
Die Diskussion um ein mögliches Biosphärenreservat im Spessart hat zuletzt Fahrt aufgenommen. Nun fordert die Stadt Lohr Main-Spessart Landrätin Sabine Sitter dazu auf, sich in ihrer Funktion als Vorsitzende des Naturparks Spessart für die Ausweisung eines Biosphärenreservats einzusetzen. Sie solle zusammen mit ihren Amtskollegen in den Landkreisen Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Kinzig in diesem Sinne das Wort ergreifen, heißt es in einem Schreiben, das Lohrs Bürgermeister Mario Paul jetzt an Sitter adressiert hat.
Paul setzte am Mittwochabend den Lohrer Stadtrat über seine Initiative in Kenntnis. Das Gremium hatte sich bereits 2017 per Beschluss für ein Biosphärenreservat im Spessart ausgesprochen. Aus ihrem eigenen, rund 4100 Hektar großen Stadtwald hat Lohr mittlerweile eine Fläche von knapp 200 Hektar aus der Nutzung genommen und diese für eine Kernzone eines möglichen Biosphärenreservats angeboten.
In seinem Schreiben an Sitter argumentiert Paul nun, dass der Spessart als eines der größten geschlossenen Waldgebiete Deutschlands mit seinen naturnahen, alten Buchen- und Eichenwäldern als Naturraum "auch global gesehen von besonderem Wert" sei. Jahrhundertelange forstliche Nutzung haben den Spessart auch zu einem Kulturraum gemacht, dessen "urwüchsige Landschaft" auch in Zukunft durch menschlichen Einfluss geprägt werde. Bei einem "weiter so" sei hierbei allerdings zu befürchten, dass diese Veränderung nicht zum Vorteil der vielfältigen Natur sein werde, so Paul.
"Beste Voraussetzungen"
Der 2400 Hektar große Naturraum Spessart biete "beste Voraussetzungen" für ein zusammenhängendes Schutz- und Entwicklungsgebiet. Ein solches Gebiet sei eine "echte Option"gegen das Artensterben in den Restflächen der ehemals in Europa vorherrschenden Buchenwälder. Paul führt den Lohrer Stadtwald, den zweitgrößten seiner Art in Bayern, als Beispiel dafür an, wie die seit 30 Jahren praktizierte naturnahe Bewirtschaftung eine Verbesserung der ökologischen Vielfalt bewirken kann. "Naturraum und Kulturraum können in Einklang gebracht werden", schreibt Paul.
Genau hier setze das Konzept eines Biosphärenreservates an. Es kombiniere umweltverträgliche Bewirtschaftungskonzepte mit kleinen und großen Naturwaldflächen. Dies sichere den Erhalt wertvoller Flächen im Spessart ebenso wie die naturverträgliche Nutzung regionaler Ressourcen, so Paul. In direkter Ansprache bittet der Lohrer Bürgermeister sodann Landrätin Sitter, sich in diesem Sinne für ein Biosphärenreservat im Spessart stark zu machen.
Der Naturpark Spessart, dem Sitter vorsteht, sei hierfür ein "überaus geeignetes Sprachrohr und angesehener Impulsgeber". Paul geht davon aus, dass "eine große Mehrheit der Bevölkerung" einem Biosphärenreservat im Spessart "wohlwollend gegenüberstehen" dürfte.
Perspektive für viele Branchen
Paul führt in seiner Argumentation für ein Biosphärenreservat nicht nur Aspekte des Natur- und Artenschutzes an, sondern verweist auch auf mögliche touristische Effekte. Ein Schutzgebiet im Spessart biete auch in dieser Hinsicht mit seiner Nähe beispielsweise zum Ballungsraum Rhein-Main "eine Reihe bester Entwicklungschancen", so der Lohrer Bürgermeister. Er schreibt von Erholung und Naturerlebnis auf hohem Niveau und von "wirtschaftlichen Impulsen mit langfristiger Perspektive für viele Branchen".
Schließlich bringt Paul gar die Idee ins Spiel, dass man ein mögliches Biosphärenreservat im Spessart mit dem in der Rhön verschmelzen und so zum "größten zusammenhängenden Schutzgebiet in ganz Deutschland machen" könnte. Die Stadt Lohr wolle bei der Ausweisung eines solchen Biosphärenreservats im Spessart vorangehen, so Paul. Er schreibt an Sitter: "Wir hoffen dabei auf ihre persönliche Unterstützung und die des Naturparks Spessart".
Sitter selbst hatte vor einigen Wochen über den Sprecher des Landratsamtes auf Anfrage zu diesem Thema verlauten lassen, der Idee eines Biosphärenreservats offen gegenüberzustehen. Ein konkreter Vorschlag müsse am runden Tisch mit allen Beteiligten erarbeitet werden. Der Landkreis Main-Spessart mit seinen Kooperationspartnern Naturpark Spessart und Landschaftspflegeverband beteilige sich gerne an einer ergebnisoffenen Diskussion.
Dauerhafter Schutz beschlossen
Unterdessen besiegelte der Lohrer Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwoch endgültig die dauerhafte Unterschutzstellung von 198,3 Hektar Stadtwald. Eine entsprechende Dienstbarkeit zugunsten des Bayerischen Naturschutzfonds beschloss das Gremium einstimmig. Der Naturschutzfonds zahlt der Stadt hierfür im Gegenzug gut 500 000 Euro als Entschädigung für den durch den Nutzungsverzicht über die Jahre entstehenden Einnahmeverlust.
Man gibt seine Bewirtschaftungsmöglichkeit für 200 ha Wald für 500.000 € aus der Hand.
Dies bedeutet, dass man den Quadratmeter für 25 Cent bzw. den Hektar Wald für 2500€ aus der Hand gibt und der Naturschutzfonds jetzt das Sagen bei diesen Flächen hat.
Das riecht nach Verschwendung von öffentlichem Eigentum, oder können die Stadträte nicht rechnen?
Wenn es eng wird kann man ja die Steuern für Bürger*innen erhöhen.