
Wer mit dem Gedanken spielt, eine Solaranlage auf seinem Dach zu errichten, für den ist der neue Solarkataster des Landkreises ein guter Service. Ist das Hausdach dafür geeignet? Gibt es genug Sonne? Was kostet die Anlage und rentiert es sich? Nach wie vielen Jahren hätte sich die Anlage amortisiert? Antworten auf diese Fragen bietet das neue Programm. "Jedes Hausdach im Landkreis ist darin zu finden", sagen Klimaschutzbeauftragter Michael Kohlbrecher und Regionalmanagerin Tatjana Reeg bei der Vorstellung im Landratsamt. "Mit ein paar Klicks hat jeder Hausbesitzer eine erste Orientierung, ob sich die Anschaffung einer Solaranlage lohnt."
Wie es funktioniert, zeigen die beiden bei einem Pressetermin im Landratsamt. Interessierte können den Solarkataster unter www.solare-stadt.de/main-spessart aufrufen. Mit einem Klick findet sich dort eine Karte des Landkreises Main-Spessart, in der die einzelnen Kommunen anwählbar sind. Mit der Eingabe von Straße und Hausnummer kommt man zum gewünschten Objekt. Dieses wird je nach Sonneneinstrahlung als "gut geeignet", "geeignet", "bedingt geeignet" oder "nicht geeignet" für die Ernte von Solarenergie klassifiziert.
Mit oder ohne Elektroauto?
Um die Rentabilität und die ideale Größe einer Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlage zu errechnen, sind weitere Informationen nötig. Es wird gefragt, ob das Gebäude privat oder geschäftlich genutzt wird, wie viele Personen im Haushalt leben und ob ein Elektroauto berücksichtigt werden soll. Und wenn ja, kann das Auto tagsüber geladen werden? Wenn nein, dann könnte es sinnvoll sein, die Photovoltaik-Anlage mit einer Batterie zu kombinieren, die das Auto nachts auflädt. Das Solarkataster schlägt eine Platzierung der Module vor, die als die zweckmäßigste angesehen wird, aber auch eine manuelle Belegung ist möglich.

Der Clou bei dem Programm: Kohlbrecher deutet auf den Wirtschaftlichkeitsrechner, den er mit einem Projektor an die Wand geworfen hat. Dieser zeigt an, wie sich beispielsweise eine veränderte Menge an Modulen, die Kombination von Photovoltaik mit Solarthermie oder der Kauf einer Batterie sich auf die Rentabilität auswirkt. Er rechnet aus, wie hoch die voraussichtlichen Baukosten sind und nach wie vielen Jahren sich die Investition amortisiert. Wer dann glaubt, eine solche Anlage wäre etwas für ihn, kann mit dem ausgedruckten Ergebnis zu einem Handwerker gehen. Zudem muss er beim Energieversorger eine Netzverträglichkeitsprüfung beantragen.
Der Solarkataster ist ein gemeinsames Projekt der Regionalplanung und des Klimaschutzes des Landkreises. Die Regionalplanung hat den Kataster finanziert, wie Tatjana Reeg erklärt. Sie ist sich mit dem Klimaschutzbeauftragten Kohlbrecher im Ziel einig. Die Menschen in Main-Spessart sollen angeregt werden, sich Gedanken über die Stromversorgung der Zukunft zu machen. "Jeder einzelne kann seinen Beitrag zur Energiewende leisten", so Reeg. Einen kräftigen Schub für das gesetzte Ziel der Energieautarkie des Landkreises im Jahr 2035 erhofft sich Kohlbrecher. "Die Solarenergie hat derzeit das größte Potenzial, nachdem der Ausbau der Windenergie so gut wie zum Stillstand gekommen ist."
Sonne stellt keine Rechnung
Es lässt sich dabei auch Geld verdienen. "Die Sonne stellt keine Rechnung", schreibt Landrat Thomas Schiebel im Vorwort eines Flyers, der für den Solarkataster wirbt. Es können Renditen von bis zu sechs Prozent erzielt werden und es sind Amortisationszeiten von etwa zehn Jahren zu erwarten", so der Landrat. Zudem sei es ein gutes Gefühl, seine eigene Energie umweltfreundlich zu erzeugen.
Der Wirtschaftlichkeitsrechner des Solarkatasters zeigt auf, wie viele Tonnen Kohlendioxid mit der gewählten Anlage in 20 Jahren eingespart werden. Er gibt vor, wie viel Geld man verdienen kann und er ist dabei sehr präzise, wie Kohlbrecher findet. Zum Beweis vergleicht er die vom Programm angegebene Sonnenernte auf dem Dach der Schulverwaltung des Landkreises mit dem tatsächlichen Ergebnis. Denn auf dem Dach gibt es Solarmodule, die ziemlich genau die vom Programm errechnete Strommenge liefern. Trotzdem könne das Ergebnis des Wirtschaftlichkeitsrechners nur eine Orientierung sein. Reeg und Kohlbrecher raten daher Interessenten, den vom Kataster ausgerechneten Vorschlag von einem Fachmann überprüfen zu lassen.
Je höher der Eigenbedarf an Strom, desto besser
Als Faustformel gilt: Je höher der Eigenbedarf an Strom, desto höher ist die Rendite einer Photovoltaik-Anlage. Denn es gibt für die Besitzer nach wie vor die garantierte Einspeisevergütung für die Kilowattstunde 20 Jahre lang. Doch die Zeiten, als knapp 50 Cent für die Kilowattstunde bezahlt worden sind, sind vorbei. Die Einspeisevergütung ist derzeit je nach Größe der Anlage auf neun bis zwölf Cent gesunken. Das hängt damit zusammen, dass die Solarmodule deutlich billiger geworden sind. Es lohnt sich also, den eigenen Strom zu nutzen, da die Kunden für die Elektrizität vom Stromversorger mindestens das Doppelte bezahlen.
Der jährliche Stromverbrauch im Landkreis beträgt laut Kohlbrecher zirka 850 000 000 Kilowattstunden. Derzeit wird davon zirka die Hälfte durch erneuerbare Energien gedeckt (zirka 16 Prozent Windkraft, 16 Prozent Wasserkraft und 16 Prozent PV-Dach- und Freiflächenanlagen). Das Ziel der Energieautarkie des Landkreises ist aus Kohlbrechers Sicht erreichbar. Doch dafür müsste etwa die Hälfte des brachliegenden PV-Potenzials auf den Dächern im Landkreis genutzt werden.