Die Strompreise der Zellinger Versorgungsbetriebe für Retzbach und Zellingen bleiben für Bestandskunden bis Ende 2022 wie sie sind. Teurer wird es nur für Gewerbekunden, die derzeit bei einem anderen Versorger sind, falls dieser insolvent wird und sie deshalb in der örtlichen Notversorgung (Ersatzversorgung) landen.
Wie Stefan Schinagl von der Energieversorgung Karlstadt im Zellinger Werkausschuss erklärte, können die Zellinger Versorgungsbetriebe den Endkundenpreis konstant halten, weil sie über die Kooperationsgesellschaft City-USE die Strommenge für das kommende Jahr langfristig günstig eingekauft haben und weil die EEG-Umlage sinkt.
Entwicklung an Strombörsen
Ginge es nach der aktuellen Entwicklung an den Strombörsen, müsste der Preis eigentlich steigen. Lag der reine Einkaufspreis für Strom über die letzten Jahre bei etwa fünf Cent je Kilowattstunde, ist er dieses Jahr explodiert und erreicht auf dem kurzfristigen Markt inzwischen 20 bis 25 Cent.
Niedrigere EEG-Umlage
Die Zellinger Versorgungsbetriebe werden 2022 rund 7,5 Cent je Kilowattstunden bezahlen müssen, was eine Steigerung um etwa 2,8 Cent ist. Diese wird durch die von Bundesregierung beschlossene Senkung der EEG-Umlage um 2,78 Cent (von 6,5 auf 3,723 Cent je Kilowattstunde) praktisch vollständig ausgeglichen.
Derzeit beziehen in Zellingen und Retzbach 5870 Haushaltskunden ihren Strom von den Zellinger Versorgungsbetrieben (Duttenbrunn wird vom Bayernwerk versorgt) und 589 nutzen andere Versorger. Sollten diese zu den Versorgungsbetrieben wechseln wollen oder nach Insolvenz ihres Versorgers müssen, können sie zum gleichen Preis wie die Bestandskunden aufgenommen werden.
Versorger in Bedrängnis
"Das ist nicht selbstverständlich", erklärte Stefan Schinagl und zeigte eine Suche nach Stromversorgern für Haushaltskunden bis 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch auf dem Vergleichsportal Verivox. Dabei war der günstigste Mitbewerber im Jahr rund 100 Euro teurer als die gemeindliche Versorgungsbetriebe. Er erklärte weiter, die derzeitige Situation bringe viele Versorger in Bedrängnis, die Strom nicht vorab einkauften. In den letzten zwei Monaten habe jede Woche einer den Betrieb eingestellt. Ihre Kunden landen dann automatisch beim örtlichen Versorger.
Teure Notversorgung
Das kann auch Firmen passieren. Von den Großkunden mit über 100 000 Kilowattstunden Strom Jahresbedarf (und viertelstündiger Leistungsmessung) in Retzbach und Zellingen beziehen aktuell elf ihren Strom von den Versorgungsbetrieben und 13 bedienen sich anderer Versorger. Sollten sie notversorgt werden müssen, würde das teuer, der reine Energiepreis für diese Ersatzversorgung steigt auf 28,56 Cent Brutto, zusammen mit Stromsteuer, den staatlichen Umlagen und der Marge ergibt das einen Preis von über 45 Cent je Kilowattstunde.
Um welche Firmen es sich handelt, durfte in der öffentlichen Sitzung nicht gesagt werden, es klang aber an, dass auch große Einzelhandelsgeschäfte (Supermärkte und Discounter) darunter sein dürften. Für kleinere Betriebe (Strombedarf 10 000 bis 100 000 Kilowattstunden je Jahr) wurde ein Energiepreis von 17,85 Cent im Falle der Ersatzversorgung festgelegt, was einem Endpreis von über 35 Cent entsprechen dürfte. Zum Vergleich: Haushalte mit Sondervertrag (Bestandskunden) bei den Versorgungsbetrieben bezahlen je nach Verbrauch zwischen 25,7 und 27,49 Cent je Kilowattstunden.
Großkunden zahlen mehr
Der Zellinger Werkausschuss empfahl dem Gemeinderat jeweils einstimmig, die derzeitigen Strompreise für Haushalts- und Kleingewerbekunden im Jahr 2022 beizubehalten und die Preise für die Ersatzversorgung von Gewerbe- und Großkunden wie geschildert anzuheben. Der Gemeinderat folgte den Empfehlungen ebenfalls einstimmig.
