Nationalpark-Diskussion in der Landtagsgaststätte: Rund eineinhalb Stunden saßen am Dienstagabend die drei Spessart-Landräte Thomas Schiebel (Lkr. Main-Spessart), Jens Marco Scherf (Lkr. Miltenberg) und Ulrich Reuter (Lkr. Aschaffenburg) dort mit Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) beisammen. Thema: Kann der Spessart Standort für den von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) angekündigten dritten Nationalpark in Bayern sein?
Wie kaum anders zu erwarten, gab es nach dem ersten Gespräch in diesem Kreis noch kein konkretes Ergebnis. „Wir haben sehr kontrovers diskutiert“, berichtete Ministerin Scharf am Tag darauf auf Nachfrage dieser Redaktion. Wie auch schon bei einem Treffen mit den Rhön-Landräten Thomas Bold (Bad Kissingen) und Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld) Ende Oktober sei es jedoch sehr konstruktiv zugegangen, lobte Scharf: „Die Offenheit zu reden, ist da. Und dafür bin ich sehr dankbar.“
Laut Scharf sollen noch in diesem Jahr zwei weitere Gesprächsrunden mit möglichen Nationalpark-Standorten in Südbayern folgen.
Nachlassende Aufgeregtheit
Gleich nach Seehofers Ankündigung Ende Juli hatte sich vor allem im Spessart massiver Widerstand gegen die Nationalpark-Idee formiert. „Mit aller Kraft“ werde er gegen den Nationalpark kämpfen, kündigte damals etwa der Aschaffenburger CSU-MdL Peter Winter an. Auch der Spessartbund zeigte sich skeptisch, Spitzenleute des Verbandes drohten gar engagierten Widerstand gegen einen Nationalpark an.
Eine erste Aufgeregtheit, die inzwischen etwas nachgelassen habe, findet der Kitzinger CSU-Umweltpolitiker Otto Hünnerkopf. Die Bereitschaft, mögliche Vor- und Nachteile eines Nationalparks abzuwägen, sei auch bei ihm gewachsen. „Nüchtern, sachlich und nicht mehr kategorisch nein“, so beschreibt der Unterfranke etwa die aktuelle Stimmung zum Thema in der Landtags-CSU.
Konkrete Pläne im Januar?
Auch Winter beteuert nun, nicht in jedem Fall gegen einen dritten Nationalpark in Bayern zu sein.
Gerade im Spessart gebe es aber nach wie vor sehr viele offene Fragen – etwa bezüglich der Folgen für die Artenvielfalt oder die Nutzungsrechte: „Ohne schlüssiges Konzept wird es deshalb aus meiner Sicht im Spessart keine Lösung geben können.“
Man habe dem Ministerium kritische Themen wie die Eichenwirtschaft, die Jagd oder die Holzversorgung zumindest bewusst machen können, berichtete der Miltenberger Landrat Jens Marco Scherf (Grüne) nach dem Gespräch. Die Diskussion sei deshalb „auf einem guten Weg“.
Er sei in der Nationalparkfrage „offen und nicht festgelegt“, beteuert Main-Spessart-Landrat Thomas Schiebel (FW). Vor weiteren Diskussionen müsse man jedoch wissen, welcher Bereich der 42 000 Hektar Spessartwälder überhaupt für den Nationalpark infrage kommt. „Das Ministerium ist nun am Zug, das zu konkretisieren“, findet Schiebel.
So sieht dies auch Ministerin Scharf: Schon im Januar könnten konkrete Detail-Pläne vor Ort weiter diskutiert werden, verspricht sie. Auch der Spessartbund oder betroffene Kommunen könnten dann einbezogen werden: „Und im konkreten Zuschnitt kann man dann auch konkrete Antworten finden“, so Scharf.
Weitere Debatten im Spessart oder auch in der Rhön dürfe man zudem nicht mit einer Standort-Vorentscheidung verwechseln, beteuert die Ministerin: „Denn weitere Gespräche heißen noch lange nicht, dass es zum Nationalpark kommen muss.“