Weltweit geht es deutlich bergauf, im Landkreis Main-Spessart jedoch bergab. Die Rede ist von den Bevölkerungszahlen. Während die Weltbevölkerung rechnerisch jede Sekunde um rund 2,6 Köpfe wächst, ist der Landkreis Main-Spessart entgegen dem bayernweiten Trend nach einer langen Phase des Wachstums seit einigen Jahren auf Schrumpfkurs.
Das belegt anlässlich des Tages der Weltbevölkerung ein Blick auf die Einwohnerstatistik des Landkreises.
Die jüngsten Zahlen des statistischen Landesamtes stammen vom Juli 2016. Zu diesem Stichtag wohnten in Main-Spessart 126 123 Menschen. Das sind knapp 1400 oder 1,09 Prozent weniger als noch im Jahr 2011. Innerhalb von fünf Jahren hat der Landkreis also eine Einwohnerzahl in der Größenordnung der Gemeinde Gräfendorf verloren.
Bayernweit wuchs die Bevölkerung im gleichen Zeitraum um rund 2,5 Prozent auf zuletzt 12,7 Millionen Einwohner. Unterfranken stagnierte bei rund 1,3 Millionen Einwohnern.
Ohne Flüchtlinge wäre es noch deutlicher
Was bei der Betrachtung für Main-Spessart nicht zu vergessen ist: Hätte die Flüchtlingskrise nicht eine größere Zahl an Asylsuchenden auch nach Main-Spessart gebracht, wäre es um die Bevölkerungsentwicklung noch schlechter bestellt. Mitte 2016, zum Stichtag der vom Statistischen Landesamt erhobenen Daten, lebten verteilt über den Landkreis rund 850 Flüchtlinge, eine Zahl also, die etwa der Gemeinde Fellen entspricht.
Bei der Einwohnerentwicklung ist eine gewisse Teilung des Landkreises zu erkennen. Während es im Südwesten im „Speckgürtel“ der wirtschaftsstarken Stadt Marktheidenfeld aufwärts geht, schwindet die Einwohnezahl im Norden teils deutlich.
Gemünden verliert absolut am meisten
Mit über 430 Einwohnern weniger musste die Stadt Gemünden den in absoluten Zahlen mit Abstand größten Aderlass hinnehmen. Auch im Sinngrund sank die Einwohnerzahl deutlich, besonders in Mittelsinn. Dort wäre der Rückgang noch deutlich stärker ausgefallen, wenn nicht über 30 Flüchtlinge Unterkunft gefunden hätten.
Ohnehin spielen die Flüchtlingszahlen in einzelnen Orte eine gewichtige Rolle für die Analyse. Beispielsweise für Neustadt, mit einem Plus von über drei Prozent einer der Spitzenreiter im Landkreis. Zwar habe es, so erklärt Bürgermeister Stephan Morgenroth, in diesem Zeitraum einige Neubauten und damit den Zuzug von rund 15 Bewohnern gegeben. Jedoch lebten Mitte 2016 auch gut 30 Flüchtlinge in Neustadt, was der kleinen Gemeinde einen ordentlichen Zuwachs beschert. Auch in Roden und Schollbrunn hatte eine für Orte dieser Größe vergleichsweise hohe Zahl von je rund 20 Flüchtlingen deutliche Auswirkungen auf die Statistik.
Boomtown Marktheidenfeld
Unter den vier ehemaligen Kreisstädten war Marktheidenfeld von 2011 bis 2015 die einzige mit positiver Entwicklung. In absoluten Zahlen betrug der Zuwachs 147 Einwohner, der Spitzenwert im Landkreis. In Karlstadt (-125 Einwohner) und Lohr (-231) ging es hingegen merklich bergab. Den prozentual stärksten Einbruch der einzelnen Gemeinden erlebte Gössenheim. 78 Einwohner verlor der Ort zwischen 2011 und 2016. Eine Entwicklung, für die der derzeit amtierende Bürgermeister Erich Fenn aus dem Stand keine Erklärung parat hatte.
Überhaupt stellt sich vielerorts die Frage, was genau die Ursachen für Zu- oder Abnahme der Einwohnerzahlen sind. Natürlich schwebt über allem der demografische Wandel. Vielerorts liegt die Zahl der Todesfälle seit Jahren über der der Geburten. Eine Rolle spielt generell der Strukturwandel. Der Verlust an Angeboten der Nahversorgung oder das Wegbrechen von Vereinsinfrastruktur schmälern die Attraktivität von Wohnorten.
Die Rolle von Bauland
Die Verfügbarkeit von Bauland ist ein anderer wichtiger Faktor. Noch immer ist das klassische Modell einer Neuansiedlung der Neubau eines Wohnhauses. Das Mühen der Kommunen und mancher Bauherren, durch Renovierung oder Umbau Wohnraum in Innenorten zu erhalten oder zu reaktivieren, dürfte demgegenüber zahlenmäßig deutlich weniger ins Gewicht fallen.
Orte wie Triefenstein oder Esselbach sind Musterbeispiele dafür, wie sich eine Kombination aus vorhandenem Bauland einerseits sowie der Nähe zur Marktheidenfelder Arbeitsplätzen oder die gute Verkehrsanbindung über die Autobahn andererseits positiv auf die Einwohnerentwicklung auswirken.
Dass es Arbeitsplätze alleine auch nicht ausmachen, zeigt hingegen das Beispiel von Lohr, nach wie vor die Stadt mit den meisten Arbeitsplätzen im Landkreis. Sie hat in enger Talkessellage seit Jahren das Problem, Bauflächen in noch dazu bezahlbaren Dimensionen anzubieten. Das Ergebnis der vergangenen fünf Jahre ist trotz attraktiver Infrastruktur ein Bevölkerungsrückgang.
Prognose: Schwund geht weiter
Für den Landkreis Main-Spessart sagen die Prognosen des Landesamtes für Statistik für die kommenden Jahre einen weiteren Bevölkerungsschwund voraus, bis 2035 um 6,4 Prozent. Der Landkreis würde demnach fast 8000 weitere Bewohner verlieren, also nahezu die Einwohnerzahl von Arnstein. Neben dem reinen Rückgang sehen die Statistiker in der zunehmenden Alterung der Bevölkerung eine große Herausforderung.
Muckenschiss auf der Weltkarte
Die weltweite Entwicklung freilich wird sich unbeeindruckt von der Situation in Main-Spessart in ganz andere Richtung bewegen. 83 Millionen Menschen kommen auf dem Globus jedes Jahr hinzu. Voraussichtlich 2025 wird die Weltbevölkerung die nächste Schallmauer von acht Millionen durchbrechen. Der Landkreis Main-Spessart ist so gesehen nur der sprichwörtliche „Muckenschiss“ auf der Weltkarte.
Leben hier doch gerade einmal 0,0017 Prozent der Weltbevölkerung. Anders ausgedrückt: Wäre die Welt eine Stadt mit knapp 60 000 Einwohner, würde in ihr genau ein Main-Spessarter wohnen.
Das is leider wieder so einer von den sich binnen weniger Tagen - s. z.B. Bericht über Bgm-Wahl in Günderschlawa - häufenden Fällen, in denen schlampig recherchiert bzw. redigiert wurde. Ich kommen nicht umhin: Früher wär das nicht passiert, da hätte noch eine(r) gegen gelesen.