Brückenbau hat Konjunktur in Gemünden. Nach der Sanierung von Saale- und Winterhaltbrücke und dem Neubau der Mainbrücke durch die Stadt Gemünden setzt nun die Deutsche Bahn die Erneuerung von Bahnbrücken fort. Nach den beiden Brücken 2016 in Gemünden und Langenprozelten sind nun die zwei rund 150 Jahre alte Bahnbrücken über die Sinn bei Schaippach zu erneuern. Das Vorgehen dabei führt zu Spannungen mit der Stadt.
Bürgermeister Jürgen Lippert hat am Mittwochnachmittag Arbeiten auf der Baustelle vorübergehend einstellen lassen, weil die Stadt von der Bahn nicht informiert worden war. Am Donnerstag herrschte allerdings schon wieder reger Betrieb an den beiden Bahnbrücken über die Sinn. Nur bis Mittwoch ist die Bahnlinie zwischen Gemünden und Flieden gesperrt. In dieser Zeit müssen wichtige Arbeiten für den Brückenbau erledigt werden. Ohne Unterlass waren daher Sattelschlepper, Bagger und andere Fahrzeuge zwischen den Brückenbaustellen unterwegs.
Man wolle der Bahn eigentlich auch keine Steine in den Weg legen, sagt Lippert gegenüber der Redaktion. Aber die Sicherheit auf dem Sinntalradweg sieht er als nicht gewährleistet an. Außerdem sei die Stadtverwaltung nicht vom Beginn der Arbeiten informiert worden, wie es im Planfeststellungsverfahren zugesichert worden war.
Bahn hatte rechtzeitige Information zugesichert
Die Bahn nutzt die Trasse des Sinntalradwegs, der parallel zu den Bahngleisen verläuft, als Baustraße zwischen den beiden Brückenbaustellen. Dazu wurden rund 50 Zentimeter Schotter aufgebracht. Informiert über die Arbeiten wurde die Stadt von Anliegern. Von der Bahn habe es vorher nie eine Info gegeben, stellt Lippert fest.
Die Bahn hatte im Zug des Planfeststellungsverfahrens, mit dem die Brückenbauten genehmigt wurden, zugesagt, die Wünsche Gemündens zu berücksichtigen. Deswegen brauche man sie nicht im Beschluss festschreiben. Die Stadt hatte rechtzeitige Information gefordert, auch der Anlieger, und wollte informiert werden, welche Verkehrswege genutzt werden. Außerdem sollte die Bahn sicherstellen, dass der Geh- und Radweg durchs Sinntal weiter genutzt werden kann.
Radweg-Umgehung nur an der nördlichen Brücke
An der nördlichen der beiden Brücken ließ die Bahn dazu eigens einen schmalen Weg um den Bauzaun herum asphaltieren. Er ist nur an der Stelle unterbrochen, an der die schweren Baufahrzeuge auf die Behelfsbrücke rollen, die für sie über die Sinn errichtet wurde. An der südlichen Brücke gibt es keine solche asphaltierte Umgehung. Auf dem Weg zwischen den Brücken auch nicht.
Hier sind neben Baggern und großen Sattelschleppern, die schon wieder tiefe Löcher in die neue Schotterdecke gefahren haben, auch jetzt im Herbst nicht wenige Radler unterwegs. Zu ihrer Information ließ die Bahn lediglich an den beiden Brückenbaustellen Warnschilder aufstellen, ergänzt durch die Aufforderung „Radfahrer absteigen“. „Damit ist es nicht getan“, findet Bürgermeister Jürgen Lippert.
Verkehrssicherungspflicht liegt bei der Stadt
Der Stadt Gemünden obliegt auf dem Sinntalradweg nach wie vor die Verkehrssicherungspflicht, machte ihm ein Termin mit dem für Verkehr zuständigen Sachbearbeiter der Polizeiinspektion Karlstadt auf der Baustelle klar. Damit Radler wirklich sicher zwischen den schweren Baufahrzeugen unterwegs sein können, müsse eine optische und bauliche Trennung her, so Lippert. „Das muss sichergestellt sein.“
Als er das Gespräch mit dem Bauleiter vor Ort suchte, wurde er darauf hingewiesen, dass für den Radweg doch schon eine verkehrsrechtliche Anordnung bei der Stadt beantragt worden sei. Sie betraf aber nur die Warnschilder. Die sind Lippert zu wenig. „Wir wollen ein Konzept, wie sichergestellt wird, dass Radverkehr und Baustellenverkehr gefahrlos aneinander vorbeikommen“, sagte er.
Das wurde der Bahn vom städtischen Bauamtsleiter Jörg Breitenbach in einem Gespräch mitgeteilt. Inzwischen habe man schon zweimal nachgefragt. „Es kommt aber nix“, so ein verärgerter Bürgermeister. Nach wie vor müssten die Radler zwischen den schweren Baulastern hindurchfahren. „Ich erkenne nicht, dass die Bahn an einer Lösung arbeitet“, so Lippert.
"Wir sind dabei, ein Alternativkonzept zu suchen"
„Wir sind dabei, ein Alternativkonzept zu suchen“, versicherte Armin Renninger, der bei der Deutschen Bahn zuständige Projektleiter für die Bahnbrückenerneuerung bei Schaippach. „Das dauert noch etwas.“ Man sei dabei, eine Art kleine Machbarkeitsstudie zu erstellen und nach Lösungen zu suchen, versicherte er. Mitte November sollten Ergebnisse vorliegen, so Renninger. Dabei will man sich auch noch einmal mit der Stadt abstimmen.
Versuche der Stadt Gemünden, über das Eisenbahnbundesamt, das die Genehmigungsbehörde für den Brückenbau der Bahn ist, schnell zu einer Lösung zu kommen, liefen ins Leere. Dort beschied man die Stadt, dass es im Planfeststellungsbeschluss doch heißt, dass „bedingte Einschränkungen“ auf dem Sinntalradweg „nicht zur Gänze auszuschließen“ seien. Lippert hat den Eindruck, die Bahn betrachtet diesen Satz als Generalvollmacht.
Er will dem Verkehrsunternehmen deswegen mit einer verkehrsrechtlichen Anordnung der Stadt, verbunden mit Auflagen, deutlich machen, dass sie besser für die Sicherheit der Radler sorgen muss. Es wird eine Frist geben, so Lippert, und falls die verstreicht, auch ein Zwangsgeld.