie bezeichnend - da kann die Welt gar nicht anders aussehen als sie aussieht.
Subventionen die in die Landwirtschaft fließen an ordentlich Bedingungen zu knüpfen halte ich für selbstverständlich.
Schaut doch mal wieder hier nach https://www.agrar-fischerei-zahlungen.de
Da kann man mal nachschauen was die Herren jetzt schon bekommen um gesunde Lebensmittel zu erzeugen. Herr Hoßmann Klemens Eußenheim.
Da muss ich als Pflasterer lange die Hände wackeln lassen um so einen Betrag zu erwirtschaften. Wer das Geld einsteckt muss sich auch mal was fragen lassen. Wer zahlt schafft an.
In den privaten Gärten in meinem Wirkungskreis sehe ich KEINE EINZIGE Blühfläche. Nur kurzgeschorenen Zierrasen...
konventionellen wie auch im Ökolandbau, denn letzterer allein garantiert noch keine Artenvielfalt. Auch der Ökobauer hat lieber kein (Un)kraut auf dem Acker als blühende Disteln im Erbsenfeld.
5000 Euro Entschädigung je Hektar (10000 qm) Blühfläche sind aber viel zu hoch gegriffen. Bei einem Bruttoertrag aus Marktfrüchten von maximal 1500 Euro je Hektar und weniger Aufwand in der Blühfläche, sollte das faire Angebot für einen 100 qm Blühstreifen um die 15 Euro liegen. Um diese Streifen dann noch zwischen den Agrarflächen zu vernetzen, könnte ein Blühflächennetz auf Kreisebene organisiert werden - quasi als private Ergänzung zum Güngitternetz wie es schon in Vorbereitung ist.
Und wenn's doch schlimmer kommt, in China gibt's dann das Know-how und das Personal zum bestäuben:
http://www.bee-careful.com/de/initiative/menschliche-bienen-china/
dass ich als "blöder Öko", der ich bin, (mal wieder) doppelt soviel wie nötig für ein Produkt 2. Wahl bezahle und mich damit im besten SM-Modus selber kasteie, um mich gut fühlen zu können, liegen Sie definitiv daneben.
Lieber kaufe ich im Laden wirklich gute Bioprodukte, statt mein Geld für eine solche Mogelpackung zu verbraten und für die Dinge, die wirklich zählen, nix mehr übrig zu haben (würd ich allen anderen auch empfehlen).
(Mein Verdacht ist nämlich, wenn das alle so handhaben würden, bräucht man wahrscheinlich auch kein Bürgerbegehren etc., weil es dann von vorneherein i-pfui wäre, das Land, von dem man doch leben will, prophylaktisch zu vergiften - mit EU-Persilschein für Glyphosat etc., versteht sich - um schein-billig Unmengen von irgendwas produzieren zu können, wovon dann am Schluss noch ca. 30% ungenutzt in der Tonne landen. Sind "wir" eigentlich noch zu retten oder ist bloß wie üblich nur nix wert, was nix kostet?)