
Informationen austauschen, zusammen etwas unternehmen und sich gegenseitig stärken, das ist das Ziel der Parkinson-Selbsthilfegruppe Lohr/Mainfranken, die vor 25 Jahren gegründet wurde.
An den Werdegang erinnerte Gruppenleiterin Gisela Halbleib kürzlich bei der Jubiläumsfeier in der Küferstube. Ihren Worten nach lernten sich fünf oder sechs von Parkinson Betroffene im Jahr 1988 in Arztpraxen kennen. Zunächst trafen sie sich sporadisch, dann öfter. 1989 folgte der Beitritt zur Deutschen Parkinson-Vereinigung. Laut Halbleib ging es in der Gruppe, der mittlerweile 21 Mitglieder angehören, immer um Erfahrungsaustausch in Sachen Parkinson aber auch um Unterhaltung.
In früheren Jahren habe die Gruppe viele Fahrten und Ausflüge unternommen, so Halbleib. Doch weil die Mitglieder zunehmend in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt gewesen seien und die Spenden nicht mehr sprudelten, beschränke man sich inzwischen auf einen Ausflug im Jahr. Zudem werde gemeinsam Fasching gefeiert und der Weihnachtsfeier gehe ein vorweihnachtliches Basteln voraus.
„Eine starke Gemeinschaft gibt Halt“, sagte Walter Hock, Schatzmeister der Deutschen Parkinson-Vereinigung, mit Blick auf die Gruppe Lohr/Mainfranken. Seinen Worten nach gibt es deutschlandweit aktuell rund 450 Parkinson-Selbsthilfegruppen. Ziel dieser Gruppen sei, die Lebensqualität der Erkrankten zu verbessern.
Erfolgsmodell Selbsthilfegruppe
Früher sei es viel schwieriger gewesen, an Informationen über die Krankheit zu kommen, sagte Brigitte Kuhn, die bayerische Landesbeauftragte der Deutschen Parkinson-Vereinigung. Deshalb hätten sich die Selbsthilfegruppen gegründet.
Stellvertretender Landrat Manfred Goldkuhle betonte, Selbsthilfegruppen seien „ein Erfolgsmodell“. Die Parkinson-Selbsthilfegruppe sei „eine der ältesten in unserem Landkreis“. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens steuere der Landkreis einen „bescheidenen Geldbetrag“ bei. Goldkuhles Worten nach gibt es in Main-Spessart deutlich mehr an Parkinson erkrankte Menschen, als die, die sich in der Gruppe treffen. Er zeigte sich überzeugt, dass es auch den meisten anderen gut täte, zu den Treffen zu kommen. Es sei wichtig, „sich gegenseitig zu motivieren, aufzurichten“. Gisela Halbleib leite die Gruppe seit vier Jahren vorbildlich.
Die Kommunikation in der Selbsthilfegruppe helfe allen Mitgliedern, meinte auch Lohrs Bürgermeister Ernst Prüße. Was dort geleistet werde, könne man gar nicht hoch genug schätzen. Auch Prüße hatte einen Scheck für die Gruppe dabei. Simone Hoffmann, Leiterin des BRK-Selbsthilfebüros Main-Spessart, sagte allen Unterstützern sowie Selbsthilfegruppenleiterin Gisela Halbleib „ein ganz herzliches Dankeschön“.
Dr. Simon Bittkau, Facharzt für Nervenheilkunde und Neurologie, bezifferte die Zahl der in Deutschland an Parkinson Erkrankten auf 200 000 bis 250 000. Aufgrund der krankheitsbedingt nachlassenden Mimik bekomme das Gegenüber schnell den Eindruck, der Parkinsonkranke wäre schlecht gelaunt, so Bittkau. Dies wiederum führe dazu, dass der Kranke weniger angesprochen werde – ein Teufelskreis.
In den letzten 30 Jahren sei man allerdings bei den Behandlungsmöglichkeiten mit Riesenschritten vorangekommen. Ziel der Therapie sei, dafür zu sorgen, dass die Betroffenen so wenig wie möglich unter ihrer Krankheit leiden müssten. Damit werden ihnen Lebensfreude und Lebenskraft zurückgegeben, sagte Dr. Simon Bittkau.
Parkinson
Das Absterben von Nervenzellen im Gehirn, die Dopamin produzieren, stellt das Kennzeichen der Parkinson-Krankheit dar. Der dadurch entstehende Mangel an dem Botenstoff Dopamin führt zu einer Verminderung der aktivierenden Wirkung der Basalganglien auf die Großhirnrinde. Leitsymptome bei Parkinson sind Muskelstarre, verlangsamte Bewegungen, Muskelzittern und Haltungsinstabilität.