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Lohr
Stark gefährdet und gesetzlich geschützt: Seltener Pilz im Lohrer Stadtwald gefunden
Bernhard Rückert
 |  aktualisiert: 23.12.2024 02:30 Uhr

Zufällig wurde ein sehr seltener Pilz im Lohrer Stadtwald gefunden: der Igelstachelbart. Stachelbärte fruktifizieren vom Frühjahr bis in den Spätherbst und sind als Rote-Liste-Art stark gefährdet und gesetzlich geschützt. Sinnvoll wäre, nicht den Pilz, sondern seinen Lebensraum besser zu schützen.

In Lohr wurde der Igelstachelbart an einem in der Zersetzung befindlichen stärkeren Eichentotholz in einer seit Jahren aus der Holznutzung genommenen Waldfläche entdeckt. Es ist der erste Nachweis eines Pilzes aus der Gattung der Stachelbartpilze im über 4000 Hektar großen Lohrer Stadtwald. Bereits seit den 1990er-Jahren wird im Lohrer Stadtwald ein Großteil der kränkelnden oder abgestorbenen Bäume der Waldnatur überlassen oder sind ganze Waldbestände von der Holznutzung verschont.

In Europa gibt es vier Arten der Stachelbärte als Totholzbewohner bei fortgeschrittener Holzzersetzung, der Weiß- und Braunfäule und als Wundparasiten am lebenden Baum. Auf Buche der Ästige Stachelbart, auch Korallenstachelbart genannt, und der Dornige Stachelbart. Auf Tanne der Tannenstachelbart und bevorzugt auf Eiche bei Braunfäule der Igelstachelbart, auch Löwenmähne oder Affenkopfpilz genannt.

Bizarrer Fruchtkörper

Stachelbärte haben einen bizarren, schneeweißen bis schmutzig-gelben, manchmal über 60 Zentimeter großen, kugeligen Fruchtkörper mit kurzen korallenähnlichen, herunterhängenden stachelartigen Ästen. Das Fleisch ist weißlich, zäh und genießbar. Besonders der Igelstachelbart gilt auch als wichtiger Vital- oder Heilpilz. Die Verwendung des Igelstachelbarts ist in der Gastronomie in den fernöstlichen Ländern weit verbreitet.

Das Überleben dieser bezaubernden, korallenähnlichen Pilze in den Wäldern lässt sich allerdings nur absichern mit konsequent langfristigem Verzicht auf Teile der Holznutzung mittels Totholzkonzepten oder Flächenschutz. Die Praxis spricht allerdings oft mit Verweis auf die Verkehrssicherung oder Schädlingsbekämpfung und Wirtschaftlichkeit eine andere Sprache.

Pilze sichern durch ihre Mykorrhiza, der Wurzelsymbiose mit Hilfe unterirdischem, fadenförmigem Pilzgeflecht, die Versorgung der Bäume mit Nähr- und Mineralstoffen sowie Wasser und ermöglichen dem Baum das Wachstum. Sie zersetzen organisches Material, besonders abgestorbenes Holz.

 
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