Aufgewachsen ist der junge Mann in einem Spessartdorf. Sein Beruf lässt es nur selten zu, dass er zu Hause ein paar Tage die Füße hoch legen und gemütlich ausspannen kann. Sein Arbeitgeber ist die Bundeswehr, aber: ein "normaler Soldat", der nach der Stoppuhr Dienst tut und nach Feierabend in den Schoß der Familie zurückkehrt, ist er auch nicht. Er gehört momentan einer Einheit an, die Soldaten für das Kommando Spezialkräfte (KSK) ausbildet.
Die im baden-württembergischen Calw stationierte Elitetruppe hat unter anderem folgende Einsatzschwerpunkte: Terrorismusbekämpfung, Rettung, Bergung, Aufklärung und Evakuierung. Als wir dem Soldaten zum Interview gegenüber sitzen, erzählt er, dass ihn seine Dienststelle in höchste Alarmbereitschaft versetzt hat und er nicht ausschließen könne, dass schon in den nächsten Stunden der Dienst ruft. Seinen Namen kann der junge Soldat nicht öffentlich machen, selbst in seiner Personalakte ist er nur unter einer Nummer zu finden. Ferner unterliegt er einer Schweigepflicht.
Durch Google auf das KSK gestoßen
Wohin denn die Reise gehen könnte, wollte der Reporter wissen, als er von der Einsatzbereitschaft erfährt. Die Antwort lautetet kurz und bündig: Wahrscheinlich Kabul. Die Hauptstadt Afghanistans ist ein "Reiseziel", das derzeit in aller Munde, aber in keinem Urlaubsprospekt zu finden ist. Was den jungen Mann motiviert hat, sein Leben in einer Soldaten-Uniform ohne Acht-Stunden-Tag zu verbringen?
Nicht erst, seit er einen abgeschlossenen Haupt- und Realschul-Abschluss in der Tasche und einige Jahre als Beamter hinter sich hat, reize ihn der Soldatenberuf. Er habe immer wieder mal "gegoogelt". Als er im Internet auf den Begriff "KSK" stößt, wird er hellhörig. Er holt sich Im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld bei einer Bundeswehr-Beratungsstelle weitere Infos.
Märsche von über 100 Kilometern in der Höllenwoche
Am Tag nach dem Interview erfahren wir, dass der Soldat nicht nach Kabul fliegen musste. Dennoch ist aus den Medien zu erfahren: Ein neunköpfiges KSK-Team hat im Schutz der Dunkelheit eine Münchner Familie aus der Stadt bis zum militärischen Teil des Flughafens evakuiert.
Der junge Soldat aus dem Spessart hat für derartige Einsätze die "Höllenwoche" im Gepäck, die als Abschlussprüfung für die weitere Ausbildung in der Spezialeinheit gewertet wird. Bei der Bundeswehr macht man keinen Hehl daraus, dass "die Höllenwoche das Härteste ist, was man einem Menschen im Rahmen der Gesetze antun kann und darf". Es sei davon auszugehen, dass während der Höllenwoche Marschleistungen von über hundert Kilometern in bergigem Gelände mit mindestens vierzig Kilogramm Gepäck auf dem Rücken" abverlangt werden. Der junge Soldat aus dem Spessart hat die Höllenwoche mit einem Resultat bestanden, das aus ziviler Sicht die Note "Eins mit Stern" verdient. Er gehörte zu den Teilnehmern mit den besten Ergebnissen.
Lebensgefährliche Bedrohungssituationen
Für die Höllenwoche hat er die Voraussetzungen mitgebracht, die die Bundeswehr von ihren Prüflingen erwartet: überdurchschnittliche körperliche Leistungsfähigkeit, Teamfähigkeit, psychische und physische Belastbarkeit, Willensstärke, Stress-Stabilität, Verantwortungsbewusstsein und Verschwiegenheit. Dass die Teilnehmer während der Höllenwoche mit Schlafentzug, unregelmäßiger Ernährung und lebensgefährlichen Bedrohungs-Situationen, die sie an an den Rand ihrer Leistungsgrenzen bringen, rechnen müssen, wissen sie bereits vor dem Test..
Unser Interviewpartner, der seit seinem Bundeswehr-Eintritt auf die Höllenwoche vorbereitet wurde, nimmt kein Blatt vor dem Mund, wie es ihm ergangen ist. Er sei völlig kaputt und am Ende seiner Kräfte gewesen - jeden Knorpel habe er im Körper gespürt. Im Übrigen durfte der Höllenwoche-Teilnehmer keine Silbe über die Lippen bringen, die irgendwie mit seiner Persönlichkeit zu tun hat. Was auf dem Wunschzettel seiner weiteren Soldaten-Laufbahn steht, erfahren wir trotzdem: "Offizier" lautet der Berufswunsch.
Als Gedientem gebürt im mein größter Respekt. Von und mit diesem Personal resultiert unsere bundespolitische Sicherheit. Wir alle müssen oder sollten ihm danken. Auch wenns einigen schwer fallen dürfte...
Trotzdem alle Achtung vor so einem Soldaten.