Nach längerer Vorgeschichte will die Stadt Lohr nun konkret in die Planung eines auf gut fünf Millionen Euro veranschlagten Ersatzbaus für das in die Jahre gekommene Parkdeck an der Ignatius-Taschner-Straße einsteigen. Erster Schritt ist die Suche nach einem Planer per europaweiter Ausschreibung.
Der Auftrag soll nicht allein anhand eines günstigen Honorars vergeben werden. Stattdessen, so beschloss der Werkausschuss des Stadtrates einstimmig, sollen die Referenzen und die Leistungsfähigkeit des Planers in gleichem Maß wie der Preis berücksichtigt werden.
Realisierung kann Jahre dauern
Bis der Planer gefunden ist, kann laut Stadtwerkechef Otto Mergler ein halbes Jahr vergehen. Fertiggestellt sein könne das Parkdeck günstigstenfalls in zwei Jahren, eventuell aber auch erst in vier Jahren oder noch später, erklärte Mergler nach der Sitzung auf Nachfrage. Zum einen hätten die Hersteller von System-Parkhäusern Lieferzeiten von einem Jahr. Zum anderen spielten bei öffentlichen Bauwerken viele Faktoren in das Verfahren mit rein, begründete Mergler.
Ursprünglich hatte die Stadt zeitlich ganz andere Pläne. Zu Beginn der Diskussion um einen Ersatzbau des in Teilen maroden Parkdecks war als Ziel ausgegeben, dass der Ersatzbau zeitgleich mit dem neuen Wohn- und Geschäftskomplex auf dem gegenüberliegenden Brauereiareal eröffnen soll. Dieses Ziel hat man nicht zuletzt deshalb gründlich verfehlt, weil der Stadtrat lange brauchte, bis klar war, was er will.
Rund 310 Stellplätze
Etliche Sitzungen waren nötig, bis sich das Gremium von der ursprünglichen Idee verabschiedete, das Parkhaus in einer Partnerschaft von einem privaten Investor bauen zu lassen. Auch der Gedanke, dass die Stadtwerke das Parkhaus unter dem Brauereiareal mitbewirtschaften, wurde wieder verworfen, ebenso die Überlegung, sich gar einen anderen Standort zu suchen. Am Ende all der Diskussionen hatte der Stadtrat beschlossen, dass die Stadtwerke den Ersatzbau mit rund 310 Stellplätzen am jetzigen Standort bauen und das Parkdeck später auch selbst bewirtschaften sollen.
Nun also, zum Zeitpunkt des ursprünglich ins Auge gefassten Fertigstellungstermins, steigt die Stadt in das Planungsverfahren ein. Die Höhe des Honorars des Planers soll dabei mit maximal 500 von 1000 zu vergebenden Punkten bewertet werden. 300 Punkte können für die Referenz-Objekte vergeben werden, die ein Planer vorweisen kann, 200 für das Konzept zur Verwirklichung des Baus, also beispielsweise für besonders pfiffige Ideen oder einen Plan zur zügigen Realisierung.
Mit den drei Bewerbern, die anhand dieser Kriterien die meisten Punkte erzielen, will die Stadt laut Mergler dann noch Detailverhandlungen führen, "um Potenziale zu heben". Dann sollen die Planer finale Angebote einreichen, über die der Stadtrat schließlich entscheiden wird.
Leistungsfähigkeit gewichtet
Der Preis sei ein wichtiges Kriterium, erklärte Bürgermeister Mario Paul zur Bewertungsmatrix. Weil man jedoch auch einen städtebaulich ansprechenden Bau wolle, habe man die Gewichtung der Honorarhöhe entgegen der ersten Empfehlung des beratenden Juristen sogar noch etwas nach unten korrigiert. Berücksichtigt werden soll laut Mergler beispielsweise auch, ob ein Büro personell so ausreichend bestückt ist, dass nicht zwischendurch die Leistungsfähigkeit nicht mehr gewährleistet sein könnte. Allerdings dürfe man die Bedingungen auch nicht zu eng fassen, da das Feld der für solche Projekte überhaupt geeigneten Planungsbüros nicht allzu groß sei.
Denkbar ist, dass sich auch Hersteller von weitgehend aus vorgefertigten Elementen errichteten System-Parkhäusern auf die Planungsleistung bewerben. Die von Christiane Werthmann (Bürgerverein) geäußerte Befürchtung, dass man sich in einem solchen Fall bei der späteren Bauausführung zu sehr auf eben diesen einen Hersteller und somit auch die Gestaltung festlege, teilte Mergler nicht. Sämtliche Hersteller böten ein buntes Portfolio beispielsweise im Hinblick auf die Fassadengestaltung.
Darüber, wie der Umgriff des Parkhauses beispielsweise mit einer öffentlichen Toilette oder Fahrradstellplätzen gestaltet werden soll, wird der Stadtrat erst zu einem späteren Zeitpunkt diskutieren. Man müsse zunächst wissen, wie das Parkhaus aussehen werde, so der Tenor von Paul und Mergler.