Ein ganz außergewöhnliches Klangerlebnis konnten die Freundinnen und Freunde "Alter Musik" im bestens besuchten Stucksaal des Homburger Gebsattelschloss genießen. Hausherr Michael Günther hatte die Lautenistin Sigrun Richter aus Usingen an den Main eingeladen und mit ihr ein seltenes Instrument von europäischer Bedeutung.
Ein glücklicher Zufall spielte dem Lautenbauer und Restaurator Nico van der Waals eine Laute in die Hände, die ursprünglich in Füssen bei Joseph Hellmer im Jahr 1601 entstanden war. Viele spielbereite Lauten aus dieser einstigen Hochzeit des Lautenbaus sind heute weltweit nicht mehr vorhanden. Richter sprach von sieben vergleichbaren Exemplaren. Das nun aufgefundene Instrument hatte viele Umbauten und Reparaturen auf dem Weg über Leipzig, die Schweiz, München und Marktneukirchen erlebt.
Das Resultat überzeugte
Nun war es die Aufgabe von Nico van der Wals, die Laute sorgfältig und einfühlsam in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. In den Jahren 2019 und 2020 gelang ihm dies. Das Resultat überzeugte in Homburg klanglich restlos, als Sigrun Richter ein Konzert mit Werken aus der Renaissance um 1600 präsentierte. Bald wird die restaurierte Laute ihren Platz in der berühmten Sammlung von Gianni Lazzari in Bologna finden.
Schon ein Stück nach einer Nürnberger Handschrift aus dem Jahr 1590, das volkstümlich vom Versepos "Der rasende Roland" von Ludovico Ariosto inspiriert wurde, verdeutlichten die engen Bezüge der damaligen Lautenmusik nach Italien. Füssen, wo Joseph Hellmer tätig war, entwickelte sich aufgrund seiner Lage an wichtigen Handelswegen und seiner Nähe zu geeigneten Hölzern zu einem Zentrum des Instrumentenhauses. So traten nicht wenige Meister aus dem "Cremona des Nordens" ihren Weg aus Konkurrenzgründen vor Ort in die musikalischen Zentren Oberitaliens an. Noten-Handschriften fanden im Gegenzug von dort in Deutschland Verbreitung, wurden von Verlagen in Köln oder Nürnberg veröffentlicht.
Die kurzen Werke klangen verträumt
Sigrun Richter gelang es virtuos, die Blüte des Lautenspiels der Renaissance zur Entfaltung zu bringen. Die kurzen Werke klangen verträumt, arkadisch oder auch festlich, höfisch und tänzerisch.
Das ganze Konzert stieß auf großes Interesse beim Publikum, das am Ende kräftig applaudierte. Mit einer Zugabe aus dem Schaffen von Vincenzo Galilei, Vater des berühmten Astronomen Galileo, wurde man reich belohnt.