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GEMÜNDEN
St.-Josefshaus: die erste Behinderteneinrichtung in Unterfranken
Am 8. November 1940 geschlossen: Im St.-Josefshaus Gemünden wurden von 1882 bis 1940 geistig und körperlich behinderte Kinder betreut. Es war die erste Einrichtung dieser Art in Unterfranken.
Foto: Repro: Birgit Amann | Am 8. November 1940 geschlossen: Im St.-Josefshaus Gemünden wurden von 1882 bis 1940 geistig und körperlich behinderte Kinder betreut. Es war die erste Einrichtung dieser Art in Unterfranken.
Gundel Herbert
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:36 Uhr

Dem 75. Jahrestag der Zwangsschließung des St.-Josefshauses Gemünden als Behindertenanstalt am 8. November 1940 ist eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Das St.-Josefshaus Gemünden und seine Kinder (1882 – 1940) im Fenster der Zeit“ gewidmet.

Über ein Jahr lang sind Ausstellungen, Vorträge und Filmvorführungen und weitere Veranstaltungen geplant, organisiert hat sie Birgit Amann aus Lohr. Amann, geborene Schierlitz, ist in Gemünden im Umfeld des St.-Josefshauses aufgewachsen und hat sich intensiv mit dessen Geschichte befasst. Ein Teil des ehemaligen Josefshauses gehört heute zum Gesundheitszentrum Main-Spessart.

Um die Veranstaltungen wie vorgesehen zu organisieren, ist Birgit Amann allerdings auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Sie wünscht sich, noch Sponsoren zu finden, die das Projekt fördern. Dies gilt besonders für die Vorhaben im nächsten Jahr.

Den Auftakt des Programms bildet am Samstag, 7. November, um 17 Uhr ein Gedenkgottesdienst im Gesundheitszentrum (Klinikstraße 1) für die Holocaustopfer des Josefshauses. Den Gottesdienst gestalten Schüler des Friedrich-List-Gymnasiums und Diakon Norbert Betz. Eine „St.-Josefshaus-Ausstellung“ mit Bildern, Fotos und Kreativem wird am Sonntag, 8. November, um 15 Uhr im Kulturhaus Gemünden (Obertorstraße 39) eröffnet.

„Das St.-Josefshaus Gemünden (1882 – 1940), die erste Einrichtung für geistig und körperlich behinderte Kinder in Unterfranken“ (Gründung, Entwicklung, Schul- und Therapiekonzept des Johann Michael Herberich) ist das Thema eines Vortrages am Donnerstag, 19. November, um 19.30 Uhr im Kulturhaus. Referent ist Professor Dr. Dominikus Bönsch, Ärztlicher Direktor und Chefarzt am Bezirkskrankenhaus Lohr. Der Eintritt ist frei.

Theaterfahrt nach Lengfeld

Am Samstag, 28. November, führt eine Theaterfahrt nach Würzburg-Lengfeld in das „Theater „Augenblick“ der Mainfränkischen Werkstätten. Aufgeführt wird das Stück „Himmel, Hölle und die Lust am Leben“. Ein humorvolles und tiefsinniges Theaterstück, in dem sich ein Mensch mit Behinderung sein Recht auf Leben erkämpft. Die Vorstellung beginnt um 19.30 Uhr.

Im Anschluss daran ist eine Diskussion über das Lebensrecht von Menschen mit Behinderung bezogen auf unsere jetzige Zeit geplant. Der Bus fährt an der Haltestelle Rathaus um 18 Uhr ab. Anmeldungen sind bis spätestens 30. Oktober bei der Tourist-Information Gemünden, Tel. (0 93 51) 80 01-70, erforderlich.

„Die Zusammenarbeit mit den Würzburger Erlöserschwestern – ihr Einsatz, ihr Wirken im „St.-Josefshaus Gemünden“ lautet der Vortrag am Donnerstag, 3. Dezember, um 19 Uhr im Kulturhaus. Referentin ist Generaloberin Schwester Monika Edinger von der Kongregation des Ordens „Töchter des heiligsten Erlösers“ (Würzburg). Der Eintritt ist frei.

Am Samstag, 5. Dezember, wird um 19.30 Uhr im Kino des Huttenschlosses der Film „Sprache des Herzens“ gezeigt. Der französische Kinofilm erzählt die Geschichte einer kranken Nonne und eines taubstummen und blinden Mädchens. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit und spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich. Mit der „Sprache des Herzens“ gelingt es der jungen Ordensfrau, Zugang zur taubstummen und blinden Marie Heurtin zu finden, und deren eingeschlossene Seele Stück für Stück für die Außenwelt zu öffnen. Die Hauptdarstellerin Ariana Rivoire ist gehörlos, für ihre Darstellung der Marie wurde sie für den französischen Filmpreis nominiert. An ihrer Seite spielt Isabelle Carré in der Rolle der kränkelnden Nonne Marguerite, die ihre letzte Kraft und Energie für ihren Schützling Marie aufbringt. Anmeldung beim Film-Photo-Ton-Museumsverein Gemünden, Jürgen Sommerer, Tel. (0 93 51) 32 37.

Bei den Veranstaltungen im nächsten Jahr liegen Veranstaltungsorte und Zeiten noch nicht fest. Geplant sind im Januar:

• „Die Stellung von Kranken und Behinderten im Dritten Reich – Ideologien, Gesetze und bürokratische Abläufe“. Den Vortrag hält Dr. Holger Münzel, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Oberarzt am Bezirkskrankenhauses Lohr.

• „Im aktuellen Spiegel der Zeit (1932 – 1940) – das „St.-Josefshaus Gemünden“. Es referiert Dr. Gerhard Köhler, Gemünden und Birgit Amann, Lohr.

• Lesung und Hörbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von Judith Kerr, 1974 mit dem „Deutschen Literaturpreis“ ausgezeichnet.

• Filmvorführung „Die „Welle“ aus dem Jahr 2008 von Dennis Gansel und „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von 1978 von Ilse Hofmann.

Im Zweitraum Februar/März sind geplant:

• „Psychiatrie im Nationalsozialismus: Das Schicksal der Patienten in den Heil- und Pflegeanstalten Lohr und Werneck“ mit Referent Dr. med. Thomas Schmelter, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, Oberarzt am Bezirkskrankenhaus Werneck.

• „Seelenbilder“ ist eine Ausstellung mit Bildnissen und Zeichnungen von psychisch Kranken während der NS-Zeit): Wilhelm Werner, ehemaliger Zögling des Josefhauses Gemünden, Patient der Heil-und Pflegeanstalt Werneck, getötet 1940 in Pirna Sonnenstein, vorgestellt von Dr. Thomas Schmelter, Oberarzt am Bezirkskrankenhaus Werneck. Georg Schäfer, ehemaliger Patient des Bezirkskrankenhauses in Lohr, vorgestellt von Sebastian Born, Vorsitzender des Arbeitskreises „Kunst und Psychiatrie“ am Bezirkskrankenhaus Lohr.

• Mal- und Geschichtenwettbewerb für Kinder unter dem Motto „Warst Du schon einmal krank? Wie hast Du Dich dabei gefühlt? Wer hat Dir geholfen, wieder gesund zu werden – erzähle oder male . . .“

• „Die Affäre Heyde-Sawade“, ein Film aus dem Jahr 1963 (DDR-Produktion) von Walter Jupé und Karl Kaul.

Konzert mit Mosaik

Weitere Veranstaltungen sind vorgesehen: im Juli/August Inklusionsbootsfahrt von Gemünden nach Lohr, Inklusionsband Mosaik & Band YEP, Oktober/November Ausstellung „Im Gedenken der Kinder“ der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJ), mit Begleitprogramm.

Ein Spendenkonto zur Unterstützung des Projektes von Birgit Amann ist bei der Stadt Gemünden eingerichtet: Sparkasse Mainfranken, IBAN: DE55790500000380003053; BIC: BYLADEM1SWU; Verwendungszweck: Kinder St.-Josefshaus; Spendenquittungen können ausgestellt werden.

 
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