
"Sounds und Songs am Sauerberg" geht in die zweite Runde. Nach dem Konzertabend an der Frammersbacher Skihütte vor einem Jahr, wird das Musikereignis am Waldrand dieses Jahr mehrtägig. Zum Auftakt spielt diesen Mittwoch um 20 Uhr die "Redhead Gang" Indie-Folk-Pop. Zehn Tage später versucht Organisator Karlheinz (Jumly) Geiger mit einer Kopf-Hörer-Party junge Leute zu gewinnen und die Ohren der Bewohner im Schalltrichter des Sauerbergs zu schonen.
"Ich höre gerne Musik", begründet Karlheinz Geiger, dass er dieses Jahr die "Sounds und Songs am Sauerberg" zusammengestellt hat und mit dem Team der TuS-Skihütte umsetzt. Er bedauert, dass in Frammersbach so gut wie keine reinen Konzerte veranstaltet werden. "Wenn es Live-Musik gibt, dann zu Festen", sagt der 58-Jährige. Eine Ausnahme seien die Konzerte, wenn auch oft mit Party-Charakter, die gelegentlich bei Deckels (Gasthaus Traube) auf dem Programm stünden.
Auf Dauer braucht es Verein
Geiger sieht sich vor allem als Ideengeber. "Es braucht einen Verein, um so etwas zu realisieren". Bei "Sounds und Songs am Sauerberg" ist es die Skihütte, die zum TuS gehört, mit ihrem Team. Er mache das für diesen Sommer, aber auf Dauer seien Mitstreiter nötig, wenn man Konzerte veranstalten wolle: zum Beispiel Leute, die sich um die Werbung kümmern oder um Sponsoren.
Beim zweiten Teil von "Sounds und Songs" am Sauerberg, dem Sommerhüttenfestival am Samstag und Sonntag, 29./30. Juni, sind laut Geiger die TuS-Faustballer mit im Team. Als Markenzeichen von "Sounds und Songs" haben sich die Initiatoren einen Bezug der Musiker zu Frammersbach gesetzt. Beim Konzert der "Redhead Gang" ist es laut Initiator Karlheinz Geiger die Sängerin Lucca Linke, die mit dem Frammersbacher Musiker Florian Friedel liiert ist. Die "Redhead Gang" war auch voriges Jahr schon mit von der Partie.

Geiger ist fasziniert vom mehrstimmigen Gesang der beiden Sängerinnen der "Redhead Gang". Wie bei Simon & Garfunkel und Crosby, Stills & Nash bis hin zu aktuellen Acts wie "First Aid Kit": Das Verschmelzen zweier Stimmen stehe auch bei Lucca Linke und Corinna Böhm von der Regensburger Band im Vordergrund. Mit Drums und Bass im Rücken hätten es sich die beiden Frontfrauen zum Ziel gemacht, die Folk-Pop-Szene mit intensiven Texten, sphärischen Klangteppichen und treibenden Beats aufzumischen. Laut Band-Info hat sich die "Redhead Gang" bereits 2013 als Akustik-Duo gegründet. Nun bringe sie ihr neues Album "Moondust" als vierköpfige Band heraus. Die jungen Musikerinnen bieten nach eigenen Angaben eine Gefühls-Achterbahnfahrt: mal sphärisch-verträumt, mal düster-melancholisch, mal direkt und bissig.
Zwei Kanäle auf Kopfhörer
Beim Sommerhüttenfestival am Samstag, 29. Juni, probieren die Veranstalter etwas für Frammersbach Neues aus: eine Kopfhörer-Party. "In Städten gibt es das öfter", sagt Karlheinz Geiger. "Die jüngeren Faustballer kennen das."
Das Festival beginnt am Samstag um 18 Uhr zunächst traditionell ohne Kopfhörer mit den "Klangphonics" ebenfalls aus Regensburg. In dieser 2016 gegründeten Formation spielt der Frammersbacher Florian Friedel selbst mit. Die Band verspricht Electro, live und ohne Samples, gespielt von Schlagzeug, Bass, Gitarre und Saxofon. Sie überwinden nach eigenen Angaben die traditionellen Grenzen zwischen Live- und Club-Musik. Inspiriert werden sie von Künstlern wie "Daft Punk" oder "deadmau5". Die Tanzbarkeit ihrer Musik sei ihnen wichtig. Auch sie hatten bei der Premiere 2018 schon mal einen Auftritt.
Bereits 15 Jahre ist die Fünf-Mann-Combo "Das dicke Ende" unterwegs. Die Spessarter haben Klassiker der Rock- und Popwelt in ihrer eigenen Interpretation im Repertoire. So bilden sie einen Kontrast zu den "Klangphonics". "Das dicke End"e behauptet von sich, Songs zu spielen, die jeder kennt, die aber so gut wie nie von Coverformationen gespielt werden.

Über Kopfhörer sind zwei Kanäle im Angebot. auf dem einen Kanal ist DJ Hoefes am Werk und bringt Deephouse aufs Ohr, ohne dass halb Frammersbach mithören muss. Christian Hofmann alias Hoefes fing laut Veranstalter 2014 an, elektronische Musik zu mischen. In seinem Steckbrief heißt es, dass seine Musik tanzbar ist, von Fisher bis Claptone reiche und Ausschnitte von Rap und Pop verwendet. Hoefes bestücke die Plattenteller sowohl in der Region als auch bei Partys in Vietnam und Thailand. Auf Kanal 2 läuft Musik "querbeet – von Woodstock bis heute", erzählt Geiger im Gespräch mit der Redaktion. Die Gäste können hin und her wechseln, die Lautstärke regulieren und ihn auch mal abnehmen, um sich zu unterhalten. Dazu muss man sich bei der Silent-Party (stillen Party) nicht ins Ohr schreien.
Summertime-Rock-Gottesdienst
Weniger exotisch, aber dennoch anders als bisher, geht es am Sonntag, 30 Juni, weiter. "Wir probieren dieses Jahr mal etwas Neues, inspiriert vom Musikkeller in der Traube", sagt Karlheinz Geiger. Im November gab es bei Deckels einen Wortgottesdienst unter dem Motto "November Blues".
Beim Sommerhüttenfestival gestaltet die Pfarrei Frammersbach unter dem Titel "Summertime Rock" um 10 Uhr einen "etwas anderen Gottesdienst", erläutert der Musikfan. Dazu spielt die – bis auf einen Partensteiner – aus Frammersbach stammende "Mother's Houseband", ebenso wie zum Frühschoppen, in den der Gottesdienst übergeht.
Geiger hofft, dass sich "Sounds und Songs am Sauerberg" über den Eintritt und Umsatz finanziert. Und wie geht es nächstes Jahr mit der Reihe weiter? Jumly, wie ihn die Frammersbacher nennen, sagt: "Vielleicht findet sich für 2020 jemand." Er würde sich freuen, wenn sich im Vorfeld ein Team fände, eine Art Kulturverein. Dieser könnte auf ihn zählen.