Sauer sind etliche Anwohner, Gastronomen und Geschäftsleute in der Innenstadt. Die Entscheidung des Stadtrats in der vergangenen Sitzung, den Mainkaiparkplatz nur noch für Anwohner und Hotelgäste öffnen zu wollen, halten sie – noch freundlich formuliert – für unzumutbar. Es liegen schon Unterschriftenlisten in einigen Geschäften in der Altstadt aus mit der Forderung, den Beschluss rückgängig zu machen.
Umständlich für private Besuche
Gisela Eberlein wohnt am Mainkai und ist eine derjenigen, die die Unterschriftenaktion mit ins Leben gerufen haben. „Durch die Sperrung des Parkplatzes müsste jeder Privatbesuch weit weg parken“, sagt sie. Denn die Anwohner dürfen zwar am oberen Mainkai ihr Auto – mit Anwohnerparkausweis – abstellen, Besucher konnten bisher aber auf dem Mainkaiparkplatz ihr Fahrzeug parken. „Das wäre dann vorbei“, so Eberlein. Dann blieben nur noch die anderen Parkplätze wie Lohgraben, Alter und Neuer Festplatz. „Wenn wir zum Beispiel eine Feier habe und die Gäste etwas mitbringen, dann müssten die erst zu uns fahren, ausladen, das Auto auf einen Parkplatz fahren und wieder zurück zu uns laufen“, sagt die Marktheidenfelderin.
„Altstadtbewohnern wird die Luft abgeschnürt“
Von den Bewohnern der Altstadt werde immer viel Verständnis für die Veranstaltungen der Stadt dort erwartet, so Eberlein. Und das habe sie selbst auch. „Für die Allgemeinheit nehmen wir uns gerne zurück, aber wir können und wollen auch nicht alles hinnehmen“, sagt sie. Erst kam ein Brief der Stadt, in der die Anwohner auf 14 Veranstaltungen in diesem Jahr in der Innenstadt hingewiesen werden. Das bedeute Lärm und viele Menschen in dem Viertel. „Das ist auch in Ordnung, ich freue mich ja, das in Marktheidenfeld etwas los ist“, sagt Eberlein. „Aber so langsam wird uns hier die Luft abgeschnürt.“
Gäste wollen nicht weit laufen
Hamid Amini Fakhr fürchtet um seine geschäftliche Existenz. Der Inhaber des Café del Mar an der Mainuferpromenade glaubt, dass durch die Sperrung des Parkplatzes viele Gäste nicht mehr kommen. Denn dort dürften dann nur Anwohner und Hotelgäste parken – aber nicht die Besucher des Café de Mar. „Wenn schon, dann sollte es gerecht sein und auch meine Gäste dort parken dürfen“, sagt Amini Fakhr. Oder noch besser: der Parkplatz solle wie bisher offen für alle bleiben. „Wenn meine Gäste vom Lohrgraben oder neuen Festplatz laufen müssen, kommen viele nicht mehr“, behauptet der Gastronom. Das sei so, aber er könne sich seine Gäste nicht aussuchen. Im Winter oder bei schlechtem Wetter würde das noch mal schwieriger werden, er vermutet, dass dann kaum noch Gäste kommen werden.
Anwohner, Geschäftsleute und Ärzte sammeln Unterschriften
Die Liste der Anwohner und Geschäfte, die gegen die Sperrung des Mainkaiparkplatzes sind, ist lang. Neben Anwohnern wie Gisela Eberlein sind auch Wirtschaftsunternehmen in der Reihe der Protestierenden dabei, wie beispielsweise das Schuhhaus Leininger, das Reisebüro am Marktplatz, das Eiscafé La Gondola, die internistische Praxis von Peter Witzany, das Hotel Mainblick, das Gisela Eberleins Tochter Anna-Christine Eberlein-Schüßler führt. Unter anderem dort liegen Unterschriftenlisten gegen die Parkplatzsperrung aus.
Weite Gehwege für Patienten
„Seit 35 Jahren hängt in meiner Internistenpraxis am Marktplatz im Wartezimmer ein Schild als Patientenempfehlung: ,Parken Sie gebühren- und stressfrei am Mainparkplatz.‘ Dies dürfte nun hinfällig sein“, schreibt Peter Witzany an die Redaktion. Die Patienten, welche immer älter werden und zum Teil gehbehindert sein würden, müssten dann „wohl weitere Gehwege in Kauf nehmen“. Neben seiner Praxis gäbe es am Marktplatz nach weitere Ärzte, er schätzt die tägliche Zahl an Patienten auf „mehrere hundert“.
Ein „Dolchstoß“ gegen die Belebung der Innenstadt
Würden diese Patienten nicht die längeren Wege auf sich nehmen, könnte das dazu führen, dass sie sich andere Ärzte oder Therapeuten suchen – was zu einem Ausbluten der Innenstadt führen würde, so Witzany. Vor oder nach Arztbesuchen hätte man noch Einkäufe erledigen oder die Angebote der Gastronomie nutzen können. Das könnte sich nun nach außerhalb des Stadtzentrums verlagern, befürchtet der Internist. „Ich sehe diesen Beschluss als einen ,Dolchstoß‘ gegen die Belebung der Innenstadt und insbesondere der Marktplatzregion“, schreibt Witzany. Die Marktplatzanlieger – und er – würden Sturm laufen gegen die „Hau-Ruck-Aktion“ der Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder, so sähe keine gelebte Demokratie aus.
Parkplatz für Attraktivität unerlässlich
„Der Parkplatz ist für die Attraktivität Marktheidenfeld als Einkaufsstadt und die Altstadt als Wohnraum unerlässlich“, heißt es auf der angelegten Unterschriftenlisten. In der Zeit zwischen 8 Uhr und 17 Uhr würde der für die Allgemeinheit gesperrte Parkplatz beinahe leer stehen, da während dieser Zeit die Anwohner und die Hotelgäste arbeiten würden.
Um die 500 Unterschriften wurden bis Mittwochvormittag schon gesammelt, wie Anna-Christine Eberlein-Schüßler mitteilt, die Listen liegen aber noch länger aus. Ob daraus dann unter Umständen ein Bürgerbegehren entstehen könnte, wisse man noch nicht.
Oder die Anwohner sollen von der Allgemeinheit "ihren" Parkplatz kaufen oder mieten. Dann wird ein Schuh draus.