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LOHR
Spessartfestwoche: Hofbräu darf Festbier weiter liefern
Hier wird weiter das Festbier gebraut: Der Lohrer Stadtrat hat am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung mit 20 zu zwei Stimmen entschieden, dass die zur Würzburger Hofbräu gehörende Keiler Bier GmbH mit ihrem Lohrer Brauhaus auf Dauer der Lieferant der Spessartfestwoche sein soll. Das Archivbild zeigt den dortigen Braubetrieb.
Foto: Johannes Ungemach | Hier wird weiter das Festbier gebraut: Der Lohrer Stadtrat hat am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung mit 20 zu zwei Stimmen entschieden, dass die zur Würzburger Hofbräu gehörende Keiler Bier GmbH mit ihrem Lohrer ...
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:54 Uhr

Jetzt steht es fest: Das Festbier für die Lohrer Spessartfestwoche wird auf unbestimmte Zeit von der zur Würzburger Hofbräu gehörenden Keiler Bier GmbH geliefert. Grundvoraussetzung dafür ist, dass das Bier im Lohrer Keiler Brauhaus gebraut wird.

In seiner Sitzung am Mittwochabend beschloss der Stadtrat mit 22 zu zwei Stimmen, die langjährige Partnerschaft mit der Brauerei per Dienstleistungskonzession fortzusetzen. Schon am Donnerstagmorgen unterzeichnete Bürgermeister Mario Paul den Vertrag. Er verlängert sich jeweils automatisch um ein Jahr, sofern er nicht gekündigt wird.

Der Entscheidung vorangegangen war ein längerer Prozess, bei dem ein eigens gegründeter Arbeitskreis auslotete, ob nicht noch andere Brauereien im Landkreis als Lieferanten für die Spessartfestwoche infrage kämen.

Dass sich der Stadtrat überhaupt mit möglichen Alternativen befasste, hängt mit dem „Lohrer Bierskandal“ zusammen: Die Würzburger Hofbräu hatte 2012 Stadt und Festbesucher getäuscht, indem sie das Festbier heimlich und vertragswidrig in Würzburg braute. Ein Lohrer Hotelier deckte seinerzeit den Schwindel auf.

Bürgermeister Paul sprach nun davon, dass die Brauerei in der seitherigen Bewährungszeit alles getan habe, um verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen. Dennoch hatte der Stadtrat im April 2015 den „Arbeitskreis Festbier“ eingesetzt, um das Vergabeverfahren und mögliche Alternativen zu prüfen.

Der mit Vertretern aller Fraktionen besetzte Arbeitskreis tagte fünfmal. Er besichtigte die Würzburger Hofbräu ebenso wie das Keiler Brauhaus in Lohr und die Arnsteiner Brauerei. Diese hatte als einzige der übrigen Brauereien im Landkreis ein Angebot eingereicht. Die Brauereien in Frammersbach, Marktheidenfeld und Kreuzwertheim hatten kein Interesse signalisiert.

Auch rechtlich ließ die Stadt die Vergabemodalitäten beleuchten. Denn die Besonderheit ist, dass die Stadt nicht der Käufer des Bieres ist, sondern als Festveranstalter lediglich die Konzession zur Bierlieferung vergibt. Ein Entscheid des Oberlandesgerichtes München habe bestätigt, dass es bei dieser Konstellation rechtlich unangreifbar ist, wenn die Stadt die Bierlieferung freihändig und ohne Ausschreibung vergebe, so Bürgermeister Paul.

Rechtlich prüfen ließ die Stadt auch, ob das „Lohrer Festbier“ überhaupt so bezeichnet werden dürfte, wenn es nicht in Lohr gebraut würde. Das Ergebnis: Um Lohrer Festbier genannt werden zu dürfen, muss der Gerstensaft zwingend in Lohr eingebraut werden. Andernfalls sei rechtlich lediglich eine Bezeichnung wie „Festbier der Lohrer Spessartfestwoche“ möglich. Die Hofbräu habe überdies durch die Markenanmeldung des Wortes „Lohrer“ beim Patent- und Markenamt deutlich gemacht, dass sie diesbezüglich ein Monopolrecht für sich in Anspruch nehme.

Mit seiner Entscheidung für die Hofbräu habe der Stadtrat jedoch auch daran gedacht, die Braustätte in Lohr dauerhaft zu erhalten. Eine Rolle habe daneben gespielt, dass die Brauerei im Besitz des „Originalrezeptes der früheren Brauerei Stumpf“ sei, so Paul.

Sie habe in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie damit auch in der Lohrer Kleinbrauerei ein Festbier brauen könne, das den Festbesuchern schmeckt. Gerade 2015 habe es „viel Lob für das Festbier gegeben“, so Paul. Das Festbier wird in Lohr eingebraut, danach jedoch zum Lagern und Reifen nach Würzburg transportiert, von wo es dann wiederum zur Festwoche geliefert wird.

„Die Brauerei muss sich weiterhin ins Zeug legen“.
Bürgermeister Mario Paul weist auf die Anforderungen hin

Die Keiler Bier GmbH beziehungsweise Würzburger Hofbräu habe sich dabei in den vergangenen Jahren als leistungsfähiger Partner erwiesen, so Paul. Der personelle Einsatz sei groß, der finanzielle auch, beispielsweise bei der Werbung oder Unterstützung von Seniorennachmittag und Festwochenexpress.

Nicht vergessen dürfe man den direkt mit der Brauerei verbundenen Keiler-Weißbier-Frühschoppen, der am zweiten Samstag der Spessartfestwoche stets tausende Besucher anlocke, so Paul.

All diese Aspekte hätten ein Gesamtpaket ergeben, das im Vergleich zu dem der Arnsteiner Brauerei wirtschaftlich besser und mit höheren vertraglichen Verpflichtungen verbunden gewesen sei. Deswegen habe der Arbeitskreis Festbier dem Stadtrat letztlich empfohlen, der Würzburger Hofbräu auf unbestimmte Zeit den Zuschlag für die Spessartfestwoche zu geben.

Festwirt Franz Widmann, der vom Arbeitskreis ebenfalls angehört worden war, habe keine Präferenz geäußert, jedoch deutlich gemacht, dass er eine längerfristige Planungssicherheit haben wolle, so Paul.

Allerdings erhalte die Würzburger Hofbräu mit dem nun unterzeichneten Vertrag „keinen Blankoscheck“, betonte der Bürgermeister. „Die Brauerei muss sich weiterhin ins Zeug legen“. Zum einen habe sich die Stadt das Recht auf unangekündigte Stichproben vorbehalten, um den Brauprozess zu überwachen. Zum anderen sehe der Vertrag Sonderkündigungsrechte vor, beispielsweise dann, wenn das Festbier nicht in Lohr gebraut werden sollte.

Am Rande des Pressegespräches verkündete Paul noch eine Neuerung für den Seniorennachmittag. Dieser habe in den vergangenen Jahren stetig mehr Zuspruch erfahren. Seien beim ersten Seniorennachmittag im Jahr 1990 noch 1137 kostenlose Hähnchenmarken an die Senioren ab 70 Jahren ausgegeben worden, waren es 2015 bereits 2200.

Weil die Entwicklung den Kostenrahmen sprengt, steuert die Stadt nun entgegen: 2016 wird nur eingeladen, wer den 71. Geburtstag schon hinter sich hat. Für das kommende Jahr sei eine weitere Erhöhung der Altersgrenze um ein Jahr ins Auge gefasst, so Paul. Die Verschiebung um einen Jahrgang entspreche rund 120 Einladungen weniger.

 
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  • Eine Überlegung und Beobachtung dazu: Es waren auch unter 70-Jährige vor Ort. Sie bekamen diese Hähnchenmarken geschenkt, weil die Beschenkten nicht hingingen oder hingehen konnten. Also bevor sich der ganze Unmut auf die Stadt ergießt. So was gehört sich nicht. Das kann sich die Stadt zu Recht nicht mehr leisten. Die von der Stadt angeregte Regelung könnte so "rübergebracht" werden: Je nach Festwochenzahl: letztes Jahr war ja das 70zigste. Dieses Jahr ist das 71, also ab 71 Jahre. Nächstes Jahr das 72, also ab 72 Jahre und so weiter und so fort. Das hört sich doch super an. Nicht wahr?
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