
Die Komödie "Tratsch im Treppenhaus" von Jens Exler feierte am Freitag Premiere im Langenprozeltener Theater "Spessartgrotte". Es sei vorweggenommen: Der Spaßfaktor in dem Vierakter war nicht nur unter den rund 30 Zuschauern hoch, sondern auch im temperamentvoll agierenden siebenköpfigen Ensemble. Das Schauspiel aus dem Mietshaus-Leben nahm schnell rasante Fahrt auf. Das Stück ist unter anderem durch das Ohnsorg-Theater Hamburg bekannt geworden. Ab den 1960ern brillierte dort Volksschauspielerin Heidi Kabel als Tratschtante Meta Boldt.
Eine Tratschtante als Dreh- und Angelpunkt
In dem Mietshaus treffen skurrilste Charaktere und Dialekte von Sachsen über Österreich bis zum Schwabenland aufeinander. Doch der Reihe nach: Meta Boldt, köstlich verkörpert von Iris Katzer, wohnt in der unteren Etage. Allgegenwärtig im Treppenhaus und mit Ohren und Augen am Puls jeglichen Geschehens wacht sie über Moral und Ruhe. Genauer gesagt verbreitet sie Gerüchte und spielt die Mieter gegeneinander aus. Katzer brilliert in ihrer Rolle als Tratschtante. Ihre Mimik spricht Bände, Gestik und Sprache der Frau in Kittelschürze und mit Schleife im Haar werden zum puren Vergnügen. Das Klischee der schwatzsüchtigen Frau ("Ich sag nix!") bedient sie hervorragend.
Über ihr haust Ewald Brummer, Steuerinspektor a. D., aus Zwickau stammend, leicht cholerisch und Vorsitzender des Kaninchenzüchtervereins "Cymbria - weiße Pfote". Seine Türnachbarin ist Witwe Hanne Knoop (Anja Becker). Das "scheue Reh" aus dem Schwabenland erblüht zunehmend, nachdem es an Silvester beim Karnickelball Ramses, den besten Rammler Deutschlands, gewonnen hat. Das hat weitreichende Folgen für "Knoopi" und Nachbar "Brummerle". Die beiden begehen das Delikt, ihre Kammern illegal unterzuvermieten. Das ruft die "Institution" Boldt auf den Plan: Hauswirt Bernhard Tramsen (Timo Dassinger) müsse verständigt werden. Sie prophezeit stürmische Zeiten: "Das ist ein Freudenhaus!"
Untermieter als Schwiegermutter
Womit die Tratschtante beinahe Recht behält. Der verheiratete Schlachtermeister Tramsen stellt Silke Seefeld (Renée Johanna Stulz) nach. Die junge langbeinige Blondine ist sexy und keineswegs auf den Mund gefallen. Sie hat bereits am Verstand des korrekten Beamten Brummer gerüttelt. Amore, amore, soweit des Mannes Denken reicht. Die Avancen der Herren laufen ins Leere; Silkes Kopf hat der "Illegale" in Brummers Kammer verdreht. Es ist dessen Neffe Markus Brummer (Stephan Wilhelm Müller) und der gibt sich gegenüber Boldt als die Schwiegermutter des Inspektors aus. Das Publikum quittiert den Irrwitz mit lauten Lachern.
Im zweiten Akt macht Johannes Seefeld (Theo Gündling) das Chaos perfekt. Er ist Silkes Vater, doch Boldt wähnt in ihm den Kindsvater der flotten Untermieterin von Knoop. "Nein, ich bin von der Heilsarmee", dementiert Seefeld lakonisch. Seine Tochter indes behauptet, der Fremde sei Kriminalbeamter und gehe einer Anzeige wegen übler Nachrede und Tratsch nach. Darauf stehe Knast. Meta Boldt ist entsetzt: "Das hier ist Sodom und Gomorra!" Rechtzeitig zum Neujahrstag werden die Karten neu gemischt . . .
Regie in "Tratsch im Treppenhaus" führt mit Helga Hartmann die Spessartgrotten-Chefin selbst. Regieassistenz: Gusti Sommer, Technik, Bühne und Licht: Andy Hartmann.
Weitere Vorstellungen: Samstag, 14. Dezember, 20 Uhr; Freitag, 20. , 20 Uhr; Donnerstag, 26., 20 Uhr; Dienstag, 31., 20 Uhr, Freitag, 3. Januar, 20 Uhr; Samstag, 11. Januar, 20 Uhr. Karten im Vorverkauf: Tel.: (09351) 3415; info@spessartgrotte.de
