
Mehrmals beschwichtigten Bürgermeister Paul Kruck und Architekt Stefan Schlicht bei der Präsentation des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) für Karlstadt präventiv die Zuhörer: „Das ist nur ein Leitfaden. Das sind Ideen, wie es in den nächsten 20 Jahren in Karlstadt weitergehen könnte.“ Diese Ideen seien aber wichtig, um später Zuschüsse für bestimmte Vorhaben zu bekommen, etwa im Zuge der Städtebauförderung.
Das Schweinfurter Architekturbüro Schlicht und Lamprecht war zwei Jahre lang mit der Erstellung des Konzepts betraut. Dabei hatten Stadtrundgänge und Bürgerwerkstätten stattgefunden. Die Planer beschränkten sich bei ihrer Abschusspräsentation im Rathaussaal auf die Altstadt plus Gemündener Straße plus einen Streifen zwischen Jugendzentrum und am Sohl.
Stadtmöblierung
„Erhöhung der Aufenthaltsqualität“ lautete das Zauberwort, das sie in vielen Fällen für das Untersuchungsgebiet empfehlen. Als Sofortmaßnahme, die in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden sollte, nennen Stefan Schlicht und seine Mitarbeiterin, die Stadtplanerin Marie-Line Le-Léannec, eine „Möblierung“ der Hauptstraße und des Marktplatzes. Auch sollte der Markt aufgewertet werden. In der Prioritätenliste ganz oben siedeln sie außerdem die Gestaltung des Parkplatzes am Jugendzentrum an.
Das Parken sei ein heißes Thema in Karlstadt, sagte Schicht. Die „reine Parkplatzwüste“ am Mainkai zwischen Maintor und Rotem Turm sollte umgestaltet werden. Dabei würden einige Parkplätze wegfallen, dafür aber würde ein Fuß- und Radweg entlang des Mainufers entstehen. Von den jetzt knapp 150 Parkplätzen würde noch etwas die Hälfte bleiben. Dafür sprechen sich die Planer für das bereits ins Auge gefasste Parkdeck an der Gemündener Straße aus. Gegenüber ihrer Idee, ein besseres Parkleitsystem zu schaffen, ist der Bürgermeister „in der heutigen Zeit der Navis“ eher zurückhaltend.
Die Planer empfehlen zudem ein neues Beschilderungskonzept, das auf Sehenswürdigkeiten, Baudenkmäler und Gaststätten hinweist.
Thema Turmkaufhaus
Die meisten Themen sind den Karlstadtern nicht fremd, so auch der Leerstand des Turmkaufhauses. Hier werde die Stadt sich zeitnah um eine Lösung bemühen und möglicherweise von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen, um das Gebäude dann an den richtigen Interessenten weiterzuverkaufen, kündigte Kruck an.
Einmal mehr angesprochen wurde das Thema der „bedrückenden Atmosphäre“ in der Unterführung. An der Enge „unten“ könne man nichts ändern, so Kruck. Die Planer schlagen aber eine offenere, aufgeweitete Gestaltung der Zugänge auf beiden Seiten vor. Auch sollten die Rampen flacher und breite Freitreppen geschaffen werden. Wie das mit der Ringstraße in Einklang zu bringen wäre, ließen die Planer offen. Der „Klosterpark“ gegenüber vom neuen Rathaus sollte umgestaltet werden. Generell wurde bedauert, dass Verhandlungen mit der Bahn äußerst zäh sind und nicht immer zu einem Ergebnis führen.
Andeutung der Stadtmauer
Auf der Neuen Bahnhofstraße als Fortsetzung der Unterführung sollte die Fahrbahn schmaler werden, um Fußgängern mehr Raum zu geben. Umgestaltet werden sollte die Jahnanlage. So empfehlen die Planer dort zwar nicht den Wiederaufbau der Stadtmauer, aber eine Andeutung von deren Verlauf in Form von Sitzelementen. Seniorenbewegungsgeräte könnten dort ihren Platz finden. Das setzt sich im Ehrenhain fort, bei dem man die Mauer Richtung Main abreißen und durch Sitzstufen ersetzen könnte. Zusätzliche Sitzstufen finden sich auch in einer Skizze zusätzlich zum „Lüchemäuerle“, in jüngerer Zeit häufig „Mainmäuerle“ genannt.
Der Busbahnhof könnte umgestaltet und mit einem zentralen Dach versehen werden. Die Skaterhalle würden die Planer in ein Fahrradparkhaus verwandeln.
Themen außerhalb der Altstadt wurden nur kurz gestreift. So wirke die Bodelschwinghstraße als Barriere. Es würden öffentliche Treffpunkte fehlen, Und Baulücken seien nur schwer zu schließen, weil sie in Privathand sind.
Wie geht es in der Altstadt weiter?
Heftige Kritik aus den Zuhörerreihen gab es, weil nicht näher darauf eingegangen wurde, wie es mit der Sanierung der nordöstlichen Altstadt weitergehen sollte. Leonhard Kehrer: „Hier wurde nichts gesagt über den Nürnberger Hof und den Schulhof an der Vhs.“ Er bezweifelte auch, dass die jetzige Regelung in diesem Quartier mit „Verkehrsberuhigtem Bereich“ trotz vorhandener Gehsteige gesetzeskonform sei. Kruck sah darin kein Problem, stellte aber in den Raum, „ob es eine gute Idee war, die ganze Altstadt verkehrsberuhigt zu machen“.
Gut 40 000 Euro hat ISEK gekostet. Davon muss die Stadt 40 Prozent selbst tragen, Zu 60 Prozent wird es bezuschusst.