
Ein mächtiger Wasserschwall schießt aus dem Heck des Eisbrechers "Angermünde", ein Stahlseil spannt sich. Gut eine halbe Stunde versucht der Schiffsführer der "Angermünde" auf diese Weise, das Frachtschiff "Nautilia" aus ihrer misslichen Lage zu befreien – bis das Stahlseil reißt. Die "Nautilia" blockiert seit Dienstagnachmittag den Main bei Karlstadt. Beim Verlassen des Hafens am Schwenk-Zementwerk hatte sie sich aufgrund der Strömung gedreht und war auf Grund gelaufen. Seitdem lag sie quer auf dem Main und blockierte die Schifffahrt. Aus eigener Kraft konnte sich die 2582 Tonnen schwere und 10,50 Meter breite "Nautilia" nicht befreien. Die Bergungsarbeiten dauerten den ganzen Mittwoch, erst gegen 16 Uhr gelang es der "Angermünde" und weiteren Schiffen, das Heck des Frachters um etwa zwei Meter zu bewegen. Kurz nach 18 Uhr wurde die Aktion abgebrochen, am Donnerstagmorgen soll es weitergehen.
Um Punkt neun Uhr kam am Mittwochmorgen aus Richtung Himmelstadt der Eisbrecher "Angermünde" und machte zunächst im Hafen des Zementwerks Schwenk fest. Als aus Richtung Harrbach das Schubboot "Paula" eingetroffen war, wurden die ersten Bergungsversuche eingeleitet. Dafür wurde der Wasserstand aufgestaut.
Stahlseil riss bei erneutem Bergungsversuch
Am Heck des havarierten Frachters zog die "Angermünde", während "Paula" von der anderen Seite aus schob. Das Schubboot ist vorne mit Gummipuffern ausgestattet und kann daher andocken. Gleichzeitig sicherte das Arbeitsschiff "Sinn" die Aktion am Bug des Havariefrachters ab. Schaulustige fanden sich an beiden Ufern ein und beoachteten die Rettungsaktion.

Nach dem ersten misslungenen Versuch koppelte das Schubboot "Paula" das Arbeitsschiff "Paul" längsseits an, um gemeinsam noch mehr Kraft entwickeln zu können. Diesmal bewegte sich die "Nautilia" zwar, jedoch riss das am Eisbrecher befestigte Stahlseil. Der nächste Versuch wurde mit einem Synthetikseil unternommen. Auch ein anderes Güterschiff sollte noch zur Hilfe kommen, doch dem Schiffsführer war die Aktion letztlich zu heikel.
Schiffe stauen sich in Harrbach und Himmelstadt
Hätten all die Schlepp- und Schubversuche nicht gefruchtet, wäre man gezwungen gewesen, einen Teil der Fracht zu entladen, erklärte zwischenzeitlich Sebastian Roger, beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt für den Fachbereich Schifffahrt auf dem Main zuständig. Das Schiff ist beladen mit sogenanntem Zement-Klinker, einem bröseligen Zwischenprodukt der Zementherstellung.
Im Laufe des Tages bildete sich an den Schleusen in Himmelstadt und Harrbach ein kleiner Stau, je eine Handvoll Schiffe lagen hier und warteten darauf, dass die "Nautilia" den Main wieder freigeben würde. Aus Richtung Aschaffenburg waren außerdem zehn weitere Schiffe unterwegs, darunter drei Passagierschiffe, so Roger.
Sobald das Schiff geborgen ist, soll es in einem Hafen festgemacht und auf Schäden untersucht werden. Ein Peilschiff wird außerdem mit Echolot den Grund des Mains und das Ufer auf Schäden an der Fahrrinne untersuchen. Die genaue Ursache der Havarie und auch die Schadenshöhe sind derweil noch unklar.
Der Artikel wird im Laufe des Tages aktualisiert.
"Hätten all die Schlepp- und Schubversuche nicht gefruchtet, wäre man gezwungen gewesen, einen Teil der Fracht zu entladen"
Sie hängt doch noch. Hat man den Artikel schon mal in Erwartung der erfolgreichen Bergung geschrieben und dann vergessen zu ändern?