Einen großen Tag hatte die evangelische Kirchengemeinde Mittelsinn: Mit den Konfirmanden, die vor 50, 60, 65 und 70 Jahren erstmals das Abendmahl empfingen, wurde die Goldene, Diamantene, Eiserne und Gnadenkonfirmation gefeiert. Erstmals konnte sogar das äußerst seltene Jubiläum einer Kronjuwelenkonfirmation begangen werden.
Im Festzug zog man vom Pfarrheim, angeführt von den Kirchenvorstehern und dem Posaunenchor unter Leitung von Philipp Kuhn, ins Gotteshaus. Den Festgottesdienst feierte Pfarrer Gunnar Zwing gemeinsam mit Lektorin Helma Künstler und Lektor Martin Mascher. Für den musikalischen Part waren neben dem Organisten Lukas Beckmann der Posaunenchor und der Kirchenchor unter Leitung von Leo Breitenbach verantwortlich.
In seiner Begrüßung im voll besetzten Gotteshaus erklärte Zwing, dass er das Ohr der Jubilare ganz neu gewinnen möchte für die gute Nachricht von Jesus Christus. Die Grundfrage nach dem Sinn des Lebens könne niemand befriedigend beantworten, ohne Gott in den Blick zu nehmen, sagte er. „Eine lange Wegstrecke mit mühsamen Anstiegen, ständigem Lernen, tollen Höhepunkten und manchen tiefen Abstiegen in den Alltag liegt hinter uns.“
In seiner Predigt stellte der Pfarrer die Perspektive des Lebens in den Mittelpunkt und zeigte die unterschiedlichen Blickwinkel auf. So war zweifelsohne die Konfirmation in den Kriegsjahren 1941/1942 kein fröhliches Fest und es gab nichts, was den Namen Festessen verdient hätte. Es gebe Menschen, die dazu neigen sich selbst und ihr ganzes Leben in eine negative Haltung hineinzureden.
Therapie für die eigene Seele
Dieses „Einreden“ gebe es aber auch im Positiven, man könne sein Leben bewusst danach absuchen, was Gott einem alles Gutes geschenkt hat. Woher kam all die Kraft in meinem bisherigen Leben? Haben wir nicht durch die Krisen des Lebens auch manchmal Gott neu gefunden, einen anderen Zugang zum Glauben und sind heute froh darum? „Und was Gott dir Gutes getan hat, das ist Therapie für die eigene Seele“, bilanzierte Pfarrer Zwing.
Gemeinsam erneuerten der Pfarrer und die Jubilare ihr Konfirmationsversprechen. Höhepunkt des Gottesdienstes war das Abendmahl. Der Vertrauensmann des Kirchenvorstands, Ernst Henning, erinnerte an den großen Tag vor bis zu 75 Jahren. Wie habe sich seither die Welt verändert! In Mittelsinn gab es eine evangelische und eine katholische Schule und in jeder waren alle Klassen in nur zwei Schulräumen.
Wer im Konfirmandenunterricht seine Sprüche nicht auswendig konnte, musste nachsitzen. Henning sprach von den recht strengen Eltern, von denen man bei einem heute lapidaren Vergehen noch mit 17 eine Ohrfeige einfing. Trotz aller Erfahrungen des Glücks und Erfolgs mussten manche Jubilare auch schmerzhafte Erlebnisse wie den Verlust des Ehepartners verkraften.
Abschließend wünschte Henning eine sichere Begleitung Gottes auf dem weiteren Lebensweg. Unter dem Geläut der Kirchenglocken überreichte Zwing die Jubiläumsurkunden. Am Nachmittag trafen sich die Jubilare im Friedhof zu einem Gedenken an ihre verstorbenen Schulkameraden. Nachdem sich viele eine kleine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatten, blieb doch genügend Zeit, sich auszutauschen und über vergangene Zeiten zu reden.
Die Jubelkonfirmanden
Zur Goldenen Konfirmation (50 Jahre) kamen: Wilhelm Fischer, Willi König, Christel Ullrich, Martin Mascher, Karola Kunkel, Erika Bäcker, Ingeborg Klein, Karin Künstler, Gerda Fischer, Karl-Heinz Sachs, Bernhard Spahn, Luise Krutsch, Inge Winkler.
Diamantene Konfirmation (60 Jahre) feierten: Gerda Lenz, Walter Klein, Hans Müller, Ludwig Richter, Helmut Schmitt, Elfriede Ullrich.
Eiserne Konfirmation (65 Jahre): Arnold Auch, Adam Meyer, Ernst Meyer, Adam Ullrich, Albert Wolf, Marianne Künstler, Maria Krack, Werner Weininger, Annelore Gutbell.
Ihre Gnadenkonfirmation (70 Jahre) feierten Johann Künstler, Elfriede Meyer, Charlotte Engelhaupt, Ernst Roth, Helmut Ommert, Werner Wolf. Das seltene Jubiläum der Kronjuwelenkonfirmation (75 Jahre) beging Karl Greb.