Ohne die Deponierung von Müll wird es wohl auch künftig nicht gehen, hieß es im Ausschuss für Umwelt und Nachhaltigkeit. Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach kündigte an, im Falle einer erneuten Erweiterung der Deponie werde er sich "auf die Hinterbeine" stellen. Die Stadt möchte zwischen dem Kreisel beim Tegut-Markt und der Deponie ein neues Wohngebiet ausweisen.
Sachgebietsleiter Martin Oppmann hatte die undankbare Aufgabe, über die Historie und die aktuelle Situation zu berichten. So galt aber Mitte der 1990er-Jahre die Einstellung des aktiven Deponiebetriebes zum Jahr 2014 als sicher. Dann sollte der fünfte Bauabschnitt voll sein. Im November 2011 wurde ein Machbarkeitsstudie für einen sechsten Bauabschnitt in Auftrag gegeben. Ergebnis war im Dezember 2012, dass ein Ausbau der Deponie unwirtschaftliche wäre. Zwecks Zusammenarbeit mit anderen Deponien wurde ab 2014 der Bau einer Umladestation auf der Deponie geplant. Doch das erwies sich im Planfeststellungsverfahren als technisch schwierig. Mitte 2018 hatte sich die "politische Großwetterlage" geändert, neue Deponien und Erweiterungen wurden wieder deutlich wohlwollender gesehen. Beraten wurde seit 2018 im Kreisbauausschuss nichts mehr.
Erweiterung der Mülldeponie würde zehn bis zwölf Millionen kosten
Kurzfristig wurde 2019 über Kooperationen mit anderen Deponiebetreibern verhandelt und es gab eine Übergangslösung mit der Mülldeponie "Guggenberg" des Landkreises Miltenberg für inerte Abfälle. Danach durfte der Landkreis Main-Spessart die Oberflächenabdichtung des fünften Bauabschnittes anders bauen, was eine Restlaufzeit von fünf bis zehn Jahren ergab. Und der Umweltausschuss beauftragte die Verwaltung mit der Prüfung der schon planfestgestellten, aber noch nicht plangenehmigten Areale der Deponie. Laut Regierung von Unterfranken wäre aufgrund neuer rechtlicher Vorgaben ein erneutes Planfeststellungsverfahren inklusive Umweltverträglichkeitsprüfung nötig – ein aufwändiges Unterfangen mit unklarem Ausgang und hohen Kosten.
Über die Perspektive eine weiteren Bauabschnitts wurde auch im Juli 2019 auch im Bauausschuss der Stadt Karlstadt informiert, die Stadt nahm die Informationen ohne Reaktion zur Kenntnis.
Die Kreismülldeponie noch einmal zu erweitern, würde schätzungsweise zehn bis zwölf Millionen Euro kosten. Davon unabhängig erscheint eine Modernisierung des derzeitigen Wertstoffhofbereiches sinnvoll, was bis zu 2,5 Millionen Euro kosten könnte.
Verhandlung mit Kreis Schweinfurt sollen beginnen
Derzeit erscheint insbesondere eine Kooperation mit dem Landkreis Schweinfurt möglich, die Sachbearbeiter beider Landkreise führten schon Gespräche. Schweinfurt plant eine Erweiterung der Deponie Rothmühle; die Entfernung wäre geringer als nach Miltenberg. Eine Müllumladestation wäre dafür nicht zwingend nötig, der Landkreis Kitzingen zum Beispiel kommt gut ohne aus.
Der einstimmige Beschluss des Ausschusses sieht vor, dass der Kreis offizielle Verhandlungen mit dem Landkreis Schweinfurt für eine Zweckvereinbarung zur Mitbenutzung der Deponie Rothmühle (Absichtserklärung) aufnimmt. Parallel dazu wird ein Angebot zur Aktualisierung der Machbarkeitsstudie von 2012 (für eine Deponieerweiterung) inklusive Prüfung der Modernisierung von Wertstoffhof und Sammelstelle für Problemabfälle auf der Deponie beim Ingenieurbüro ibu in Tauberbischofsheim eingeholt wird. Mehrheitlich fügte der Ausschuss zudem in den Beschluss ein, dass Gespräche mit der Stadt Karlstadt über einen Fortbestand der Deponie zu führen sind.
Stellungnahme der Stadt Karlstadt steht aus
Die Diskussion ging in unterschiedliche Richtungen. Die Eigenständigkeit im Deponiebereich aufzugeben erschien Kreisrätin Bärbel Imhof (Grüne) als problematisch. Zwölf Millionen Euro wären bei 50 bis 70 Jahren Nutzungsdauer zudem überschaubar.
Walter Höfling (CSU) fragte nach einer offiziellen Stellungnahme der Stadt Karlstadt, doch die gibt es nicht. Kreisrat Michael Hombach (CSU) kündigte als Bürgermeister Karlstadts erbitterten Widerstand an. Die anderen Kommunen, auf deren Gemarkungen die Deponie nunmal nicht liege, hätten leicht reden.
Zur Sprache kam auch, dass eine Deponie und der größte Wertstoffhof des Landkreises für Karlstadt nicht nur eine Belastung sei. Die Bürger profitierten auch von kurzen Wegen.