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Gemünden
Stadtrat in Gemünden vor Sitzung kurzzeitig in Handschellen
Auf dem Weg ins Rathaus ist in Gemünden ein Stadtrat von einer Gerichtsvollzieherin und zwei Polizisten gestellt worden. Der 53-Jährige kritisiert das Vorgehen der Polizei.
In Gemünden klickten am Montag die Handschellen - vor dem Rathaus.
Foto: Friso Gentsch | In Gemünden klickten am Montag die Handschellen - vor dem Rathaus.
Michael Fillies
Michael Fillies
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:36 Uhr

Einen Stadtrat, der auf Strümpfen vor der Polizei durch die Fußgängerzone flüchtet und vor der Stadtpfarrkirche zu Fall gebracht wird, erlebt man nicht alle Tage. In Gemünden (Lkr. Main-Spessart) erregte dieser Vorfall am vergangenen Montagabend Aufsehen. Im Mittelpunkt: ein fraktionsloser Stadtrat aus Langenprozelten, der sogar kurzzeitig in Handschellen gelegt wurde. Das Spektakel hatte einen zivilrechtlichen Hintergrund: das Vollstrecken einer Zahlungsforderung. Ein strafrechtliches Nachspiel wird jetzt folgen.

Erzwingungshaftbefehl vor dem Rathaus vollstreckt

Auf Nachfrage der Redaktion nennt der 53-Jährige das Vorgehen der Polizei dem Anlass nicht angemessen und überzogen. Er ist selbstständiger Zahnarzt und Bezirksvorsitzender des Gesundheits- und Pflegepolitischen Arbeitskreises der CSU (GPA). Die von allen Zahnärzten zu entrichtenden Zwangsbeiträge an die Landeszahnärztekammer empfindet er als ungerecht. Deshalb, so der Stadtrat, habe er sie einige Zeit nicht bezahlt. Die Kammer erwirkte einen Erzwingungshaftbefehl. Den vollstreckte am Montag eine Gerichtsvollzieherin mit Hilfe einer Polizeistreife - vor dem Rathaus am Gemündener Marktplatz, als der Zahnarzt auf dem Weg zur Stadtratssitzung war.

"Ich habe sie lauern sehen", berichtet er. Er habe sich "zu 50 Prozent gedacht", dass die Polizisten auf ihn warten würden. Als das Trio ihn ansprach, habe er einerseits aus Überraschung und andererseits, weil sich die Gerichtsvollzieherin auf keine Diskussion eingelassen habe, Fersengeld geben wollen: Er habe den Dreien seine Laptop-Tasche zugeworfen, sich seiner Schlappen entledigt und sei davongerannt. Schon 50 Meter weiter an der Stadtpfarrkirche war die Flucht auf Strümpfen zu Ende. Dort habe sich ein etwa 100 Kilogramm schwerer Polizist auf ihn geworfen und zu Fall gebracht, schildert der Langenprozeltener: "Der hat mich quasi als Airbag benutzt."

Schulden bezahlt, Haftbefehl hinfällig

Mit auf den Rücken gefesselten Händen wurde der Stadtrat in einen Streifenwagen gebracht. Erst auf der Fahrt ins Würzburger Gefängnis habe er sich beruhigt und die Zahlung der geforderten vierstelligen Summe angeboten. Er sei sich durchaus bewusst gewesen, dass die Zwangsabgabe formal nicht abzuwenden war. Mit der Bezahlung der Schulden hatte sich der Haftbefehl erledigt. Und die Augenzeugen der Rangelei am Gemündener Marktplatz erlebten, dass eine knappe Stunde danach der Stadtrat erneut erschien und diesmal ungehindert das Rathaus betrat.

Die Stadtratssitzung habe er jedoch nach wenigen Minuten wieder verlassen, so der 53-Jährige - der Schmerzen wegen, die sich nach dem Sturz vor der Kirche eingestellt hätten. Seither laboriere er an zahlreichen Prellungen und Schürfwunden und humple.

Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken begründet auf Nachfrage das Vorgehen damit, dass "sich der Mann tätlich gegen die Maßnahmen der Gerichtsvollzieherin zur Wehr gesetzt hat". Gegen den 53-Jährigen seien "Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung, eingeleitet" worden.

Der Vorwurf der Beleidigung bezieht sich laut dem Stadtrat auf das bekannte Götz-von-Berlichingen-Zitat, das er gebraucht habe. Ob dies eine Beleidigung sei, werde noch zu klären sein. Er seinerseits überlege, den Polizeibeamten, der ihn angesprungen habe, wegen unangemessener und überzogener Härte anzuzeigen. Er hätte sich, so der Stadtrat, bei dem Sturz an der Kirchentreppe lebensgefährliche Verletzungen zuziehen können.

 
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  • Binzwei
    Nur der Wähler kann bei der nächsten Stadtratswahl entscheiden
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  • dieBundesbahn@gmx.de
    Peinlich, peinlich...
    Ja, und was ist denn da in Gemünne los?
    Erst Thumes und Felbinger, mit eigenem Verständnis von Humor und jetzt ein Stadtrat in Strümpfen auf der Flucht vor der Polizei?!?
    Man könnte meinen die Narren sind nach dem letzten Fasching noch gar nicht aus dem Rathaus ausgezogen...
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  • chrihand
    Aufmüpfig sein, nicht zahlen, die Flucht ergreifen und dann rumheulen...
    Erbärmlich! Und so was Charakterloses ist Stadtrat, wie passend...
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  • Arcus
    Mitglied eines CSU Arbeitskreises. Aber das muss nicht unbedingt was sagen.
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  • danben
    na da paßt doch auch der. felbinger als bürgermeister dazu. armes gemünne
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  • trudi.tast@web.de
    Es ist ein gutes Zeichen für unsere Polizei wenn es einem angeblich 100kg schweren Polizeibeamten nach wenigen Metern gelingt den Herrn Stadtrat einzuholen.
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  • attheendoftheday
    100 kg ist bei vielen auch ein trainierter Body mit etwas größeren Muskeln.
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  • gowell70@yahoo.de
    Niemand muß Zahnarzt sein.

    Und falls man doch eine Praxis betreibt, dann kennt man auch die Regularien der Landeszahnärztekammer.

    Wenn dann auch schon die Gerichtsvollzieherin eingeschaltet wurde kann man annehmen, daß im Vorfeld bereits reger Schriftverkehr stattgefunden hat.

    Ich zahle auch meinen GEZ-Zwangsbeitrag , die Sinnhaftigkeit könnte ich ebensogut hinterfragen.

    Mich dünkt hier, daß sich manch ein Mitmensch für unangreifbar hält, und sich um seine Verpflichtungen wenig schert...

    Gut, Herr Zahnarzt und Stadtrat haben sich weh getan, aber was bleibt der Polizei denn anderes übrig , als den Flüchtenden zu stellen ?

    Inwiefern solche Aktionen dem Ansehen als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens dienlich sind mag JedeR selbst bewerten.
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  • ajm
    Der „wilde Westen“ in Gemünden, und wir sind nicht zu Hause...
    Grüsse aus Kreta.
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  • Erding
    Satire, retour. Vielleicht wären Sie besser zu Hause. Angesichts der Thomas Cook Insolvenz. Da soll sich ja einiges gegenüber den Hotelgästen zu tragen. Handfesseln, Behinderungen u.ä. um dadurch zu Zusatzzahlungen zu kommen, und um nicht auf den Unkosten sitzenzubleiben. Eine andere "illegale" Form des Geldeintreibens? Die Aktion in Gemünden war jedoch legal. Das Verhalten des Zahnsarztes und Stadtrates ist mehr als peinlich. Wählertäuschung kommt jetzt noch dazu. Den Strafzettel dazu wird es wohl beim Wahlzettel bei der nächsten Wahl geben. Null Stimmen?
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