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GEMÜNDEN
Sport verbindet Menschen
Gemischte Truppe: Mitglieder der Wasserwacht Gemünden und Asylbewerber beim gemeinsamen Training.
Foto: Alina Halbritter | Gemischte Truppe: Mitglieder der Wasserwacht Gemünden und Asylbewerber beim gemeinsamen Training.
Von unserer Mitarbeiterin Alina Halbritter
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:03 Uhr

Ohne große Strategie und Überlegungen. Eine spontane, sich natürlich entwickelnde Integration. Seit zwei Jahren schon trainieren Flüchtlinge zusammen mit der Hobbysportgruppe der Wasserwacht montags in der Halle der Mittelschule Gemünden. Egal welche Nationalität, Sprache oder Religion sie haben, hier fühlen sie sich akzeptiert.

Angestoßen hat das integrative Sporttraining bei der Wasserwacht der evangelische Pfarrer Thomas Schweizer aus Gemünden, der selbst schon lange zu der Sportgruppe gehört. Er fragte einen Iraner aus seiner Kirchengemeinde, ob er nicht mitkommen möchte. „Ich wusste ja, dass ihm langweilig ist. Dann hat er seine syrischen Freunde mitgebracht, und es wurden immer mehr.“

Über Mundpropaganda wird die Sportgruppe bekannt und stößt auf immer mehr Interesse bei Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Wo vor zwei Jahren noch eine Handvoll Gemündener trainierten, treffen sich heute um die 15 Wasserwachtler und eine Handvoll bis 20 Flüchtlinge aus allen möglichen Ländern zu Ballspielen. Sind Frauen dabei, die sich mit Aerobic, Gymnastik oder Workouts fit halten, wird ein Bereich der Halle abgeteilt.

Es sind fast schon zu viele Sportler für die kleine Halle, aber wenn im Sommer wieder im Freien gespielt wird, macht es der Truppe umso mehr Spaß. Ohne die Platzeinschränkung der Sporthalle können größere Teams gebildet werden und mehr Ballspieler können gleichzeitig auf das Feld. Im Winter hingegen müssen sie sich jedoch mit der Sporthalle der Mittelschule behelfen, die das Rote Kreuz für die Wasserwacht von der Stadt angemietet hat. Die Hobbysportler aus Gemünden teilen sich die Halle zudem für unterschiedliche sportliche Angebote.

Obwohl nicht alle Hobbysportler die gleiche Sprache sprechen, können sich die Beteiligten untereinander ohne Probleme verständigen. „Sport fragt nicht nach, woher Du kommst, wer Du bist, was Du machst, solange Du Dich an die gemeinsamen Regeln hältst“, erklärt Bernhard Klodt, Vorsitzender des Ortsverbandes Gemünden der Wasserwacht. „Wir schenken den Menschen auf diese Weise Anerkennung, Spaß und Freude für ihren so eintönigen Alltag. Sie spüren, dass sie angekommen sind und wir ihnen gegenüber keine Vorbehalte haben und ihnen auch nichts vorschreiben wollen“, erklärt er.

Der junge Iraner Mohammad Reza ist einer der Flüchtlinge, die mit den Wasserwachtlern Sport treiben. Für ihn ist am wichtigsten, bei den wöchentlichen Treffen Spaß zu haben und seine Freunde zu treffen. Auch wenn er am Ende des Monats in eine andere Stadt ziehen muss, wird er den Respekt, der ihm bei den Trainingsstunden mit der Wasserwacht entgegengebracht wurde, nicht vergessen. Reza freut sich in jeder Woche aufs Neue auf den Sport und die Gemeinschaft, die sich zwischen den Teilnehmern entwickelt hat.

Für alle Beteiligten ist die Aufnahme der Flüchtlinge in die Sportgruppe eine Bereicherung, meint Thomas Schweizer. „Sie sind im Durchschnitt natürlich jünger und sportlicher, aber am Anfang hat jeder immer eher für sich gespielt. Mit der Zeit haben sie gelernt, als Team zu denken.“ Die Mitglieder der Wasserwacht sind froh, einige Spieler mehr in ihren Reihen zu haben, die sehr fit sind, und die Flüchtlinge lernen, mehr und mehr im Team zu agieren.

Auch wenn es zu Anfang zu kleinen Differenzen kam, gehen nun alle sehr tolerant mit der Situation um – wie selbstverständlich. Das Miteinander ist geprägt von Respekt gegenüber andersgläubigen Menschen und anderen Kulturen – denn Sport verbindet.

 
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