Die Lohrer Stadthalle hat im von der Corona-Pandemie geprägten Veranstaltungsjahr 2020 etwa ein ähnliches Betriebsdefizit zu verzeichnen wie im von der Pandemie noch gänzlich unberührten Jahr 2019. Stadthallenmanager Thomas Funck jedenfalls geht davon aus, dass sich das Stadthallenminus erneut in der Größenordnung von knapp 620 000 Euro bewegen dürfte. Die genaue Höhe wird nicht zuletzt davon abhängen, in welchem Umfang die Stadthalle für die Monate November und Dezember staatliche Corona-Hilfsgelder erhält.
Funck präsentierte im Werkausschuss des Stadtrates seinen Jahresbericht für 2020. Er sprach dabei einerseits von pandemiebedingten drastischen Umsatzeinbrüchen und von ungewissen Aussichten. Andererseits sieht der 39-Jährige, der die Stadthalle seit deren Eröffnung Ende 2016 leitet, in der Krise auch eine Chance.
So habe man in den vergangenen Monaten durch neue Formate und die gute technische Ausstattung der Halle neue Kunden gewonnen. Dabei habe man mit den gebotenen Leistungen das Vorurteil widerlegen können, wonach die Hallenmiete teuer sei, sagt Funck. Von der Entwicklung könne die Stadthalle über die Pandemie hinaus profitieren.
Umsatz bricht drastisch ein
Vorerst jedoch prägt das Coronavirus den Stadthallenbetrieb weiter. Besucherstarke Großveranstaltungen sind in ihr seit über einem Jahr nicht mehr möglich. Stattdessen wurden die Räume vermehrt für Prüfungen oder auch Konferenzen und sogenannte Hybrid-Veranstaltungen gebucht, bei denen ein Teil der Teilnehmer anwesend und der Rest über das Internet zugeschaltet ist. Insgesamt vermeldete Funck einen deutlichen Umsatzrückgang von knapp 500 000 im Jahr 2019 auf gut 210 000 Euro in 2020.
Das vorläufige Betriebsdefizit 2020 bezifferte er auf 670 000 Euro. Allerdings sei damit zu rechnen, dass noch ein "höherer fünfstelliger Betrag" an Corona-Hilfsgeldern eingehe. Er gehe daher davon aus, so Funck gegenüber der Redaktion, dass das Defizit erneut im Bereich der für 2019 verbuchten 617 000 Euro liegen werde.
Steuernachzahlung fällig
Auf der einen Seite rechnet man noch mit einem finanziellen Nachschlag, an anderer Stelle drohen Steuernachzahlungen in noch unbekannter Höhe. Sie resultieren daraus, dass die Stadthalle in deutlich geringerem Umfang als geplant an umsatzsteuerpflichtige Nutzer vermietet wurde. Zwar habe der steuerpflichtige Umsatzanteil für das Gebäude gemäß einer Prüfung des Finanzamts im Jahr 2017 bei 80 Prozent gelegen, berichtete Funck und sprach von einem vergleichsweise hohen Wert.
Zu Beginn des Hallenbetriebs hatte man jedoch damit kalkuliert, dass der Anteil bei 95 Prozent liegen könnte. Die zu viel gezogene Vorsteuer müsse man nun nachzahlen, so Funck. Noch sei unklar, welche Bereiche diese Nachzahlung umfasst, ob also beispielsweise auch Baukosten mit einbezogen werden. Er rechne jedoch damit, dass "kein Riesenbetrag" fällig werde, so der Stadthallenmanager.
Für das laufende Jahr ist im Wirtschaftsplan der Stadthalle mit einem Betriebsdefizit von 650 000 Euro kalkuliert. Momentan sehe es so aus, als sei dies realistisch, sagt Funck, "aber wer weiß schon, wie sich die Infektionslage entwickelt".