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Thüngen
Solarpark in Thüngen: Echte Bürgerbeteiligung oder nur verzinstes Darlehen?
Die Trägerpfosten für die die Photovoltaikanlage südlich der Thüngener Buchenhölle sind mittlerweile gesetzt. Jetzt werden die Solarmodule installiert.
Foto: Günter Roth | Die Trägerpfosten für die die Photovoltaikanlage südlich der Thüngener Buchenhölle sind mittlerweile gesetzt. Jetzt werden die Solarmodule installiert.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 17.12.2022 02:54 Uhr

Eigentlich ist es keine echte Bürgerbeteiligung, die am Freitag den gut 130 Besuchern in der Thüngener Werntalhalle vorgestellt wurde. Schließlich können durch die Investition keine Anteile an der großen Anlage südlich der Buchenhölle zwischen Thüngen und Retzbach erworben werden. Was Christoph Schmitt, Geschäftsführer der ausführenden "solar-konzept GmbH" vorstellte, war eigentlich nur das Angebot, nachrangige Darlehen an das Unternehmen zu vergeben. Allerdings sind die angebotenen Konditionen durchaus verlockend.

Rund 15 Millionen Euro wird die 24 Hektar große Freiflächenanlage, die ab nächstem Frühjahr 22,5 Megawatt an Gesamtleistung liefern soll - rechnerisch genug für 6750 Haushalte. So werden laut Schmitt etwa 280.000 Tonnen Co2 eingespart. Baubeginn war im Oktober, mittlerweile stehen die Standpfosten schon und in den nächsten Wochen sollen die Solarmodule aufgesetzt werden. Um die Akzeptanz der neuen Anlage bei den Thüngenern zu steigern, hatte der Marktgemeinderat vor der offiziellen Baugenehmigung eine Beteiligung der Bürger gefordert. Diese soll nun durch das Crowdfunding-Angebot umgesetzt werden - die dafür vorgesehenen 700.000 Euro sind weniger als fünf Prozent der geplanten Gesamtsumme.

Kapital soll durch Anlage gesichert sein

Bei der Versammlung wurden die Vorgaben des Darlehensangebotes vorgestellt. Ab sofort gilt für Thüngener Bürger bis zum 31. Januar eine Vorzeichnungsphase, die Zeichnungen von 250 bis 20.000 Euro vorsieht. Möglich ist in diesem Rahmen jeder durch 50 teilbare Betrag. Die garantierten Zinsen belaufen sich auf fünf Prozent jährlich, dazu kommt eine Tilgungsrate von zehn Prozent. Nach zehn Jahren ist dann das Darlehen abbezahlt und der Vertrag ausgelaufen. Ab dem 1. Januar startet dann eine freie Phase, dann können auch Interessenten außerhalb Thüngens zeichnen. Allerdings sinkt der Zinssatz auf vier Prozent.

Auf Nachfragen der Zuhörer betonte Schmitt, das eingesetzte Kapital sei durch den Wert der Anlage hinreichend abgesichert, auch wenn es sich hier um eine nachrangige Absicherung handle. Für Schäden oder Ausfälle bei "Höherer Gewalt" sei die Firma ausreichend versichert. Ein weiterer Bürger fragte, wieso die angebotene Summe so gering sei. Grund dafür: Die alternativen Darlehen durch die KFW-Bank bewegten sich um einen Zinssatz von zwei Prozent, eine höhere Beteiligung Thüngens würde die Finanzierungskosten zu sehr erhöhen.

Bereits sechs Einträge

Die Zeichnungsbereitschaft in der Marktgemeinde scheint durchaus vorhanden zu sein. Bis Sonntagvormittag gab es auf der Internetseite https://www.dkb-crowdfunding.de/solaranlagethuengen2 schon sechs Einträge mit dem Gesamtvolumen von 42.000 Euro in Höhe von 2.000 bis 20.000 Euro.

Ein weiteres Detail wurde im Zusammenhang mit der neuen Fotovoltaikanlage bekannt. Der Grundstückseigner Hanskarl von Thüngen ist bereit, einen entsprechenden Streifen entlang der Staatsstraße im 1 zu 1-Tausch abzutreten. Dadurch könnte im Zuge der bevorstehenden Straßenverbesserung ein Fahrradweg in Richtung Retzbach verwirklicht werden.

 
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  • M. F.
    Solange die Gemeinde einen zahlungskräftigen Gewerbesteuerzahler mehr hat sind beide Wege vertretbar. Eine Genossenschaft wäre natürlich für die Bürger die bessere Alternative.
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