700 000 Euro Verlust sind für die Lohrer Stadthalle fürs Jahr 2020 eingeplant. Aber jetzt sind erstmal sämtliche Veranstaltungen bis Ende August abgesagt. Wie will Stadthallen-Manager Thorsten Funck angesichts ausbleibender Einnahmen ein finanzielles Debakel verhindern? Die konstituierende Sitzung des neuen Lohrer Stadtrats am 6. Mai war ein Lichtblick und ein Hoffnungsschimmer.
"Die letzte Veranstaltung vor Corona war ausverkauft und bei der ersten seit dem Lockdown waren auch alle Plätze besetzt", scherzt Thorsten Funck. Am 6. März begeisterte das hessische Comedy-Duo "Badesalz" 730 Besucher in der Stadthalle. In der folgenden Woche sollten Konzerte der "Cavern Beatles" und des Klassik-Pianisten Ivan Bessonov die Halle füllen, doch wegen der Corona-Beschränkungen mussten von einem Tag auf den anderen sämtliche Veranstaltungen abgesagt werden bis Ende August.
Halle bietet Möglichkeiten
Aber am 6. Mai wich der neu gewählte Lohrer Stadtrat zu seiner ersten Sitzung in die geräumige Halle aus. Dort war mit reichlich Abstand für 24 Stadträte, vier Verwaltungsmitarbeiter, einen Pressevertreter und hinter einer Absperrung für 25 Gäste bestuhlt. "Wir mussten uns genau einlesen, um die hygienischen Auflagen zu erfüllen", berichtet Funck. Desinfektionsmittel-Spender wurden aufgestellt und um geheime Wahlen der Bürgermeister-Stellvertreter mit ausreichend Abstand zu gewährleisten, wurde über die Bühne eine Art Einbahn-Rundkurs installiert. Auch bei den Toiletten im Souterrain wird auf Distanz geachtet: Jedes zweite Pissoir ist mit Absperrband gesperrt.
Weil diese Veranstaltung gut lief und die Staatsregierung erste Lockerungen in Aussicht stellt, schöpft Thorsten Funck Hoffnung. "Wir haben genügend Platz, um eineinhalb bis zwei Meter Abstand für 50, 60 Personen zu ermöglichen. Vielleicht sind bald manche Sachen möglich." Er denkt an kleinere Seminare oder Schulungen. Außerdem haben am Wochenende die Jets auf der Empore der Halle ein Konzert gespielt, das per Facebook-Stream überall zu sehen war. Am Samstag, 16. Mai, von 20 bis 21 Uhr, wird ein Online-Konzert des schwedischen Künstlers Meadows gestreamed. "Seine komplette Tour wurde abgesagt. Jetzt sitzt er auf Bergen von Tonträgern", so Funck.
Kosten runterfahren, Ideen entwickeln
Nach dem ersten Schock und der großen Aufgabe, sämtliche Konzerte, Kabarett-Auftritte sowie Buchungen für Veranstaltungen aus der Wirtschaft abzusagen und gegebenenfalls neu zu planen, haben sich Funck und sein Thema mittlerweile gesammelt. "Wir können in dieser Phase auch einiges sparen", erklärt der Hallenchef. Wenn die Halle weniger genutzt wird, muss sie auch seltener gereinigt werden. Die Prüfung der Elektrik, "die wir sonst vergeben hätten, führen wir selbst durch" und die Wartung der Bühne durch den TÜV wurde vorgezogen.
Außerdem entwickelt Funck Ideen. Der Manager hofft darauf, den Parkplatz hinter der Halle im Sommer nutzen zu dürfen. "Ich habe einige Vorstellungen. Wir werden sehen, was sich umsetzen lässt", sagt Funck. Er ist bereit, Konzepte zu erstellen, um hygienische Auflagen zu erfüllen und Abstandhaltung zu gewährleisten. Auch für Online-Konferenzen will sich das Stadthallen-Team "als Dienstleister anbieten".
Große Ungewissheit bleibt
Trotzdem bleibt vieles ungewiss. "Stand jetzt soll ab 1. September wieder alles möglich sein. Davon muss ich ausgehen", meint Funck. Auch wenn er daran zweifelt, dass eine volle Stadthalle mit Alkoholausschank in vier Monaten wieder Normalität sein wird. Standardgeschäft fürs Hallen-Management ist es zurzeit, die zweite Jahreshälfte für 2021 zu buchen und mögliche Lücken für den Herbst 2020 zu füllen. Üblicherweise würden ihm viele Bands aus den USA für Herbst/Winter angeboten; "aber da gibt's im Moment eine gewisse Zurückhaltung".
Und wie sich das alles finanziell auswirkt, könne er noch gar nicht abschätzen. "Was soll ich da Prognosen stellen, wenn ich nicht weiß, was wird?", fragt Funck. Für ihn gilt: "Ich versuche, Ideen zu entwickeln und umsichtig zu planen. Wir müssen wach sein und die Chancen, die sich uns bieten, nutzen."