Einige Mitglieder des Gemeinderats Thüngen haben zwar offen oder inoffiziell Bedenken gegen die Machbarkeit eines Dorfladens in Thüngen, doch gab das Gremium in seiner letzten Sitzung grünes Licht für den Auftrag an Wolfgang Gröll, Berater für Dorfladen-Bürgergesellschaften. Dieser soll gemeinsam mit Thüngener Bürgern eine qualifizierte Standortanalyse für die Gemeinde insgesamt erstellen und außerdem konkrete mögliche Standorte für einen Dorfladen finden. Diese Stadtortbewertung kostet Thüngen rund 4300 Euro.
Wie berichtet, wurde mittlerweile die Fragebogenaktion ausgewertet. Dabei hatten 25 Prozent der Bevölkerung einen Fragebogen zurückgegeben. 80 Prozent dieser Bürger hatten sich für den Versuch ausgesprochen. Außerdem gab ein Viertel davon an, dass sie Probleme mit dem Lebensmittelkauf hätten.
Der Zweite Bürgermeister Wolfgang Heß relativierte diese statistischen Zahlen mit eigenen Überlegungen: Schließlich hätten die 75 Prozent der Bürger, die ihren Fragebogen nicht zurückgegeben haben, somit dokumentiert, dass sie weniger an einem Dorfladen interessiert seien. Somit wären zahlenmäßig von den 1350 Thüngenern rund 70 Menschen stärker betroffen.
Auf der anderen Seite hätten Gespräche und andere Informationen gezeigt, dass man für eine "schwarze Null" sowohl einen monatlichen Umsatz von 40.000 Euro und sehr viel ehrenamtliche Mitarbeit benötigt. Heß bezweifelt, dass diese Voraussetzungen erfüllt werden könnten. Weiterhin müssten genügend Leute gefunden werden, die bereit sind, durch ihre Einlagen ein ausreichend hohes Startkapital von etwa 50.000 Euro aufzubringen. Das wären beispielsweise 500 Euro pro Einlage, wenn sich 100 Bürger bereit fänden. Dazu kommt noch, so Heß, dass einige Handlungsfelder eines Dorfladens wie Metzgerei, Bäckerei, Cafe, Getränkehandel, Blumen, Post in Thüngen auch heute schon bedient würden. Dies könnte durchaus zu Konflikten führen.
Dennoch entschied sich der Marktgemeinderat in namentlicher Abstimmung gegen das Votum von Heß und Irene Neumeyer dafür, den Auftrag für die weitere Analyse und für die Standortsuche an Wolfgang Gröll zu vergeben. Danach werde man weitersehen und den Bürgern klarere Antworten geben können, für die weiteren Schritte, meinte Bürgermeister Lorenz Strifsky.
Die Aufträge sind vergeben, und im Dezember diesen Jahres sollen im Neubaugebiet "Kies II" endgültig die Bagger anrollen, verkündet Bürgermeister Strifsky. Am 21. Januar nächsten Jahres soll es eine Versammlung mit den Bauinteressenten geben, dann werden auch die Modalitäten für den Verkauf der Bauplätze bekanntgegeben. Mit der Fertigstellung der Tiefbaumaßnahmen rechnet er Mitte September. Auch möchte er Vorschläge sammeln für einen Namen der neuen Ringstraße im Baugebiet. Er selbst brachte "Armin-Weber-Ring" ins Spiel.
Im Tagesordnungspunkt "Kurze Anfragen" wurde der Antrag des Bürgers Arthur Schäfer wohlwollend besprochen, der angeregt hat, an der Treppe von der evangelischen Kirche zum Planplatz ein Geländer anzubringen. Bernd Müller fragte an, inwieweit der vergangene trockene Sommer die Grundwassersituation in Thüngen - besonders im Hinblick auf die Karlstadter Brunnen - beeinflusst hat. Der Bürgermeister beschied ihn, er habe bei den Stadtwerken Karlstadt diesbezüglich schon angefragt, aber noch keine Antwort erhalten.