Ein letztes Mal gab der Vorstand des Kommunalunternehmens Stadtwerke, Hans Schneider, am Montag dem Gemündener Stadtrat den Geschäftsbericht fürs abgelaufene Jahr sowie eine aktuelle Halbjahresbilanz. Schneider wird zum Jahreswechsel, dann fast 69 Jahre alt, in Rente gehen. Sein Nachfolger steht schon fest und arbeitet sich seit 1. Oktober im KU Stadtwerke ein: Roland Brönner.
Der 52-jährige gebürtige Würzburger stellte sich den Stadträten kurz vor. Auf Nachfrage der Redaktion schilderte der Diplom-Betriebswirt seinen Lebensweg. Der führte den gelernten Bankkaufmann über das Studium zunächst in die Unternehmensberatung. Darauf folgte die kaufmännische Leitung, einmal mit Prokura, in zwei mittelständischen Betrieben. In den vergangenen zwei Jahren war Brönner wieder als Unternehmensberater selbstständig. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Nachfolger "in der Lehre"
An Hans Schneider gewandt sagte er in der Ratssitzung: "Es ist mir eine große Ehre und Vergnügen, Ihre Nachfolge anzutreten. (...) Ich freue mich, bei Ihnen in die Lehre zu gehen." Hans Schneider war seit der Gründung des Kommunalunternehmens im März 2005 unter dem damaligen Bürgermeister Thomas Schiebel Chef des KU und hatte mit der überfälligen Erhebung von Verbesserungsbeiträgen wie auch seine Mitarbeiter schwierigste Zeiten durchzustehen.
Die Bilanz 2018, die Schneider am Montag dem Stadtrat vorstellte, ist wie seit Jahren positiv. Sie beschreibt die Betriebszweige Abwasserbeseitigung und Trinkwasserversorgung als die mit Abstand umsatzstärksten sowie das Blockheizkraftwerk am Neuberg, das Biomasseheizwerk in Kleingemünden, die Fotovoltaikanlage und die Betriebsführung für die Energieversorgung Gemünden (EVG) und die Beteiligung daran. Die Bilanz schließt mit einem Gewinn von 432 000 Euro bei Aktiva von 45,65 Millionen Euro.
"Recht guter" Gewinn
Dass der Gewinn um über 300 000 Euro niedriger ausgefallen ist als 2017, begründete Hans Schneider mit Reparaturen im Umfang von 200 000 Euro an der Zentralkläranlage sowie mit der Kamerabefahrung und Reparaturen von Kanälen. Doch auch das Plus von 432 000 Euro bezeichnete Schneider in der ihm eigenen zurückhaltenden Art als "recht gut, meiner Ansicht nach".
Um etwaigen Spekulationen zuvorzukommen, stellte Bürgermeister Jürgen Lippert wie sein Stellvertreter Werner Herrbach die rhetorische Frage, warum mit dem "satten Plus" nicht die Wasser- und Kanalgebühren gesenkt werden. Schneider erklärte dies mit dem Kommunalen Abgabengesetz, demzufolge hierfür noch die Abschreibungen in Ansatz zu bringen seien.
Schuldenstand kurzfristig gestiegen
Stadtrat Gerhard Köhler (CSU) wunderte sich, dass trotz der Verbesserungsbeiträge der Bürger die Schulden von 2017 auf 2018 nicht gesunken, sondern im Gegenteil um 600 000 Euro auf 16,6 Millionen Euro gestiegen sind. Die Steigerung begründete der Stadtwerkevorstand mit den weiterhin angefallenen Investitionen. Langfristig gesehen, fällt die Verschuldung durchaus. So lag sie 2016 noch bei knapp 20 Millionen Euro, und wird sie heuer bis zum Jahresende auf 14,5 Millionen Euro sinken. Ein schnellerer Schuldenabbau war nicht möglich, da die Investitionskosten nur zu 60 Prozent auf Verbesserungsbeiträge umgelegt wurden. 40 Prozent sind langfristig in die Gebührenberechnung kalkuliert. Der Schuldenabbau werde jährlich etwa eine Million Euro betragen, prognostizierte Schneider.
Richard Rauscher (FW/FB) wollte wissen, wie viel an Verbesserungsbeiträgen von säumigen Zahlern noch ausstehen. Diese Verbindlichkeiten bezifferte Schneider inklusive unbezahlter Hausanschlüsse mit 90 000 Euro. Massenbuchs Ortssprecher Günter Betz erfuhr auf Nachfrage, dass im Biomasseheizwerk Reparaturen und vor allem der Wegfall des Gesundheitszentrums Main-Spessart das Ergebnis verschlechterten.
Strombezug von auswärts
Gerhard Thumes (FWG) wollte nichtöffentlich die Firmen genannt bekommen, die ihren Strom nicht bei der EVG beziehen, damit ebentuell das Kaufverhalten von Gemündenern beeinflusst werden könne. Die Firmen könne man nennen, sagt Lippert dazu, doch herrsche eben freie Marktwirtschaft. Und auch die Stadt Gemünden selbst sei einmal rechtlich gezwungen gewesen, einen anderen Stromanbieter zu nehmen.
Ob Klärschlamm von Landwirten im Gemündener Stadtgebiet ausgebracht werde, wusste Hans Schneider nicht zu sagen. Etwa zehn bis 20 Prozent des Gemündener Klärschlamms gehe in die Landwirtschaft. Bürgermeister Lippert ergänzte, die Städte hätten auf Landkreisebene eine Arbeitsgruppe gebildet, um günstige Entsorgungsmöglichkeiten zu finden.