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Karlstadt
St. Georg und Maria Immaculata erstrahlen im frischen Glanz
Die beiden Silberfiguren St. Georg mit Drachen' und 'Maria Immaculata' wurden restauriert. Darüber freuten sich (von links):  Diözesanrestaurator Dr. Wolfgang Schneider, Restaurator Stephan Rudolph,  Förderkreisvorsitzender Walter Herberth, Pfarrarchivpfleger Georg Büttner, Initiator Josef Forstner und stellvertretender Kirchenverwaltungsvorstand Manfred Goldkuhe.
Foto: Jürgen Kamm | Die beiden Silberfiguren St. Georg mit Drachen" und "Maria Immaculata" wurden restauriert. Darüber freuten sich (von links): Diözesanrestaurator Dr.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 08.07.2023 05:10 Uhr

Die beiden Silberfiguren "St. Georg mit Drachen" und "Maria Immaculata" erstrahlen im neuen Glanz. Sie wurden in den vergangenen Monaten aufwändig restauriert, was 30.000 Euro kostete. Während der Unterfränkischen Kulturtage sind sie in der pfarrlichen Schatzkammer der Stadtpfarrkirche St. Andreas zu bestaunen, wofür die Mitglieder der Pfarrei eigens Wache halten.

Bei der Präsentation der restaurierten Silberplastiken dankte Manfred Goldkuhle als stellvertretender Kirchenverwaltungsvorstand vor allem Josef Forstner. Dieser hatte anlässlich seines 80. Geburtstages vor vier Jahren um Spenden gebeten und damit den Grundstock für die Restaurierung gelegt. Unermüdlich sammelte er, bis 15.000 Euro von über 100 Spendern zusammen getragen waren. Sie gaben zwischen 20 und über 1000 Euro und wollen nicht genannt werden. Rund 30 davon kamen zur Präsentation in die Kirche. Dem Kirchenstiftungsmitglied und Förderkreisvorsitzenden Walter Herberth, der auch Oberpflegeamtsdirektor der Juliusspital-Stiftung Würzburg ist, gelang es, eine Fördermöglichkeit über die Ernst-von-Siemens-Stiftung in Berlin zu finden. Als Corona-Förderung von freiberuflichen Wissenschaftlern und Restauratoren übernahm diese die Hälfte der Kosten.

Dass die Figuren in keinem guten Zustand waren, war dem Diözesanrestaurator Dr. Wolfgang Schneider bei der Diözesanausstellung "Strahlkraft 2018/19" aufgefallen. Unter anderem gab es schwarz angelaufene Stellen, wie man es von Silberbesteck kennt – ein deutliches Zeichen, dass der Schutzlack, der bei der Restaurierung im Jahr 1984 aufgetragen worden war, nicht mehr überall intakt war.

"Bei diesen Figuren kann man nur ins Schwärmen geraten", bemerkte der Diözesanrestaurator bei ihrer Vorstellung. Insbesondere die Darstellung des St. Georg gehöre zu den schönsten Figuren der Augsburger Silberschmiede aus der Barockzeit. Das belege schon die beeindruckende Verleihchronik. Die Figur war unter anderem 1893 bei einer Diözesanausstellung in Würzburg und 1930 für eine Ausstellung zu Passionsspielen in München. Gestiftet wurde sie um 1700 von Johann Georg Adelmann, einem gebürtigen Karlstadter und Geistlichen, der 1671 Pfarrer in Gemünden und später Kapitular im Stift Neumünster war. Nach seinem Tod im Jahre 1701 gab sein jüngerer Bruder Georg Adam Adelmann, der Kaufmann in Karlstadt war, die Figur der "Maria Immaculata" in Augsburg in Auftrag. Dafür setzte er auch einen Teil der Erbmasse – 1,7 Kilogramm Gold und 52 Kilogramm Silber – ein. Die Augsburger Silberschmiede, hier die berühmte Werktstatt von Johann Martin Maurer, verarbeitete nur "13-lötiges Silber" - 13 von 16 Lot (eine Gewichtseinheit) mussten reines Silber sein. Die Karlstadter Figuren sind auch deshalb so selten, weil viele Silberfiguren in Not- und Kriegszeiten eingeschmolzen wurden.

80 Einschläge pro Quadratzentimeter

"Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen, diese nicht alltägliche Arbeit machen zu dürfen", sagte der Restaurator Stephan Rudolph aus Gemering. Die Pfarrei hatte in mit einer kleinen Delegation im März besucht und dabei die in ihrer Einzelteile zerlegten Figuren bestaunt. Generell wurden Silberfiguren im Barock nach Holzfiguren von Bildhauern gearbeitet, indem Silberblech mit Hämmern und Nadeln bearbeitet wurde. Am Fell des Pferdes des St. Georg zählte der Restaurator etwa 80 Einschläge eines Metallstifts je Quadratzentimeter – es ist etwa 200 Quadratzentimeter groß. Andere Teile wie Hufe und Füße wurden aus Silber gegossen.

Die Kunst des Restaurators besteht darin, die ursprünglichen Oberflächen wieder herzustellen, ohne sie zu verändern. Sie müssen auch nicht "fabrikneu" aussehen. Außerdem musste Stephan Rudolph einige Teile neu anfertigen und Gewinde nacharbeiten – mit der Technik des Mikroverschweißens. Danach erhielt die Figur einen neuen Schutzlack – bewusst wählte der Restaurator einen lösemittelhaltigen Acrylack, weil dieser sich bei der nächsten Restauration nach mehreren Jahrzehnten im Gegensatz zu aushärtenden Lacken leicht entfernen lässt.

 
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