
Sechs große Themenbereiche hatte der Sozialausschuss des Arnsteiner Stadtrats auf der Tagesordnung und alle führten gewissermaßen in dieselbe Richtung: In der Seniorenarbeit, bei den Fragen nach Barrierefreiheit, Kindergärten, Schulen, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung ist jeweils großer Handlungsbedarf. Andererseits fehlt es an finanziellen Mitteln und vor allem am nötigen Personal. Vertreter der einzelnen Gruppen stellten dem Ausschuss ihre Probleme und ihre Bedarfe vor.
"Wir haben das Gefühl, der Seniorenbereich ist kein ansprechendes Thema", so die Seniorenbeauftragten Ingrid Scheller und Ruth Kirchner, die in einer Flip-Chart-Präsentation mit interaktiver Beteiligung der Ausschussmitglieder ihre Anliegen vorbrachten. Das Leben, die Bedürfnisse und die Probleme älterer Menschen würden von der auf Jugend ausgerichteten Leistungsgesellschaft kaum wahrgenommen, so auch im Arnsteiner Stadtrat – obwohl die anwesenden Räte erkennen müssten, dass auch viele von ihnen dieser Altersgrenze sehr nahe gekommen sind.

Dabei seien aber die Bedürfnisse von Senioren durchaus auch sehr unterschiedlich. Von besonderen Formen der Geselligkeit über Unterstützung in bestimmten Lebensbereichen bis hin zu Rundumbetreuung reicht das Spektrum. Mit Mehrgenerationenhäusern, Seniorentreffs und anderem gebe es zwar schon gute Ansätze, doch es fehle ein umfassendes Gesamtkonzept für die Seniorenarbeit. "Wir sollten gemeinsam überlegen, wie man auch im Alter noch gut leben kann", so das Schlusswort der beiden Damen.
Eine Stadt mit Hindernissen

Auf die Probleme von Menschen mit eingeschränkter Mobilität wies das Ausschussmitglied und Behindertenbeauftragter Frank Julke hin. Insbesondere zeigte er die neuralgischen Punkte in der Kernstadt auf. Bedingt durch die Topografie Arnsteins stellten Straßen wie die Höhgasse und am Schelleck schier unüberwindbare Hindernisse dar. Eine Möglichkeit sah Julke in der Umgestaltung der Gasse am Schelleck, welche den Vorrang für Fußgänger zur Folge hätte. Probleme bereiten auch an vielen Stellen die hohen Bordsteine an den Gehwegen und der Mangel an barrierefreien Toiletten. Lob gab es für die Sanierung des Rathauses und der Stadthalle, wo die Belange Behinderter weitestgehend berücksichtigt werden konnten.
Personalmangel in den Kindergärten
"Alle Gruppen sind voll", so das Statement von Eva-Maria Sauer, der Leiterin der städtischen Kindertagesstätte am Hofriedplatz. Dabei sprach sie auch die generelle Situation der übrigen sechs Einrichtungen im Stadtgebiet an, die derzeit fast 400 Kinder in den Regel- beziehungswiese Krippengruppen betreuen. Für die "Werntalzwerge" am Hofriedplatz musste kurzfristig Platz für zwei Gruppen in den Räumen der Musikschule geschaffen werden. Investitionen in Neubauten sind in Arnstein (Kernstadt), in Müdesheim und in Gänheim notwendig. Auch für den Waldkindergarten in Binsbach besteht Handlungsbedarf.
Derzeit werden die Kinder von 32 pädagogischen Mitarbeitern betreut. Probleme bereiten hier oft die unterschiedlichen Arbeitszeiten in Voll- und Teilzeit sowie viele Krankheitsausfälle. Der Personalschlüssel für Arnstein sei zwar gut, sage die Leiterin, natürlich seien Aufstockungen wünschenswert, aber der Markt sei quasi leergefegt. "Es scheint so, als werben sich die verschiedenen Einrichtungen die Mitarbeiter gegenseitig ab", sagte Sauer.

Planungsprobleme gibt es durch das Buchungsverhalten der Eltern und der nicht absehbaren Entwicklung von Migranten. Ab 2. Januar können Eltern ihre Kinder digital über das Internet anmelden. Information dazu gibt es auf den Homepages der Stadt Arnstein und dem Kindergarten "Werntalzwerge".
Mittelschule müsste dringend saniert werden
Personalprobleme gibt es auch im Schulbereich bei der offenen außerunterrichtlichen Betreuung in der Offenen Ganztagesschule. Diese sind allein deswegen gravierend, weil die 18 Mitarbeiter ausschließlich in Teilzeit am Mittag und am frühen Nachmittag benötigt werden. Hier sollten eigentlich die "Baby-Boomer", die jetzt in Rente gehen, besonders eingebunden werden. Derzeit werden an der Mittelschule und den beiden Grundschulen in Arnstein und Schwebenried 142 Schülerinnen und Schüler nach dem Unterricht betreut.
Seit diesem Schuljahr gibt es für die Max-Balles-Mittelschule eine eigene Schulleitung, diese war bislang mit den beiden Grundschulen in einer Hand. Kommissarische Leiterin ist Melanie Maurer, ihr Vertreter Martin Wende. Hier werden 102 Schüler in fünf Klassen unterrichtet. Auerunterrichtlich werden Hilfen durch eine Berufseinstiegsbegleitung, eine Jugendsozialarbeit und eine offene Ganztagsbetreuung angeboten. Größtes Problem der Mittelschule ist der äußere Zustand des 60 Jahre alten Gebäudes, der eigentlich dringend eine umfassende Sanierung erfordert. Bürgermeister Franz-Josef Sauer unterstrich diese Notwendigkeit, wies aber gleichzeitig auf die enormen Kosten hin. Insgesamt habe die Stadt Arnstein einen mittelfristigen Investitionsbedarf von rund 60 Millionen Euro.
Die Klassenplanungen bereiten Probleme
Für die beiden Grundschulen sprach die Rektorin Katharina Krenig. In Arnstein werden 201, in Schwebenried 96 Kinder unterrichtet. Probleme bereiten hier die Klassenplanungen. Durch verändertes Einschulungsverhalten der Eltern, wechselnde Migrantenkindern und dem permanenten Zu- und Wegzug von Familien liegen verlässliche Einschulungszahlen erst spät vor. Als Anschaffungswunsch hatte Krenig Laptops für alle Lehrkräfte Tablet-Klassensätze und neue Bestuhlung.
Zur Sprache kamen auch Fragen der städtischen Jugendarbeit, die gemeinsam mit der Diakonie auf neue Füße gestellt werden und die gesamte Stadt einbeziehen soll. Für die Erwachsenenarbeit der Volkshochschule will man die Kooperation mit Karlstadt.