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Arnstein
So tickt Arnsteins Bürgermeisterkandidat Franz-Josef Sauer
Er tritt für die CSU im Rennen um das Arnsteiner Bürgermeisteramt an. Der Binsfelder umreißt seine Ziele.
Franz-Josef Sauer, Arnsteiner Bürgermeisterkandidat der CSU.
Foto: Karlheinz Haase | Franz-Josef Sauer, Arnsteiner Bürgermeisterkandidat der CSU.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:01 Uhr

Am 10. Februar wird in Arnstein ein Nachfolger der bisherigen Bürgermeisterin Anna Stolz gewählt. Franz-Josef Sauer (58), bisher ihr Stellvertreter und damit derzeitiger Interims-Bürgermeister, ist der Kandidat der CSU. 

Frage: Herr Sauer, gefällt Ihnen Ihr Job nicht mehr? Warum kandidieren Sie?

Franz-Josef Sauer: Weil mir die Stadt Arnstein und die Bürger sehr am Herzen liegen. Meinen jetzigen Job mache ich sehr gerne. Aber ich habe dafür gesorgt, dass meine berufliche Nachfolge in gute Strukturen übergeht.

Gab es in der CSU einen Mitbewerber?

Sauer: Direkt nicht. Aber wir haben uns in den CSU-Gremien schon intensiv geprüft, als Anna Stolz gesagt hat, sie kandidiert für den Landtag.

Wie viele Mitglieder hat der CSU-Stadtverband? Wie viele waren da und haben für Ihre Nominierung gestimmt? 

Sauer: Der Verband hat mehr als 100 Mitglieder, um die 60 waren da. Die Nominierung erfolgte einstimmig. 

Wie beurteilen Sie die Situation von Arnstein mit den vielen Ortsteilen zwischen größeren Städten wie Würzburg und Schweinfurt und der Kreisstadt Karlstadt?

Sauer: Wir sind ein Unterzentrum ganz im Osten von Main-Spessart mit der Randlage zu den anderen Landkreisen. Das ist eine Herausforderung, weil wir von den Landkreiszentren weit entfernt liegen. Man kann aber durch kluge Kooperation und Partnerschaften die Lage auch strategisch gut nutzen. Hier können die Menschen mit ihren Familien in einem behüteten und gut versorgten Umfeld gut leben, während sie ihren Arbeitsplatz in Würzburg oder Schweinfurt haben. 

Warum sollen die Arnsteiner Sie wählen?

Sauer: Ich biete mich den Bürgern an und bekomme viel Zustimmung aus der Bevölkerung. Meine bisherige Verantwortung hat eine gewisse Ausstrahlung gehabt und ich bin gerne bereit, meine Schaffenskraft der Stadt und den Bürgern zu geben. Ich habe Freude an der Politik und bin gerne auch mit vielen Ehrenamtlichen in unserem Stadtgebiet unterwegs, um allen Orten ein bisschen Eigenaktivität einzuhauchen. Ich habe das Gefühl, dass das positiv angenommen wird.

Was soll sich für die Arnsteiner in sozialer Hinsicht ändern? Werden Sie versuchen, das Modell Binsfeld auf ganz Arnstein zu übertragen?

Sauer: Es liegt mir am Herzen, unseren Standort zu stärken und der Überalterung der Gesellschaft aktiv zu begegnen. Ob alt, ob jung, ob mit oder ohne Handicap, ob beruflich gebildet oder mit akademischem Titel, die Teilhabe aller Bürger an der Gesellschaft ist mir wichtig. Ich bin im Dorf aufgewachsen. Die Stärke eines Dorfes ist die gegenseitige Unterstützung. Das würde ich gerne im ganzen Stadtgebiet einbringen. In Binsfeld sind wir jetzt seit 15 Jahren in der Städtebauförderung und seit zehn Jahren im Programm "Soziale Stadt". Mir ist die soziale Sinnhaftigkeit eines Erneuerungsprojekts wichtig – und nicht nur optische Belange. Nicht jeder findet sein Heil in den Metropolregionen. Dort ist das Leben so teuer geworden, dass der ein oder andere die ländliche Region als attraktiven Lebensraum sieht. Dafür ist es nötig, Bildung vom Kindergarten bis zur Vhs zu ermöglichen. Lebenslanges Lernen in Arnstein, das wird einer meiner Leitsätze sein. Das schließt auch die berufliche Bildung mit ein. Die Berufsfelder werden durch die Digitalisierung anspruchsvoller werden. Wir müssen auch darauf achten, dass Beruf und Familie vereinbar sind.

Was sind Ihre Ziele für die Infrastruktur?

Sauer: Wir brauchen eine zeitgemäße Verkehrsanbindung. Mensch und Natur müssen dabei achtsam betrachtet werden. Ich bin für einen Ausbau der B 26, nicht für Arnstein, sondern für den Landkreis und den ganzen Abschnitt von Schweinfurt bis Aschaffenburg. Ich würde mir dafür mehr Aktivität im Kreistag wünschen. Es liegt mir allerdings fern, das Verkehrsproblem von Arnstein auf andere Städte zu verlagern. Beim Thema Infrastruktur sind mir überdies erneuerbare Energien und Digitalisierung wichtig. 

Die Bayernstraße ist die heimliche Umgehung Arnsteins.

Sauer: Das ist ein wunder Punkt. Ich bin mit der jetzigen Situation sehr unzufrieden. Wir haben gemeinsam mit dem Stadtrat und den Bürgern ein Städtebauentwicklungskonzept für Arnstein erarbeitet. Zwischen dem Wohnen am Neuberg und der Altstadt mit ihrer zentralen Lage gibt es die Scharnierwirkung des Schwabbachtals. Wir brauchen für den innerörtlichen Verkehr eine "hintere Erschließung" der Altstadt. Das reicht von der Schwebenrieder Straße über die "Neue Mitte" bis in den Westen von Heugrumbach. Fußgänger, Radfahrer, Pkw und Zuliefer-Lkw – alle werden in einem Konzept Eingang finden. Die B 26n dient dem weiträumigen Verkehr zur Erschließung des Landkreises. Wir müssen auf die Anschlüsse Arnstein Ost, Arnstein Mitte und Arnstein West unseren örtlichen Quell- und Zielverkehr lenken.

Und wie sieht es mit dem öffentlichen Verkehr aus?

Sauer: Wir sind mit der ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) in einer Partnerschaft von Gössenheim über Eußenheim, Karlstadt und Thüngen bis Arnstein und werden schauen, wie der ÖPNV neu strukturiert wird. Die Werntalbahn zu reaktivieren stelle ich mir schwierig vor, weil die Bahnhöfe nicht in den Ortsmitten sind. Die grobe Struktur, die der Staat vorhalten kann, wird hoffentlich etwas dichter. Unsere Aufgabe wird dann sein, unterhalb dessen filigrane Mobilitätskonzepte aufzubauen. Ich hoffe, dann auch mit Elektroantrieb. 

Könnte also die Bürgerbus-Idee von Binsfeld auf ganz Arnstein übertragen werden?

Sauer: Mit Sicherheit werden wir in Binsfeld so etwas auf die Beine stellen. Mir schwebt ein "Dorftaxi" mit modernen Anmeldestrukturen vor – mit einer Anmelde-App. Dann startet das Fahrzeug, fährt nach Halsheim, nimmt die Leute mit, in Müdesheim ebenso und Reuchelheim, bis man in Arnstein parkt. Dort können die Leute ihren Arztbesuch oder Einkauf oder Behördengang machen. Später sammelt man sie wieder ein und bringt sie direkt vors Haus.  

Was passiert mit Edeka und mit dem "Neuen Westen" vor Heugrumbach? 

Sauer: Aus unserem städtebaulichen Entwicklungskonzept geht hervor, dass neue Märkte entstehen – in dem Fall Rewe und Aldi. Und Edeka hat weiterhin Interesse, sich in Arnstein zu platzieren. Wir wollen die Ausstrahlung Arnsteins nutzen, um Kaufkraft zu binden – nicht nur für neue Einzelhändler, sondern auch für die bestehenden kleineren Geschäfte. Das eine kann das andere positiv beeinflussen.

Vor vielen Jahren sollte an der B 26a ein Gewerbegebiet entstehen.

Sauer: Ein Gewerbegebiet ist eine wichtige Aufgabe für die Zukunft, auch im Zusammenhang mit der B 26n. Priorität hat aber die Stärkung des Bestands. Ich hoffe, dass der Miwe-Standort weiter ausgebaut wird. Ich habe da schon Gespräche geführt. In Heugrumbach am "Steinbrünnlein" laufen intensive Bemühungen, dort ordentliche Bedingungen beim Straßenbau und neuer Leitungen zu schaffen. Wir müssen schauen, nicht nur billige Gewerbefläche anzubieten, sondern müssen städteplanerisch Strukturen verbessern und auch sehen, dass wir in den Dörfern das Wohnen und Arbeiten wieder mehr zusammenbringen.

Ist die Stadtverwaltung zu schlank? Warum sind nacheinander zwei Kämmerer weggegangen?

Sauer: Wenn Menschen ein gewisses Entwicklungspotenzial in sich spüren, sehe ich das ohne Groll und Argwohn. Arnstein mit den zwölf einzelnen Stadtteilen zu verwalten ist eine Mammutaufgabe. Nach dem vom Stadtrat beauftragten Organisationsgutachten ist die Verwaltung bei unserer Gemeindegröße im bayerischen Durchschnitt, also nicht zu schlank aufgestellt. Aber das Arbeitspensum ist bezogen auf zwölf Feuerwehren, sechs Kindergärten und weitere Aufgaben viel aufwendiger, als wenn die 8600 Einwohner alle in der Kernstadt leben würden.

Ihr persönliches Leitbild? 

Sauer: Meine Überschrift für meine Bewerbung lautet "Beherzt unsere Zukunft gestalten". Es ist wichtig, in die Dorfgremien hineinzugehen und den Menschen Mut zu machen, aktiv an der Zukunft mitzubauen. Mein Engagement ist aus der Agenda-Arbeit hervorgegangen, mit der wir vor mehr als 25 Jahren begonnen haben - mit einem sozialen, ökologischen und ökonomischen Kräftegleichgewicht. 

Steckbrief Franz-Josef Sauer
Franz-Josef Sauer, verheiratet, zwei Söhne. Aufgewachsen in Binsfeld. Qualifizierender Hauptschulabschluss. Elektrikerlehre bei Siemens. Später Meisterprüfung. Nach dem frühen Tod seiner Mutter (er war 17, hatte drei ältere und eine jüngere Schwester) den zweiten Bildungsweg gestoppt und Verantwortung auf dem elterlichen Hof übernommen.
Bei Siemens innerbetrieblich weitergebildet zum leitenden Angestellten in Würzburg mit zusätzlich einer kleinen Siemens-Niederlassung bei ihm in Binsfeld. Bei Siemens den Geschäftsbereich "Kommunale Infrastruktur" aufgebaut, von Würzburg aus in Nordbayern zuständig für Industrieanlagenbau. In Binsfeld spezialisiert auf Kläranlagen und Wasserwerke.
Ex-Kommandant und Ex-Vorsitzender der Feuerwehr Binsfeld. Vorsitzender des Johanneszweigvereins. Ehrenamtlicher Geschäftsführer der Dorf Service GmbH. Mitglied im Sportverein  sowie Obst- und Gartenbauverein.     
 
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  • Arcus
    Weitere Kandidaten wären nicht schlecht.
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