Das ist einmalig. Am Freitagabend machte Michael Günther bei einem Konzert zum 30-jährigen Bestehen des Kulturvereins Schloss Homburg am Main deutlich, dass er mit seinem Projekt „Clavier am Main“ das Gebsattelschloss zu einem einzigartigen Ort für die Liebhaber der historischen Aufführungspraxis von Werken klassischer Musik gemacht hat.
Zum Vereinsjubiläum hatte er einen Stuttgarter Hammerflügel aus dem Jahr 1815 aus seiner beeindruckenden Sammlung historischer Tasteninstrumente gerade über den Schlosshof auf die Bühne der Schlossscheune gebracht. Zum Konzert hatte Günther mit Milena Schuster (Gesang und Violine), Els Biesemans (Fortepiano), Mathias von Brenndorff (Traversflöte) und Gerhart Darmstadt (Violoncello) versierte Musiker eingeladen, die zum Teil in den über 200 Konzerten der Musikreihe auf Schloss Homburg schon mehrfach zu Gast waren.
Bezüge zur Region
Die eigentliche Besonderheit des Abends lag freilich in der Auswahl der aufgeführten kammermusikalischen Werke, die einst von Komponisten mit biografischen Bezügen zur unmittelbaren Umgebung oder zum unterfränkischen Raum geschaffen worden waren. Günther präsentierte ebenso einige seltene Musikalien aus seiner umfangreichen Sammlung, die Schwerpunkte seiner musikwissenschaftlichen Forschungen belegten.
Getragen und sentimental
An den Beginn des Musikprogramms waren Werke von Peter Anton Kreusser (1765-1831) gesetzt worden, der im nahen Lengfurt geboren wurde und einer musikalischen Familie entstammte. Els Biesemans und Milena Schuster stellten die geschmeidige und gemütvolle Sonate für Clavier und Violine in C-Dur vor, die Kreusser 1802 in London nach einem Werk des kindlichen Genies Mozart schuf. Drei Lieder die 1805 in London entstanden waren, gerieten in der Interpretation von Sängerin Milena Schuster zu einem intensiv-gefühlvollem Beleg für Kreussers umfassende Kompositionskunst.
Getragen, sentimental ist der Ausdruck des Lieds „Auf der Liebe dunklem Meere“ des in Würzburg geborenen Mainzer Hofmusikers und Pianisten Franz Xaver Sterkel (1750-1817). Das ernste Gesangswerk inspirierte den Komponisten zu einem instrumentalen Variationswerk, das anschließend vom Trio Milena Schuster (Violine), Gerhart Darmstadt (Cello) und Michael Günther (Fortepiano) ausdrucksvoll gestaltet wurde.
Der in Miltenberg geborene Joseph Martin Kraus (1756-1792) avancierte zum königlichen Kapellmeister in Schweden. Im dortigen Schloss Drottningholm entstand im Sommer 1787 ein Klaviertrio, das Mathias von Brenndorff auf der Querflöte mit Begleitung von Gerhart Darmstadt und Michael Günther zu einem ruhigen, zarten und betont emotionalen Hörerlebnis werden ließ.
Bei der Klaviersonate zu vier Händen in G-Dur (op. 2) des aus Marktheidenfeld stammenden Johann Friedrich Anton Fleischmann (1766-1798) handelt es sich um ein in der Region hoch geschätztes Kabinettstück klassischer Kammermusik. Michael Günther und Els Biesemans zeigten mit den beiden Sätzen Andante und Allegro assai die hohe Originalität und Lebensfreude im schmalen Werk des am Meininger Hof tätigen Komponisten und Kabinettsekretärs.
Luftig-tänzerisches Menuetto
Zu einer echten Überraschung geriet am Ende das heiter-bewegte Klavierquartett in C-Dur von Johann Joseph Anton Bauer (1725-1808), der unter anderem am fürstbischöflichen Hof in Würzburg beschäftigt war. Vor allem das luftig-tänzerische Menuetto, dargeboten von Mathias von Brenndorff, Milena Schuster, Gerhart Darmstadt und Michael Günther dürfte bei den rund 100 Zuhörern nachhaltig in Erinnerung bleiben. Zu Beginn des Abends hatte Josef Kuhn als stellvertretender Vorsitzender des heutigen Kulturvereins Schloss Homburg am Main bei seiner Begrüßung auf die Anfänge vor 30 Jahren im Verein zur Rettung von Schloss Homburg hingewiesen. Eine verteilte Festschrift zeigte die Verdienste und Initiativen der Vereinsmitglieder im Einzelnen auf. Als Dankeschön habe man diesen Abend veranstaltet.
In Ermangelung der Anwesenheit jedweder Prominenz aus der Kommunalpolitik blieb es Homburgs Weinprinzessin Lena Dornbusch vorbehalten, dem Verein den Dank für die großen Leistungen zum Erhalt der historischen und kulturellen Schätze Homburg dann umso charmanter auszusprechen.