
Wetten, dass . . . Sie das nicht gewusst haben? Wenn an diesem Samstag in der Nürnberger Messehalle letztmals die Fernsehshow „Wetten, dass . . ?“ über die Bühne geht, werden sich Stars und Sternchen einmal mehr auch auf Lohrer Untergrund bewegen. Denn der hiesige Teppichhändler Karlheinz Djoharian liefert seit Jahren die Teppichstop genannte Vliesunterlage, auf der die Bühne für das einstige Flaggschiff der deutschen Fernsehunterhaltung aufgebaut wird.
Der 48-Jährige Lohrer mit iranischen Wurzeln erinnert sich noch gut an jenen Anruf, der ihn 2008 erreichte. In der Leitung war eine Mitarbeiterin der Bavaria Filmstudios in München. Sie suche nach einer Unterlage, die verhindere, dass verlegte Laminatelemente auf dem meist glatten Boden großer Hallen verrutsche, erinnert sich Djoharian.
Er habe zunächst gedacht, die Anruferin habe sich verirrt. Doch dann stellte sich heraus, dass sie über Djoharians umfangreichen Internetshop den Weg nach Lohr gefunden hatte. Der Lohrer Teppichexperte schickte ein Muster nach München.
„Zwei Tage später kam ein begeisterter Rückruf“, erzählt Djoharian. Die Bühnenbauer hätten die Unterlage getestet und für perfekt befunden, so die Nachricht. Dass das Material für die in Sachen Bühnenbau von der Bavaria-Film betreuten Wetten-dass-Sendungen bestimmt war, wusste er damals noch nicht.
Erst als die Dame aus München auf die gewünschte Liefermenge zu sprechen kam, dämmerte dem Teppichhändler, dass es sich um etwas Größeres handeln musste. 2000 Quadratmeter sollte er liefern. Und zwar binnen einer Woche. Eine solche Menge hatte er natürlich nicht auf Lager. Zwar verkaufe er den Teppichstop regelmäßig, meist aber in haushaltsüblichen Mengen, also als Unterlage für einen Teppich. Bei kleinen Mengen kostet ein Quadratmeter 5,85 Euro. Für die Großbestellung der Fernsehleute gab es natürlich Rabatt.
Um die Bestellung auf die Schnelle überhaupt bedienen zu können, fuhr er mit einem gemieteten 7,5-Tonner zu seinem Lieferanten nach Norddeutschland und belud ihn mit voluminösen Rollen zu je 60 Quadratmetern. Dann ging's „in einem Rutsch“ nach München. Der Anfang einer mehrjährigen Geschäftsbeziehung war gemacht.
„Das war schon cool“, blickt der Teppichhändler heute zurück. Wenngleich die Aufträge aus München nie mehr als ein Nebengeschäft gewesen seien, habe er sie doch als nette Abwechslung vom Alltag empfunden, der bei ihm vom via Internet betriebenen weltweiten Teppichhandel bestimmt ist.
Der Handel wurde schnell zum Automatismus. Nur einmal wurde es hektisch. Djoharian erzählt von dem Anruf, der ihn im Urlaub in Spanien ereilte. Weil sie ihren Lagerbestand falsch eingeschätzt hatten, brauchten die Bühnenbauer umgehend eine größere Menge Teppichstop. Djoharian setzte aus der Ferne seinen gar nicht im Teppichhandel tätigen Bruder in Bewegung. Der schaffte die Ware umgehend nach München.
Kein Fan der Sendung
Obwohl geschäftlich mit der Show verbunden, sah sich Djoharian die Wetten-dass-Sendungen über all die Jahre so gut wie nie an. Er sei kein Freund dieser Art von Unterhaltung, sagt der 48-Jährige. Sicher, wenn er als Lieferant mal zu einer Sendung eingeladen worden wäre, hätte er sich nicht verweigert: „Das Drumrum hätte mich schon mal interessiert.“ Doch eine solche Einladung gab es nie.
Da „Wetten, dass . . .?“ schon morgen Geschichte ist, kann es auch keine Einladung mehr geben. Ob die Bestellungen aus München trotzdem weitergehen, weiß Djoharian noch nicht. Er habe schon mal angefragt, ob es bereits ein Nachfolge-Format gebe. Doch da konnten ihm die Fernsehleute noch nichts sagen. Djoharian wartet also ebenso gespannt wie die Fernsehnation darauf, was auf „Wetten, dass . . ?“ folgt.