
Das Jahr 2023 war ein Meilenstein für die Entwicklung der Stadt Lohr als Gesundheitsstandort. Es gab Spatenstiche für gleich zwei medizinische Großbauprojekte: die neue Gerontopsychiatrie des Bezirkskrankenhauses und die neue Zentralklink des Landkreises Main-Spessart. Auf den beiden rund 500 Meter voneinander entfernt liegenden Baustellen ist jeweils das Jahr 2026 als Fertigstellungstermin angepeilt. Aktuell gibt es beim Stand der Arbeiten Unterschiede. Ein Überblick nicht nur über das, was im alten Jahr geschehen ist und im neuen Jahr geschehen soll, sondern auch darüber, was speziell für das Bezirkskrankenhaus in den kommenden Jahren an weiteren Großinvestitionen bevorstehen könnte.
Doch fangen wir mit der Zentralklinik des Landkreises an. Sie ist die deutlich größere der beiden Klinik-Baustellen. Das offenbarte sich 2023 allein schon am Faktor Ehrengast: Zum Spatenstich für die neue Gerontopsychiatrie im März 2023 war "nur" der damalige Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek angereist. Ein halbes Jahr später hingegen griff Ministerpräsident Markus Söder höchstselbst zum Spaten.
Reichlich Erde bewegt worden war auf dem Baufeld des Zentralklinikums schon seit Juli. Neben dem Anlegen der Baugrube standen vor allem die Arbeiten für die mehrere hundert Meter lange Zufahrtsstraße auf dem Plan. Die soll laut Zeitplan des Klinikums im ersten Quartal 2024 fertig werden. Derzeit laufen auf der Baustelle die Arbeiten an der Bohrpfahlwand, welche die Baugrube bergwärts absichert.
Arbeiten liegen im Zeitplan
Insgesamt liegen die Arbeiten im Zeitplan, so die Pressestelle des Klinikums auf Anfrage. Zwar habe es im November einen unvorhergesehenen Wassereinbruch aus historischen Drainageleitungen gegeben. Doch man habe das Problem ohne Auswirkungen auf den Bauzeitenplan schnell beheben können.
Sobald die Wand aus Bohrpfählen fertig ist, soll mit dem Aushub der Baugrube für Klinik und Wirtschaftshof weitergehen. Auch die Erdarbeiten an den Umfahrungsstraßen stehen bevor. Trotz der frostigen Temperaturen herrschte auch zuletzt Betrieb auf der Baustelle.

Abseits der Baugrube wird am Zuschnitt der künftigen Zentralklinik gefeilt. Als Beispiele sind hier laut Pressestelle die aktuell laufende Potenzialanalyse zum Thema Digitalisierung und Robotik im neuen Haus zu nennen, sowie das Arbeiten am Energiekonzept. Auf die Frage, wie es etwa um die Idee stehe, Abwärme der Gerresheimer-Glashütte für die Klinik zu nutzen, lässt die Pressestelle wissen, dass man dazu "fortlaufend im Austausch" stehe.
Für den Klinikbau selbst sehe der weitere Zeitplan für den kommenden Sommer das Betonieren der Bodenplatte und die Grundsteinlegung vor. Bis Ende des Jahres soll nicht nur die Bodenplatte fertig, sondern auch der Rohbau begonnen sein.
Rund 500 Meter weiter, auf der Baustelle für die neue Gerontopsychiatrie des Bezirkskrankenhauses, ist die Bodenplatte hingegen teilweise schon gegossen. Auch hier, so Krankenhausdirektor Bernd Ruß, liegen die Arbeiten im Zeitplan. Ziel für 2024 sei es, den Rohbau für das 100-Betten-Haus mit seinen beiden dreigeschossigen Baukörpern komplett fertigzustellen. Die Inbetriebnahme des Gebäudes ist laut Ruß für Oktober 2026 angepeilt. Doch abgeschlossen sein dürften die Investitionen im Bezirkskrankenhaus damit noch lange nicht. Jedenfalls gibt es laut Ruß Überlegungen für eine ganze Reihe weiterer und zum Teil größerer Bautätigkeiten. Als Beispiel nennt der Krankenhausdirektor eine für 2024 vorgesehene Machbarkeitsstudie zur möglichen Erweiterung des Schwesternwohnheims.
Die Notwendigkeit einer solchen Erweiterung begründet Ruß damit, dass "freier Wohnraum in Lohr eher gering vorhanden" sei. Aktuell werde der Nutzungsgrad des vorhandenen Schwesternwohnheims untersucht.
Bedarf an Wohnraum
Schon länger verzeichnet des BKH einen steigenden Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten für seine Mitarbeitenden. Aus diesem Grund hatte das BKH auch einen Mietvertrag auslaufen lassen, mit dem elf Wohnungen im Schwesternwohnheim dem Klinikum Main-Spessart überlassen worden waren. Man benötige die insgesamt 77 Appartements in dem 1974 fertiggestellten Schwesternwohnheim selbst, beispielsweise für aus dem Ausland angeworbene Ärzte ebenso wie für Pflegekräfte, Auszubildende, Praktikanten oder junge Menschen, die am BKH ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren, hatte Ruß diesen Schritt begründet.
In einer weiteren Machbarkeitsstudie soll in diesem Jahr untersucht werden, ob das Haus 1, also das frühere Forensik-Gebäude auf dem weitläufigen BKH-Areal, zu einem innerbetrieblichen Fortbildungs- und Schulungszentrum umgebaut werden kann. Die dafür genutzten derzeitigen Räume in Haus 2 platzen laut Ruß aus allen Nähten. Man müsse zunächst jedoch die Bausubstanz von Haus 1 prüfen und auch mögliche Kosten eines Umbaus prüfen, bevor eine Entscheidung falle.
Forensik-Erweiterung beantragt
Vom Tisch ist hingegen die Überlegung, auf der dem Bezirk gehörenden Freifläche oberhalb des Bezirkskrankenhauses eine große Photovoltaik-Anlage (PV) zu installieren. Grund: Womöglich wird die Fläche für eine ganz andere Nutzung benötigt. Denn laut Ruß ist die Erweiterung der Forensik beantragt. Der Fachbereich, in dem psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter therapiert werden, hat offiziell 118 Betten, ist jedoch seit Jahren dramatisch überbelegt. Im Gespräch war zuletzt beispielsweise, dass die Lohrer Forensik eine eigene Frauenstation erhalten solle.

Während man am BKH bezüglich der Forensik-Erweiterung auf grünes Licht wartet, geht es in einem ganz anderen Bereich weiter voran: bei der auf insgesamt rund 4,5 Millionen Euro veranschlagten Sanierung des Kanalnetzes auf dem Gelände. Hier ist der erste Bauabschnitt laut Ruß so gut wie fertig, die beiden anderen sollen 2024 und 2025 folgen. Doch damit nicht genug: Als weiteres Großprojekt am Klinikstandort Lohr nennt Ruß die Erneuerung der BKH-Heizzentrale. Überdies gebe es die Überlegung, weitere Dächer auf dem BKH-Areal mit PV-Anlagen zu bestücken.
Ziel: Neues Gesicht des BKH
Zu guter Letzt soll für rund zehn Millionen Euro das bestehende Haus 40 mit der direkt daneben entstehenden neuen Gerontopsychiatrie verbunden und umgebaut werden. Die so entstehende zentrale Patientenaufnahme soll laut Ankündigung der Klinikverantwortlichen nichts Geringeres werden als das "Neue Gesicht" des Bezirkskrankenhauses.