Direkt neben dem Areal des ehemaligen Benediktinerklosters in Neustadt am Main erstreckt sich ein über 26 000 Quadratmeter großes parkähnliches Gelände mit Forellenteich, Obstbäumen und einer Hainbuchenallee. Der „Seegarten“ wurde ab 1806 als englischer Landschaftsgarten angelegt. So benannt wurde er erst elf Jahre später, nachdem 1817 der See angelegt worden war. Mittendrin auf diesem flachen Hang steht ein schmuckes, barockes Haus von 1734, das früher als Sommerhaus des Abtes genutzt wurde. Nun steht das gesamte Gelände inklusive Sommerhaus zum Verkauf. Kaufpreis laut Immobilienanzeige: 500 000 Euro.
Im barocken Stil erbaut
Der denkmalgeschützte, zweigeschossige Walmdachbau mit Freitreppe wurde unter Abt Placidus im barocken Stil erbaut und im 19. Jahrhundert aufgestockt. Nach der Säkularisation ging er in das Eigentum des Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenbergüber. 1909 lebten dort kurzzeitig die ersten dominikanischen Ordensschwestern, bevor sie ins ehemalige Rentamt im Neustädter Klosterhof umzogen.
Zuletzt konnte man das in Privatbesitz befindliche Gebäude mit drei Schlafzimmern und vier Meter hohen Räumen als Ferienhaus mieten – für 100 Euro am Tag. Laut Anzeige hat das Haus eine Wohnfläche von 135 Quadratmetern und wurde 2010 das letzte Mal modernisiert. In der Immobilienanzeige wird mit der schönen Lage in Mainnähe, dem alten Baumbestand und den grasenden Heidschnucken auf dem von einer alten Klostermauer und einem Zaun abgeschlossenen Gelände geworben.
Eigentümer Franz Keller aus Mönchberg berichtet, dass sein Großvater – ein Bekannter von Fürst Löwenstein – als Bahnhofsvorsteher nach Neustadt gekommen und Gebäude nebst Seegarten 1931/32 gekauft habe. Das gesamte Klosterareal sei kurz davor, 1930, geteilt worden: Der Bahnhofsteher erwarb die südliche Hälfte mit dem Sommerhaus, der nördliche Teil zur Kirche ging an den Orden der Missionsdominikanerinnen. Dieser weihte 1961 den heutigen Klosterbau ein.
Gesundheitliche Gründe
Nun möchte Keller Gebäude und Park aus gesundheitlichen Gründen verkaufen. Zuletzt habe das St.-Josefs-Stift das Sommerhaus eineinhalb Jahre genutzt. Vor ein paar Jahren gab es seitens des Stifts Überlegungen, einen 2500 Quadratmeter großen, an das Klosterareal angrenzenden Teil des Parks zu kaufen, um dort Anfang 2017 ein Behindertenheim mit Platz für 16 Schwerstbehinderte zu errichten. Diese Pläne sind aber nicht mehr aktuell, teilt Sebastian Schoknecht, Sprecher der Caritas Unterfranken, auf Anfrage der Redaktion mit.
Laut Keller fanden aufgrund des geplanten Neubaus bereits archäologische Grabungen auf seinem Grundstück statt, weil das gesamte Gelände als Bodendenkmal gilt. Dabei seien Mauern aus karolingischer Zeit zum Vorschein gekommen, der Zeit der zweiten Klostergründung.